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#14 Luftabwehr und Gerüchte: Griechenlands Standpunkt im Ukraine-Konflikt

Außerdem: Saharastaub sorgt für Farbenspektakel über Athen

28.04.2024 30 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Folge werden Themen wie die Unwetterkatastrophe in Mittelgriechenland, das Naturphänomen des orangefarbenen Himmels in Athen, Waldbrände in Griechenland und das orthodoxe Osterfest besprochen. Im Interview mit Tilman Kuban, dem Berichterstatter des Europaausschusses für Griechenland im Deutschen Bundestag, diskutiert Host Marian Wendt die Entwicklung Griechenlands nach der Finanzkrise, Erfolge bei Reformen und Digitalisierung sowie Herausforderungen im griechisch-deutschen Verhältnis, insbesondere im Bereich der Migration und des Grenzschutzes.

In dieser Folge Themen wie die Unwetterkatastrophe in Mittelgriechenland, das Naturphänomen des orangefarbenen Himmels in Athen, Waldbrände in Griechenland und das orthodoxe Osterfest. Im Interview mit Tilman Kuban, dem Berichterstatter des Europaausschusses für Griechenland im Deutschen Bundestag, diskutiert Host Marian Wendt die Entwicklung Griechenlands nach der Finanzkrise, Erfolge bei Reformen und Digitalisierung sowie Herausforderungen im griechisch-deutschen Verhältnis, insbesondere im Bereich der Migration und des Grenzschutzes.

Kuban betont die Notwendigkeit europäischer Regelungen und Unterstützung für Griechenland bei der Sicherung der Außengrenzen. Weitere Themen sind die europäische Verteidigungsstrategie, Lieferung von Raketenabwehrsystemen an die Ukraine, die Bedeutung der NATO-Partnerschaft und diplomatische Bemühungen zwischen Griechenland und der Türkei zur Entspannung in der Ägäis. in Greece2Go werden die Karwoche und das orthodoxe Osterfest in Griechenland besprochen, inklusive traditioneller Bräuche und Feierlichkeiten.

Links zur Folge

Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
https://www.bundestag.de/europa

Website Tilman Kuban
https://www.tilmankuban.de/



Transkript

Jassas Adenauer, der Podcast für Griechenland und die Region.
SPEAKER 3
00:00:06
Jassu, Olga. Jassu, Marian. Hallo, liebe Zuhörer.
SPEAKER 1
00:00:15
Ja, es ist schön, Dich wieder zu sehen.
SPEAKER 3
00:00:18
Es war ja so viel Staub hier an der Luft.
SPEAKER 1
00:00:21
Ja, richtig orange war es im Himmel.
SPEAKER 3
00:00:24
Ein unglaubliches Naturphänomen, muss ich sagen, habe ich noch nie erlebt.
SPEAKER 1
00:00:27
Also ich muss sagen, die letzten Jahre kann ich mich nicht daran erinnern, solche Bilder gesehen zu haben.
SPEAKER 3
00:00:32
Ja, also es war eine Vision. Beeindruckende Tage liegen hinter uns mit den Naturschauspielen. Liebe Hörerinnen und Hörer, Sie haben es vielleicht auch mitbekommen. Und ja, damit begrüßen wir Sie zunächst ganz herzlich hier bei Jassas Adenauer, der Podcast für Griechenland und die Region. Hallo und herzlich willkommen. Es war viel los die letzten Tage. Wir hatten eine Delegation zu Gast, Tilman Kuban, der Berichterstatter des Europaausschusses für Griechenland im Deutschen Bundestag, mit dem wir im Interview seinerweise nachbetrachten. Und nächste Tage werden ja auch wieder spannend. Endlich die Fastenzeit vorbei, oder Olga?
SPEAKER 1
00:01:10
Und Ostern steht vor unserer Tür. Endlich das orthodoxe Ostern, Marian, weil Eures ist ja schon seit Wochen wieder vorbei.
SPEAKER 3
00:01:18
Das stimmt. Und ich hoffe, du erzählst uns dabei in Greece to go, wie du und wie die Griechen Ostern feiern.
SPEAKER 1
00:01:24
Na gerne doch.
SPEAKER 3
00:01:25
Also damit ein kleiner Ausblick und damit herzlich willkommen hier bei Jassas Adenauer. Und jetzt geht es zunächst in die Nachrichten mit der Olga, wo es auch um den Sahara-Staub gehen wird.
