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#23 "Politische Turbulenzen in Griechenland: Der Fall Antonis Samaras"

01.12.2024 32 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser spannenden Folge von Yiasas Adenauer nimmt Host Marian Wendt Sie mit in die Redaktion der Griechenlandzeitung, wo er den Chefredakteur Jan Hübel zum Interview trifft. Gemeinsam beleuchten sie ein wegweisendes Kapitel der griechischen Politik: den Ausschluss des ehemaligen Premierministers Andonis Samaras aus der konservativen Partei Nea Dimokratia durch den aktuellen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis – ein bislang einzigartiger Schritt in der griechischen Geschichte.


Themen, die Sie außerdem erwarten:
  • Die Mazedonien-Frage und ihre Folgen: Warum führte Samaras’ Haltung zur Mazedonien-Frage zu seinem Bruch mit der Nea Dimokratia?
  • Ein Blick in die Vergangenheit: Samaras’ politische Karriere, die Gründung seiner eigenen Partei und wie seine Entscheidungen die griechische Politik geprägt haben.
  • Richtungsstreit in der Nea Dimokratia: Wohin steuert die Partei? Zwischen Mitte und konservativ-nationalen Werten – Mitsotakis’ Kurs und die innerparteilichen Konflikte.
  • Die Opposition formiert sich neu: Die Rolle der PASOK und die Abspaltungen von Syriza – wer wird Griechenlands politische Zukunft bestimmen?
Spannungen über die Landesgrenzen hinaus
Die Episode greift auch die zunehmenden Spannungen zwischen Griechenland und der Türkei auf. Im Fokus: Äußerungen des türkischen Verteidigungsministers Güler, die das ohnehin angespannte diplomatische Klima verschärfen. Ein weiteres heißes Thema ist Zyperns Überlegung, der NATO beizutreten – eine Option, die angesichts des Widerstands der Türkei derzeit auf wackeligen Beinen steht. Dennoch werden die Bemühungen Zyperns und die Zusammenarbeit mit den USA als Schritte zur militärischen Stärkung analysiert.
Weihnachtliche Stimmung und ein Blick nach vorn
Die Episode endet mit einem besinnlichen Ausblick: Wie feiern Athen und Deutschland die Adventszeit?

Dazu eine herzliche Einladung: Bewerten Sie den Podcast, abonnieren Sie uns, und bleiben Sie dran für weitere spannende Themen!

Transkript

Eine unangenehme, aber notwendige Entscheidung. Harte Worte unseres Premierministers bezüglich Samaras indirekt aus der Partei zu werfen. Du sagst es, Olga, das war eine sehr spannende
SPEAKER 1
00:00:32
Zeit in den letzten Tagen und dabei erst mal herzlich willkommen hier bei Yiasas Adenauer, der Podcast für Griechenland und der Region. Ja, hat dich das überrascht, die Entscheidung von Kyriakos Mitsotakis, den ehemaligen Premierminister aus der Partei zu werfen?
SPEAKER 2
00:00:46
Es passieren sehr, sehr viele Dinge, sagen wir es mal so, im Moment in der Partei.
SPEAKER 1
00:00:51
Sehr diplomatisch erwähnt. Wir wollen auch nicht alles verraten, aber heute geht es um Andonis Samaras und sein Verhältnis zu Kyriakos Mitsotakis. Aber ich glaube, auch in der Syriza-Partei gibt es zumindest ein paar Dinge, über die wir zumindest berichten sollten. Es brodelt, man sieht. Von daher, bleiben Sie gespannt und damit geht es direkt zu den Nachrichten mit der Olga. Yiasas Adenauer, das Wichtigste aus Griechenland
SPEAKER 2
00:01:18
und der Region. Der Machtkampf in Griechenland. Linksbündnis erreicht seinen Höhepunkt. Im innerparteilichen Machtkampf der ehemaligen griechischen Regierungspartei Syriza gab es am vergangenen Wochenende entscheidende Entwicklungen. Der frühere Parteichef Stefanos Kasselaikis, den das Zentralkomitee zuvor von der Kandidatenliste für die Vorstandswahlen gestrichen hatte, kündigte die Gründung einer neuen Partei mit dem Namen Bewegung der Demokratie an. Zugleich wählte Syriza eine neue Parteiführung. In der Mitgliederwahl setzte sich der frühere Fraktionsvorsitzende Sokratis Famelos durch. Mit 49,4 Prozent der Stimmen verfehlte Famelos knapp die absolute Mehrheit. Sein stärkster Herausforderer, der kritische Abgeordnete und ehemaliger Minister Pavlos Poulakis, erreichte 43,5 Prozent. Gemäß der Parteisatzung wäre eine Stichwahl erforderlich gewesen, doch Poulakis räumte noch am Wahlabend seine Niederlage ein und verzichtete auf einen zweiten Wahlgang. Rund 70.000 Mitglieder beteiligten sich an der Abstimmung. Famelos bezeichnete den Wahlausgang als Guten Tag für Griechenland und kündigte an, Syriza zu einer großen und starken Partei machen zu wollen. Doch der neue Parteivorsitzende steht vor gewaltigen Herausforderungen. Die Partei, die unter Tsipras während der Wirtschafts- und Finanzkrise regierte, hat in diesem Jahr bereits zwei Abspaltungen erlebt. In Umfragen verliert sie weiter an Zustimmung und durch die Abwanderung von Abgeordneten hat sie den Status der größten Oppositionspartei an die sozialdemokratische PASOK verloren, die nun die zweitgrößte Fraktion im Parlament stellt. Mitsotakis über Samaras Ausschluss Ein ehemaliger Premierminister kann nicht den Amtierenden anweisen. Gut zwei Wochen nach dem Ausschluss des ehemaligen Premierministers Andonis Samaras aus der Neodemokratie sorgt der Vorfall weiterhin für Diskussionen. Es ist das erste Mal in der griechischen Geschichte, dass ein Ex-Regierungschef aus seiner eigenen Partei ausgeschlossen wurde. Der Auslöser war die anhaltende Kritik von Samaras an der Politik der Regierung, insbesondere an deren Außenpolitik. Samaras, der das Land von 2012 bis 2015 regierte, hatte wiederholt die vermeintlich nachgiebige Haltung der Regierung gegenüber der Türkei scharf kritisiert. In einem Interview forderte Samaras sogar, Premierminister Mitsotakis solle den Außenminister wegen dessen angeblich konzilianter Position entlassen. Auf diese Forderung reagierte Mitsotakis nun in einem Fernsehinterview entschieden. Ich kann nicht zulassen, dass Theorien verbreitet werden, wonach der Außenminister und ich nachgiebig sind oder eine Geheimdiplomatie betreiben, stellte der Premier klar. Ein ehemaliger Premierminister kann nicht den amtierenden Premierminister anweisen, den Außenminister zu entlassen. Der Ausschluss von Samaras, der dem rechten Flügel der Neu-Demokratie zugerechnet wird, hatte Spekulationen ausgelöst, dass einige Parteimitglieder aus Solidarität mit ihm die Neu-Demokratie verlassen könnten. Doch Mitsotakis zeigte sich optimistisch. Wir haben eine starke Regierung mit einem vierjährigen Mandat, erklärte er selbstbewusst. Tatsächlich bleiben Solidaritätsbekundungen für Samaras innerhalb der Partei aus.