SPEAKER 1
00:01:38
Jassas Adenauer. Das Wichtigste aus Griechenland und der Region. Mitsotakis beziffert Schäden der Unwetterkatastrophe des letzten Jahres. Griechenlands Premierminister Mitsotakis hat die Schäden, die die schweren Unwetter im vergangenen September in Mittelgriechenland angerichtet haben, jetzt konkretisiert. Die durch die Stürme Daniel und Elias verursachten Schäden bezifferte Mitsotakis auf über drei Milliarden Euro. Fast die Hälfte dieses Betrages werde für die Instandsetzung der zerstörten Straßen- und Schieneninfrastruktur sowie von Schuldbeuten benötigt, sagte der Premierminister bei einer Veranstaltung in der mittelgriechischen Stadt Mousaki. Mitsotakis dankte den Bewohnern Thessaliens für ihre Standhaftigkeit und Entschlossenheit, die Verwüstungen der Unwetterkatastrophe zu beheben. Anerkennende Worte fand der Premierminister auch für die Arbeit der regionalen und kommunalen Verwaltungen, die nach den Unwettern in die Kritik geraten waren. Kein Bürger Thessaliens darf von der Fürsorge des Staates ausgenommen werden, versicherte Mitsotakis, der mit dem Blick nach vorne sagte, dass die neu gebauten Straßen besser sein werden als die alten und in die entlegensten Winkel der Region führen werden. Sahara-Sand sorgt für Farbenspektakel über Athen. Der Himmel über Athen verfärbte sich Mitte der Woche orange als starke Winde Sand aus der Sahara in die griechische Hauptstadt und andere Landesteile trugen. Am Dienstagnachmittag ergab sich den Athenern ein Farbenspektakel, das Beobachter mit Ansichten des Mars verglichen. Wenn die Sonne untergeht und tief steht, fallen ihre Strahlen auf die Staubschicht in der Atmosphäre. Das Ergebnis sind diese wunderbaren und unheimlichen Farben, die wir am Himmel sehen, erklärte Physik- und Chemieprofessor Nikos Michalopoulos das Lichtphänomen. Auf der südlichen Insel Kreta stieg das Thermometer auf über 30 Grad Celsius. Starke Winden fachten Waldbrände an. Laut Medienberichten wurde auf der Zykladeninsel Paros drei Menschen festgenommen, die einen Buschbrand ausgelöst haben sollen. Es wurden keine nennenswerten Schäden gemeldet, das Feuer konnte schnell unter Kontrolle gebracht werden. In Griechenland kommt es jeden Sommer zu verheerenden und oft tödlichen Waldbränden. Im vergangenen Jahr verzeichnete das Land den grössten Waldbrand in der Europäischen Union seit mehr als zwei Jahrzehnten. Angesichts anhaltender Trockenheit in Verbindung mit für die Jahreszeit hohen Temperaturen gehen die Behörden davon aus, dass die kommenden Monate für die Feuerwehrleute schwierig werden.
SPEAKER 3
00:04:48
Und das waren die Nachrichten aus Griechenland. Jetzt bei mir zugeschaltet aus Berlin, kurz vor dem Ende der Sitzungswoche am Deutschen Bundestag, Tilman Kuban, Abgeordneter der CDU-CSU-Fraktion. Herzlich willkommen, herzlichen Gruß hier im Podcast.
SPEAKER 2
00:05:07
Erstmals aus Berlin.
SPEAKER 3
00:05:13
Tilman Kuban ist erstmalig in dieser Wahlperiode Mitglied des Deutschen Bundestages, er war Bundesvorsitzender der Jungen Union Deutschlands, ist Abgeordneter für den Wahlkreis Hannover Land II, Mitglied im Wirtschaftsausschuss und für uns ganz besonders wichtig und interessant, er ist Mitglied im Europaausschuss des Deutschen Bundestages und hier unter anderem Berichterstatter für Griechenland. Lieber Tilman, du bist ja jetzt, letzte Woche, wieder hier im Land gewesen auf Berichterstatterreise. Du warst davor schon einige Male im Land. Wie hat sich Griechenland entwickelt? Was macht Griechenland aus deiner Sicht richtig, was macht es falsch?
SPEAKER 2
00:05:55
Die Entwicklung, ich war jetzt in den letzten zehn Jahren mehrfach da und wenn man sich das überlegt, gerade im Rahmen der Finanzkrise und Wirtschaftskrise, haben wirklich die Griechen einen hohen Preis gezahlt, aber sie haben sich wahnsinnig entwickelt. Sie sind Vorreiter beispielsweise im Bereich der Digitalisierung. Das ist etwas, das zeigt, dass es eine richtige Erfolgsgeschichte ist, die sich in den letzten Jahren entwickelt hat und das merke ich bei jedem Besuch mehr und mehr.
SPEAKER 3
00:06:24
Was glaubst du so ein bisschen, worauf dieser Erfolg beruht? Es ist eine Erfolgsgeschichte. Ich meine, vor zehn Jahren, da kann man vielleicht so sagen, da war Griechenland irgendwie so ein Sorgenkinder-Europa und jetzt vielleicht zum Musterschüler sogar geraten.
SPEAKER 2
00:06:40
Man hat die Chance genutzt, die Reformen angestoßen. Das war sicherlich auch ein gewisses Teil der Tränen und das war echt hart auch für die Bevölkerung. Man sieht ja auch heute noch, dass die Wirtschaft immer noch nicht ganz auf dem Niveau ist, aber natürlich einen wahnsinnig klassen Wachstumsraten hat mit fast vier Prozent. Davon träumen wir hier in Deutschland nur. Und man sieht das auch an der Person Mitsotakis. Der Premierminister ist heute einer der anerkanntesten, wenn nicht sogar einer der stärksten Führer der Europäischen Union. Also da muss man wirklich sagen, da ist ja echt jemand, der richtig Gewicht einbringt.
SPEAKER 3
00:07:21
Ja, es gibt natürlich Griechenland, es gibt doch sicherlich einiges, was schlecht läuft. Wenn ich an das griechisch-deutsche Verhältnis denke, dann ist natürlich bei allen Besuchern, du warst ja selber letzte Woche auch hier, das Thema Migration das Thema, was alle vor große Herausforderungen stellt. Wie würdest du aus deiner Sicht und insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass wir die Grenzanlagen am Evros besucht haben, diese Situation der Migration im Land zurzeit beurteilen?
SPEAKER 2
00:07:53
Ja, wir fahren ja, wie gesagt, zum gesprochenesten Teil am Evros. Aber wir waren eben auch im letzten Jahr auf Spiegos, also auf der Insel. Und das hat mir der gezeigt, die Griechen machen wirklich einen tollen Job dort. Sie sind auch bereit, durchaus noch härter das Vorgehen zu zeigen. Aber was dann immer da fehlt, sind dann auch die richtigen europäischen Regelungen. Von daher muss man wirklich sagen, der Grenzschutz, den sie dort machen und die Kontrollen und auch die technischen Möglichkeiten, die sie nutzen, haben mich sehr beeindruckt. Zum Beispiel, du erinnerst mich vielleicht an die Erdschlagprediktoren, die sie an der Grenze nutzen. Das hatte ich so noch nicht gesehen am Grenzübergang Kipi. Von daher muss man wirklich sagen, das ist schon beeindruckend und auf allerhöchstem Standard.
SPEAKER 3
00:08:41
Ja, was glaubst du, sind ja europäische Außengrenzen. Gerade die Grenze zur Türkei hat ja eine hohe Sensibilität, auch aufgrund der Geschichte. Was glaubst du, müsste Europa vielleicht noch ein Stück weit mehr machen? Wo müsste es auch die Griechen unterstützen? Was kann vielleicht auch der Deutsche Bundestag beschließen oder sollte er beschließen, einen effektiveren und noch besseren Außengrenzschutz auch zu gewährleisten?
SPEAKER 2
00:09:07
Ich bin sehr gespannt auf die Debatte. Du hast es ja wahrscheinlich mitbekommen. Wir haben auch übernächste Woche beim Bundesparteitag durchaus Anträge, die auch zur Rückweisung an der EU-Außengrenze fordern. Ich habe in den Gesprächen schon gemerkt, die Griechen sind dazu bereit, aber die rechtlichen Rahmenbedingungen lassen das momentan nicht zu. Das wird eine heiße Debatte auch in der CDU werden. Ich bin sehr gespannt, wie das Ganze ausgeht. Aber ich merke eben bei unseren griechischen Partnern, dass sie da eine sehr, sehr klare Linie haben. Für uns natürlich etwas, und das haben wir auch viel diskutiert, ist die Frage der Sekundärmigration aus Griechenland in andere EU-Staaten. Dass dann Leute als anerkannte Asylbewerber einfach eine 90-Tage-Urlaubsregelung nutzen können und darüber nach Deutschland kommen, indem sie einfach erklären, sie würden jetzt gerne mal das Baden-Württemberger Tor sehen. Es sind einfach Lücken entstanden, die viele Leute nutzen. Ich war dabei, auf eine Anfrage noch mal zu machen und reinzuhören, wie viele das wirklich sind über das Jahr. Aber das ist ja so nicht tragbar.