SPEAKER 1
00:05:27
Und das waren die Nachrichten hier aus Griechenland mit der Olga. Wir hatten es ja bereits am Anfang gesagt, heute unser Hauptthema eine überraschende, wenn auch vielleicht klare Entscheidung des Ministerpräsidenten, den ehemaligen Ministerpräsidenten Adonis Samaras aus der Partei und aus der Parlamentsfraktion herauszuschmeißen. Der Regierungssprecher Pavlos Marinakis hatte dazu kommentiert, es ist eine unangenehme, aber notwendige Entscheidung. Ich möchte diese Thematik, die ja ungewöhnlich ist, dass ein Ministerpräsident aus einer Partei geschmissen wird, ein ehemaliger, ein bisschen analysieren. Und das tue ich gemeinsam mit Jan Hübel. Er ist Chefredakteur und Mitherausgeber der Griechenland Zeitung. Und dazu bin ich hier in seine Redaktionsstuben gegangen. Lieber Jan, danke für deine Zeit und für das Gespräch. Ja, hallo. Danke für die Einladung. Es freut mich, dass wir uns ein bisschen über diese Thematik unterhalten können, weil ich glaube auch viele Hörerinnen und Hörer finden das schon recht interessant, auch was die Hintergründe sind. Die Person Adonis Samaras ist ja doch eine sehr spannende Person, wenn auch über die letzten 30 Jahre, 35 Jahre sehr umstrittene Person in der griechischen
SPEAKER 3
00:06:39
Politik, oder? Ja, er ist ganz sicher ein interessanter Politiker, ist ja auch relativ früh schon in Ministerämter gekommen. Und auch etwas schillernd muss man dazu sagen, weil er hat schon einmal eine Regierung zu Fall gebracht. Das war letzten Endes 1993, als der damalige Ministerpräsident Konstantinos Mitsotakis, das ist der Vater von Kyriakos Mitsotakis, der heute die Regierungsgeschäfte führt, zurücktreten musste, weil Samaras vorher als Außenminister bei ihm in der Regierung war und sich wegen der früheren Namensfrage Mazedoniens, der jetzigen Republik Mazedonien, auf die Hinterbeine gestellt hat, also keinerlei Kompromiss eingehen konnte oder wollte. Und so dass Mitsotakis damals selber die Außenpolitik übernehmen musste und letzten Endes, es war nur, wir hatten nur eine geringfügige Mehrheit, die Nea Demokratia damals und sind letzten Endes 1993 dann durch diesen Austritt gestürzt.
SPEAKER 1
00:07:45
Samaras galt ja schon unter dem Vater von Kyriakos Mitsotakis, also dem Konstantinos Mitsotakis, ja als sogenannter Falke und es ging damals um die Makedonien-Frage. Wie bezeichnet man Mazedonien, also das Land nördlich von Griechenland, zwischen Serbien und Griechenland, immer wieder auch sehr umstrittene Debatte, auch immer noch in Griechenland und auch in Nordmazedonien. Würdest du, du begleitest ja vielleicht Samaras in all deinen über 30 Jahren, seit du in Griechenland ja tätig bist. War er immer dieser Falke? Ist er das geblieben? Ist er da zumindest konsequent in dieser sehr rechtskonservativen nationalistischen Position fast?
SPEAKER 3
00:08:27
Ich glaube schon, also er galt immer schon als Hardliner und auch als unbequemer Politiker, was ja nicht unbedingt negativ ist, aber er war prinzipiell halt weit rechts, also im rechten Rand der Neodemokratie angesiedelt und hat eben, du hast das eben angesprochen, damals in dieser Mazedonien-Frage, also wirklich von vornherein eigentlich ein Übereinkommen verhindert. Das heißt, wenn er sich damals flexibler als Außenminister verhalten hätte, hätte dieses Problem wesentlich eher gelöst werden können. Also es wurde eigentlich 25 Jahre oder über 20 Jahre verzögert und das hat Griechenland auch nicht gut getan. Also, dass man mit einem Nachbarland, mit der Republik Mazedonien, wie sie jetzt heißt, ewig im Clinch liegt, das war für das Ansehen, auch für das Ansehen Griechenlands nicht gut gewesen. Während Konstantinos Mitsotakis als Regierungschef damals durchaus eine Annäherung versucht hat und auch kompromissbereit gewesen wäre. Also das Problem hätte wesentlich eher gelöst werden können, aber Samaras galt eben nur über meine Leiche so ungefähr und musste eben dann auch entlassen werden als Außenminister und ist dann aus der Partei ausgetreten, hat eine eigene Partei gegründet, den politischen Frühling. Und all diese Entwicklungen haben letzten Endes 1993 dazu geführt, dass die Nea Demokratia abgewählt wurde und dass damals die PASOK unter Andreas Papandreou erneut an die
SPEAKER 1
00:10:04
Regierungsgeschäfte gekommen ist. Republik Nordmazedonien, so ist ja heute der richtige Name, damals in den 90er Jahren hat er den politischen Frühling gegründet. Das hat aber nicht so richtig zum Erfolg geführt, muss man letztlich konzentrieren. Und 2004 wird Samaras wieder in die Nea Demokratia aufgenommen. Er wird quasi zurückgeholt. Vielleicht ist er auch zurückgekommen. Also zumindest versöhnt man sich wieder oder geht den Weg eines Versuchs der Versöhnung. Was glaubst du waren damals die Ursachen? War es die NDR wollte unbedingt wieder regieren oder was waren die Fragestellungen, die damals die Parteivorsitzenden bewegt hat?
SPEAKER 3
00:10:46
Naja, es war ein Wahljahr. Es ging damals natürlich auch darum, dass Samaras doch als Politiker und eben als früherer Vorsitzender der von ihm gegründeten Partei Politischer Frühling natürlich auch doch ein gewisses Wählerpotenzial mit zurückbringen konnte in die Nea Demokratia. Also ich glaube, das war das Kalkül, dass man einfach gesagt hat, der wird uns noch so und so viele Wähler bringen, so und so viele Stimmen. Also holen wir ihn zurück und integrieren ihn wieder in die Partei. Ich glaube, das war der einzige Grund, den ich mir denken könnte.
SPEAKER 1
00:11:19
Und letztlich war das ja über die Zeit gesehen auch erfolgreich. Er war dann Ministerpräsident von 2012 bis 2015 in der Finanzkrise. Er war erst Parteivorsitzender gewesen seit 2009, dann Ministerpräsident der Nea Demokratia. Also hätte ja alles gut werden können theoretisch.
SPEAKER 3
00:11:33
Hätte alles gut werden können, aber ist eben nicht gut geworden, weil es gab vorverlegte Wahlen. Damals kamen Syriza, also das Bündnis der radikalen Linken, und der Alexis Tsipras Anfang 2015 im Januar an die Regierungsmacht und konnte eine Regierung stellen. Und Samaras ist eigentlich gestürzt worden über die Frage der Wahl des Staatspräsidenten. Also damals war in der Verfassung noch ein Passus drin, wo relativ schnell eine Regierung stürzen konnte, wenn man sich auf keinen gemeinsamen Kandidaten für das Amt des Staatspräsidenten einigen konnte. Und Samaras hat damals einen Kandidaten, ich glaube, Stavros Dimas, aus seiner Partei vorgeschlagen. Und der wurde halt von keiner anderen Partei akzeptiert. Also aus meiner Sicht, wenn er zum Beispiel einen anderen Kandidaten gewählt hätte, zumindest im zweiten Wahlgang, und sich dort ein bisschen kompromissbereiter gezeigt hätte, man hätte ja zum Beispiel also irgendeinen, der auch für die Linke zu wählen gewesen wäre, oder wo die Linke vielleicht sogar gesagt hätte, den müssen wir wählen, wir können nicht anders. Ich glaube, da hätte man durchaus einen Kompromiss machen können und dann hätte er auch damals seine Legislaturperiode voll ausschöpfen können. Ob das viel geändert hätte an den Entwicklungen, die nach 2015, 16 passiert sind, kann man schwer sagen. Aber zumindest musste er halt auch durch eine gewisse Halsstarrigkeit, glaube ich,
SPEAKER 1
00:13:08
vorzeitig zurücktreten. Und ich glaube, dieses wenig Kompromisse schließen, dieses sehr klare auch nur auf die konservative, rechtskonservative Seite schielen, ein Wählerspektrum und damit gerade, glaube ich, in der Finanzkrise, Finanz- und Wirtschaftskrise, das ganze Land ist gebeutelt, Menschen verliehen ihre Jobs, wo man es nicht schafft, ein wenig das Land zu einen, sondern noch politisch die Spaltung voranzutreiben, de facto ja, hat er dann auch zu einer starken von Alexis Tsipras geführt, seiner Regierung Syriza bis 2019. Und dann kommt, währenddessen gibt es Veränderungen in der Partei, Neodemokratie und dann kommt Kyriakos Mitsotakis aufs Feld, der die Wahlen gewinnt in einer Urwahl, in einer Mitgliedsentscheidung und, glaube ich, für einen ganz anderen Kurs steht. Der sagt, wir müssen uns öffnen, wir müssen Reform angehen, wir müssen uns politisch eher in der Mitte verordnen, um ein breiteres Wählerspektrum abzubilden. Wann würdest du sagen, fängt da dieser Konflikt an zwischen dem jungen Mitsotakis, Kyriakos Mitsotakis und Samaras, der das ja weiterhin als Falke eher kritisch beäugt, diese Mitte-Politik, diese nach Moderne ausgerichtete Politik, auch für eine Zukunft des Landes hier in Europa?