SPEAKER 3
00:10:13
Diese 90-Tage-Regelung ist eine große Fragestellung. Es gibt viele Personen, mehrere 10.000. Und danke da auch für das Erfragen der Zahl noch mal. Mehrere 10.000 Personen, die sich in Deutschland aufhalten, die eigentlich ein abgeschlossenes Asylverfahren haben und nach Dublin-Regeln da auch entsprechend zurückgeführt werden müssen. Was glaubst du, wie siehst du den politischen Spielraum, so eine Änderung herbeizuführen? Das müsste ja zunächst von der deutschen Bundesregierung gewollt und dann angestoßen werden auf europäischer Ebene.
SPEAKER 2
00:10:43
Ja, und am Ende muss es natürlich auch darum gehen, dass wir dafür die Rückendeckung der deutschen Justiz haben. Wie bekannt ist, wir führen momentan im Rang von Dublin ja auch nicht zurück nach Griechenland, weil man das für unzumutbare Zustände hält dort. Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich so ist. Es gibt da auch eine klare Linie von Seiten der Griechen, die halt sagen, wir haben ein Sozialsystem, aber wir werden jetzt nicht für diejenigen Asylbewerber das Sozialsystem erhöhen, weil es gilt ja für uns Griechen auch nicht. Und nur weil ihr so hohe Sozialstandards in Deutschland habt, heißt das noch lange nicht, dass wir uns das leisten können. Wenn man sich mal die Löhne anguckt, auch die Durchschnittslöhne, dann sind die ja weit unter dem, was wir in Deutschland haben. Und deswegen muss man da, glaube ich, schon ein bisschen auch die Kirche im Dorf lassen. Ich bin mir nicht mal ganz sicher, ob die deutschen Gerichte da so die Standards und auch die Lebensstandards vor Ort eigentlich kennen oder nur das sehen, was hier bei uns passiert, aber da werden wir noch ein paar Gespräche führen.
SPEAKER 3
00:11:50
Ja, da schon mal auch viel Erfolg. Und ich glaube, dieses Thema wird uns weiterhin mitleiten und vielleicht haben wir zu deinem nächsten Besuch schon einen besseren Stand. Ein weiteres Thema, was sicherlich auch in dieser Woche auf der Hannover Messe eine große Rolle gespielt haben wird, ist das Thema Digitalisierungsstrategie. Wie ist da dein Eindruck? Was hast du denn von Griechenland mitgenommen im Bereich Digitalisierung?
SPEAKER 2
00:12:17
Ja, es wird mich Griechenland an Deutschland vorbeigezogen in den letzten Jahren. Das ist mir schon in den letzten zwei Jahren bei meinen Besuchen immer wieder deutlich geworden, auch in den Gesprächen. Aber jetzt auch bei meinem Freund Kostas Kieranakis im Digitalministerium, Vizeminister, wie er uns da gezeigt hat, dass alle Verwaltungsdienstleistungen in einem Chatbot umgesetzt worden sind und dass ich dort so einfach nachgucken kann, welche Unterlagen brauche ich, wenn ich mein Auto ummelden muss, wo muss ich mich melden, wenn ich heiraten möchte oder Ähnliches. Da hat Deutschland Aufholbedarf, muss man ernsthaft sagen. Vielleicht gehört das einzelne Behörden beispielsweise im Zoll, dass wir das haben. Aber dass wir das für alle Verwaltungsdienstleistungen haben, davon gehen wir bald weg. Und auch, wenn ich mich angucke, alleine beim Thema ID, die ID im Wallet, das ist ja schon fast Standard in vielen Ländern Europas. Deutschland hinkt da einfach wahnsinnig hinterher. Von daher sollten wir uns da nicht so sehr als Lehrmeister ausspielen, sondern vielleicht eher mal überlegen, was wir auch lernen können von anderen. Da sind die Griechen vorne dabei.
SPEAKER 3
00:13:26
Was glaubst du, was da den Unterschied ausmacht? Ich glaube, es hängt nicht am Willen oder am Nichtbekanntsein in Deutschland. Aber nicht alle scheinen an einem Strang zu ziehen, nicht alle scheinen zu wollen. Irgendworan hapert es ja im Vergleich zu Griechenland.
SPEAKER 2
00:13:45
Ich glaube, es ist viel mehr ein Umbildungsproblem als ein Erkenntnisproblem. Das ist in der Tat so. Man muss ja sagen, wir waren ja auch mit zwei Bürgermeisterkollegen unterwegs, mit dem Merkel, Frank und dem Felix Petersen, die das auch nochmal bestätigt haben, dass wir natürlich eine andere Stärke auch im Föderalismus der Länder, beziehungsweise auch eine andere Stärke der deutschen kommunalen Selbstverwaltung haben, als das schlecht in Griechenland der Fall ist. Dort ist ja schon sehr, sehr stark auf Athen fokussiert. Und da kann es natürlich schlecht manche Dinge auch einfacher durchsetzen. Aber bei den Bürgern vor Ort, da zählt das Ergebnis. Und der fragt nicht nach der Frage von Zuständigkeiten oder Ähnlichem, der sagt, dann macht es halt so, dass es Sinn macht und dass es funktioniert. Und deswegen sind wir da als Politik insgesamt gefordert.
SPEAKER 3
00:14:35
In Griechenland läuft es gut, alle Fragen, die Digitalisierung angehen. Gibt es denn aus deiner Sicht, ich habe es leider nicht wahrgenommen, irgendwelche Initiativen aus Deutschland auch mal zu sagen, auf Verwaltungsebene, auf Professional-Ebene zu sagen, wir fahren auch mal nach Griechenland, wir sprechen mit den Kollegen, was sie machen. Weil das ist so ein Thema, das berührt einen gar nicht. Du hast ja gesagt, Griechenland ist in Deutschland in der Frage der Digitalisierung vorbeigezogen. Da kann man ja auch ehrlich sagen, gut, dann können die Griechen auch was besser. Das ist ja auch sehr verständnisvoll und sehr erklärbar in dem europäischen Kontext. Gibt es da irgendwelche Prozesse? Hast du das wahrgenommen aus dem Bundestag heraus, aus der Regierung heraus, regierungsseitig vor allen Dingen ja auch?
SPEAKER 2
00:15:19
Nachholbedarf, wie ich früher schon gesagt habe, ist kein Erkenntnisproblem, es ist ein Umsetzungsproblem. Deswegen, den Nachholbedarf sieht man hier schon. Den sieht, glaube ich, jeder, der mit offenen Augen durch Deutschland läuft. Dass es jetzt Verwaltungskooperationen speziell mit Griechenland gibt, das ist mir noch nicht aufgefallen. Bin aber auch nicht in jedem Detail drin, zum Beispiel was dann im Rat auf europäischer Ebene besprochen wird, wo man da vielleicht auch zwischen der griechischen Verwaltung, der deutschen Verwaltung oder ähnlichen gemeinsam zusammenarbeitet. Aber ich würde sagen, da gibt es auf jeden Fall die Möglichkeit, nach den Mottos von Carsten Wendelmann, einfach mal machen, auch dieses ein oder andere Projekt als Pilotprojekt vielleicht noch anzuschnauzen.
SPEAKER 3
00:16:06
Ja, das kann man nur wünschen. Da ein anderer Themenbereich, der auch noch später in unseren regionalen Nachrichten ein Thema spielen wird und natürlich über allem steht, und ich weiß, dass du da persönlich auch sehr engagiert bist, ist das Thema Ukraine. Es geht ja um die Ukraine an sich natürlich, um den Kampf gegen die russischen Invasoren, gegen den russischen Angriffskrieg. Es geht natürlich auch um eine europäische Verteidigungsstrategie perspektivisch, über eigene Fähigkeiten sich auch selber verteidigen zu können. Da ist ja in dieser Woche das Thema hochgekommen, der Raketenabwehr, der Lieferung von Raketenabwehrsystemen Patriot und Hawk. Griechenland besitzt ja sogar noch alte S-300 Systeme und die griechische Regierung hat das abgelehnt, öffentlich zumindest diese zu liefern oder ein Teil davon oder ein System mit der Begründung, wir müssen abwehrfähig bleiben, wir müssen uns selbst verteidigen können gegen mögliche Aggressoren in unserem Umfeld. Was kann Deutschland vielleicht auch tun als gewisse Zusage an Griechenland, dass sie dann ein Patriot-System, ein S-300-System oder ein Hawk-System oder wie auch immer vielleicht dann doch liefern, um die Ukraine hier im Kampf gegen Russland zu unterstützen?
SPEAKER 2
00:17:29
Wir haben da natürlich eine große Debatte rund um das Thema europäischer Schutzschirm und die geopolitische Lage im östlichen Mittelmeer, die Griechenland natürlich viel mehr betrifft als uns hier zentral im Bereich Europas, ist ja auch vollkommen klar. Von daher hat ja auch eine Historie, warum Griechenland beispielsweise die größte Panzerarmee Europas hat, weil ich natürlich einfach auch gewisse Schwingungen an der Grenze und Spannungen an der Grenze habe. Aber trotzdem geht es natürlich jetzt darum, die Ukraine zu unterstützen und im Rahmen von Ringentausch ist ja auch das eine oder andere in den letzten zwei Jahren schon passiert. Von daher will ich das nicht ausschließen, dass wir da vielleicht zu einer gemeinsamen Lösung kommen. Nichtsdestotrotz, wir müssen alle mehr investieren, um verteidigungsfähiger zu werden. Wir müssen unsere Munitionsvorräte deutlich aufstocken. Da haben wir auf jeden Fall ein paar Baustellen, weil wir einerseits natürlich jetzt die Ukraine unterstützen. Das tun wir übrigens nicht, weil wir das nur aus Solidarität mit der Ukraine tun. Natürlich wollen wir, dass diejenigen, die dort gerade auch für unsere Freiheit kämpfen, dass sie am Ende erfolgreich sind. Aber wir wissen eben auch, und das vielleicht mal auch aus einer deutschen Sicht, dass wir, wenn hier einige davon reden, einfrieren oder ähnliches, wir haben dort einen zweistelligen Satz Milliarden Euro reingesteckt in den letzten Jahren. Wir wissen, dass wenn die Ukraine diesen Krieg verlieren sollte, dass wir noch mal mindestens zehn Millionen Nachflüchtlinge haben. Und dass bei dem nächsten Konflikt dann wir nicht nur mit Waffen, sondern mit deutschen Soldatinnen und Soldaten möglicherweise an der Frontline stehen. Und das ist etwas, was wir viel mehr begreifen müssen. Und der zweite Punkt ist für uns in Deutschland, wir sind Exportnation. Wir leben davon, dass die regelbasierte Ordnung gilt. Und das ist immer so ein Fremdwort für viele. Wenn in eurer Welt nicht mehr das Recht gilt, sondern das Recht der Stärkeren, dann haben wir ein ernsthaftes Problem. Und deswegen ist das eine wesentliche Diskussion. Ich habe eben gerade ein Gespräch geführt mit den Gesandten der japanischen Botschaft, die das natürlich auch genau so sehen. Die unterstützen die Ukraine ja auch, obwohl das sehr, sehr weit weg liegt und obwohl die Russland, China, Nordkorea in unmittelbarer Nachbarschaft haben. Aber weil sie natürlich auch wissen, dass wenn dieses System Putin erfolgreich sein wird, dann sind wir als Exportnation am Ende am meisten betroffen, weil wir die Profiteure der regelbasierten Ordnung sind der letzten Jahre.
SPEAKER 3
00:20:15
Und ich glaube, das könnte man vielleicht auch den Griechen zusagen. Es geht hier um die Bewahrung der regelbasierten Ordnung. Und damit könnt ihr auch diese unterstützen, glaube ich. Und das heißt auch auf der anderen Seite, sollte ihr eine Gefahr sein als Teil der NATO, als Teil der EU, dann sind wir natürlich auch an eurer Seite.
SPEAKER 2
00:20:33
Das ist ja so vollkommen klar. Das sind lange unsere Partner, sie helfen jetzt mit. Und das ist das klare Versprechen der NATO. Wenn einer von uns angegriffen wird, dann stehen wir gemeinsam zusammen.
SPEAKER 3
00:20:48
Das ist eine gute und wichtige Aussage, glaube ich, die in Griechenland auch sehr, sehr gerne gehört wird dafür. Vielen Dank. Vielleicht eine abschließende Frage zu dem Bereich. Die Fragestellung in Griechenland wird ja sehr intensiv diskutiert. Die Frage von neuen Bonds, einer Gemeinschaftsanleihe für die Thema Verteidigung. Nenn es doch bitte Schulden. Man kann es auch Schulden nennen, wie man es auch sehen mag. Ist das in Deutschland ein Thema? Es wird ja sehr öffentlich gefördert vom Premierminister, vom Verteidigungsminister. In Eingesprächen hört man das.
SPEAKER 2
00:21:26
Ist das ein Thema in Deutschland? Das ist ein Konflikt auf europäischer Ebene, den wir jetzt nicht erst seit gestern haben, sondern schon seit vielen, vielen Jahren. Wir haben im Recovery and Resilience-Fonds aus meiner Sicht und aus einer sehr persönlichen Sicht schon einen Sündenfall gehabt. Ich glaube, wir sollten es nicht immer weiter ausweiten und nicht immer mehr Schulden machen. Wir haben nämlich in der Corona-Pandemie gesehen, dass es durchaus für einige Länder in Europa eng wurde, ihre Substanz über diese Krise bringen zu können. Fast die Hälfte der Hilfsleistung wurde in Deutschland ausgeschüttet, weil wir davor solide gewirtschaftet haben. Und deswegen musst du durch Krisenzeiten vorbeugen und davor möglichst solide haushalten. Dafür werben wir. Ich weiß, dass wir da nicht immer ganz konform sind, auch mit unseren griechischen Freunden, aber wir haben bisher immer noch einen Weg gefunden.
SPEAKER 3
00:22:27
Ich glaube, diesen Weg werden wir auch weiterfinden, auch dank deines Engagements und deines Interesses an Griechenland. Dafür herzlichen Dank. Vielen Dank für deine Zeit jetzt. Ende einer Sitzungswoche ist immer viel Stress. Ich glaube, es geht am Wochenende auch wieder in den Wahlkreis. Dinge erklären, Dinge mitnehmen, wenn ich so an meine Tätigkeit denke, oder?
SPEAKER 2
00:22:46
Ja, genau. Heute geht es jetzt gleich zurück. Heute Abend noch ein Parteitermin, morgen noch ein Feuerwehrfest und eine Wirtschaftsmesse. Von daher ist wieder einiges zu tun. Aber es macht Spaß. Man ist mit den Leuten im Gespräch und das ein oder andere Bierchen kann man auch mal trinken bei so einem Feuerwehrfest. Das macht doch dann schon auch Spaß und ist einfach toll, mit den Leuten im Gespräch zu sein und vielleicht auch das eine oder andere von der Griechenland-Krise zu erzählen.
SPEAKER 3
00:23:13
Das wäre sehr schön. Und die letzte Frage, die bekommt bei uns jeder Gast, der hier bei Yassas Adenauer im Interview ist. Was ist denn deine Lieblingsinsel? Welche griechische Insel gefällt dir am besten?
SPEAKER 2
00:23:26
Ich war ehrlicherweise bisher nur auf Rios und das hat mir sehr gut gefallen. Von daher sage ich heute mal Rios, auch wenn ich weiß, dass es sicherlich im Süden noch ein paar andere sehr, sehr schöne Inseln gibt. Aber man muss ja noch was vorhaben in den nächsten Jahren.
SPEAKER 3
00:23:41
Das auf jeden Fall. Dann danke dir für deine Zeit. Alles Gute und viele Grüße nach Berlin. Yassas! Yassas!
SPEAKER 1
00:23:49
Yassas Adenauer Das Wichtigste aus Griechenland und der Region Athen dementiert Lieferung von Luftabwehrsystemen in die Ukraine. Die griechische Regierung hat Informationen dementiert, wonach Athen im Begriff sei, Luftabwehrsysteme an die Ukraine zu liefern. Regierungssprecher Marinakis reagierte auf einen Bericht der Financial Times, wonach die Regierung in Athen unter erheblichem Druck stehe, amerikanische Patriot-Systeme und russische S-300 aus ihren Beständen an die Ukraine abzugeben. Wir haben der Ukraine und ihrer Bevölkerung bereits konkrete Hilfe geleistet, sagte der Regierungssprecher. Es muss jedoch betont werden, dass wir keine Massnahmen ergreifen werden und ich betone dies, die die Abschreckungsfähigkeit oder die Luftverteidigung unseres Landes auch nur im Entferntesten gefährden könnten, erklärte Marinakis auf einer Pressekonferenz. Der Bericht der Financial Times hatte in den griechischen Medien erhebliche Reaktionen ausgelöst. Oppositionelle Kreise unterstellten der Regierung, die Verteidigungsfähigkeit gegenüber dem Nachbarland Türkei zu schwächen. Wir haben solche Behauptungen in der Vergangenheit immer wieder zurückgewiesen und ich wiederhole unsere Haltung heute mit Nachdruck, erklärte der Regierungssprecher. Laut dem am Montag veröffentlichten FT-Bericht drängten die europäischen Staats- und Regierungschefs den griechischen Premierminister Mitsotakis und seinen spanischen Amtskollegen Schantzes während eines Gipfeltreffens in Brüssi letzte Woche persönlich dieses Thema an die Ukraine zu liefern. Athen und Ankara setzen vertrauensbelegende Massnahmen fort. Eine hochrangige Militärdelegation aus der Türkei hielt sich diese Woche in Athen auf, um an Gesprächen über vertrauensbelegende Massnahmen zwischen den beiden Ländern teilzunehmen. Diese Massnahmen sind Teil der anhaltenden diplomatischen Bemühungen zwischen Griechenland und der Türkei, die darauf abzielen, die Annäherung und Entspannung in der Ägäis aufrechtzuerhalten. Der stellvertretende türkische Außenminister Akcapar traf in Begleitung von Offizieren der türkischen Marine mit seinen griechischen Amtskollegen im Verteidigungsministerium zusammen, wo der griechische Verteidigungsminister Zenvias die Delegation begrüsste. Trotz erneuter Spannungen im Zuge der türkischen Einwände gegen die von Griechenland geplanten maritimen Umweltparks in der Ägäis und im Ionischen Meer einigten sich beide Seiten auf die Fortführung der vertrauensbildenden Massnahmen bis 2025.
SPEAKER 3
00:26:56
Ja, Olga, und jetzt ist es ja fast soweit. Die Fastenzeit ist vorbei. Die Karwoche steht vor der Tür. Grease to go. Und du erzählst uns heute, was passiert in der Heiligen Woche, wie es auf Griechisch heißt, in der Karwoche auf Deutsch.
SPEAKER 1
00:27:11
Oh, das mache ich gerne, Marian. Endlich sind wir soweit mit dem Feiern. Die Karwoche beginnt ja schon am Montag. Und am Donnerstag feiern wir, indem wir die Eier schon mal färben. Dann geht das so langsam, aber sicher los mit intensiven Zusammensätzen.
SPEAKER 3
00:27:30
Und bereitet sich vor.
SPEAKER 1
00:27:32
Und bereitet sich vor. Am Karfreitag ist es so, dass wir die Prozession machen von Epitaph. Am Samstag feiern wir dann tatsächlich die Auferstehung. Normalerweise um 12 Uhr mittags, aber die Griechen gehen dann erst am Abend in die Kirche um 24 Uhr. Dann wird richtig gefeiert.
SPEAKER 3
00:27:55
Die Freude über das Leben, die Auferstehung. So ist es.
SPEAKER 1
00:27:59
So ist es. Man geht dann nach Hause und dann gibt es schon das erste Abendmahl. Und da werden die Innereien eines Lammes zu einer Suppe gekocht. Traditionell. Und das Lamm gibt es dann am Sonntag, wo die ganze Familie zusammensitzt und richtig schön feiert.
SPEAKER 3
00:28:20
Und wie viele Leute kommen da zusammen bei so einem traditionellen griechischen Osteressen?
SPEAKER 1
00:28:24
Oh Gott, oh Gott. Also wenn die Familie groß ist, dann kannst du davon ausgehen, dass irgendjemand sehr, sehr lange in der Küche stehen muss.
SPEAKER 3
00:28:31
Na, das ist ja auch schön und eine gute Parea hoffentlich. So ist es. Also Ostern steht vor der Tür, Griechenland feiert. Das ganze Land ist dann auch unterwegs in die Dörfer, auf die Inseln. Und Fünftageland ist dann auch ihr Feiertag, weil der 1. Mai wurde verlegt auf den Dienstag nach Ostern. Das war Yassas Adenauer, unsere 13. Folge. Wir danken uns ganz herzlich beim Berichterstatter für Griechenland, Tilman Kuban, für seine Reise nach Griechenland und auch für seine Nachbetrachtung. Wir würden uns freuen, wenn Sie unseren Podcast abonnieren, eine Bewertung abgeben und gerne bei Spotify die Glocke aktivieren. Nach der Osterpause sind wir wieder für Sie da. Redaktion Vasilis Caritas, Infantis, Produktion Studio Schumann Leipzig, Sprecher Olga Zuzugu und Marjel Wind. Wir verabschieden uns außerdem mit Yassas. Bis bald!
SPEAKER 1
00:29:23
Yassas Adenauer, der Podcast für Griechenland und die Region.

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