SPEAKER 3
00:14:22
Naja, man muss sagen, dass sich Samaras eigentlich lange Zeit doch recht ruhig verhalten hat. Die Kritik ging vor allen Dingen los, als Mitsotakis versucht hat, den Annäherungskurs an die Türkei zu intensivieren, die bilaterale Annäherung, und auch die Gespräche intensiviert hat, vor allen Dingen auch jetzt in der zweiten Legislaturperiode mit dem neuen Außenminister Jaira Petritis auch. Und dort begann eigentlich die Kritik. Also Samaras hat dann zunächst versucht, sich mit einem weiteren früheren Vorsitzenden und ebenfalls Ex-Ministerpräsidenten zusammenzuschließen.
SPEAKER 1
00:15:04
Konstantinos Karamanlis? Kostas Karamanlis, genau.
SPEAKER 3
00:15:11
Er hat mehr oder weniger versucht, so ein bisschen eine Front da zu bilden und hat auch immer wieder Kostas Karamanlis mehrfach als Staatspräsidenten vorgeschlagen, was eigentlich auch nicht die Aufgabe eines früheren Parteivorsitzenden ist. Das macht der amtierende Parteivorsitzende und auch der Regierungschef. Und dort begann eigentlich die Konflikt. Also so sehr lange ist das noch nicht. Also Samaras hat sich eben wie gesagt am Anfang sehr ruhig verhalten und hat sich aber in den letzten Monaten dann immer mehr versucht zu profilieren und immer heftigere Kritik an der Regierungspolitik geübt. Vor allen Dingen sowohl was die Teuerung betrifft, hat er mehrfach was dazu gesagt, aber vor allen Dingen eben was diesen Annäherungskurs an die Türkei betrifft. Und hat im Prinzip dem Regierungschef unterstellt, dass er so eine Art Geheimdiplomatie machen würde. Also so mehr oder weniger, das hat er nicht direkt gesagt, aber es hat er gemeint, Verrat an der nationalen Sache. Und in dem Falle musste natürlich der Regierungschef glaube ich schon reagieren und konnte das nicht einfach so hinnehmen. Also wer kann sich das gefallen lassen, dass einem unterstellt wird, der Außenminister müsste entlassen werden und man selbst würde praktisch Geheimabsprachen treffen, am Parlament vorbei und so. Also er musste reagieren. Dieses Interview vor zwei Wochen,
SPEAKER 1
00:16:37
wo er das so klar gesagt hat, wie du das eben beschrieben hast, war dann der Anlass ihn aus der Partei und aus der Fraktion auszuschließen. Mit den Worten, das war unangenehm, aber notwendig. Und im Kern geht es natürlich um die Forderung, Samaras sagt, die Türkei-Politik, diese Annäherungspolitik, die vielleicht möglicherweise in einer Lösung endet, wo man glaube ich aus europäischer und deutscher Sicht auch ein wenig dankbar sein könnte, wenn dieser Konflikt um ausländische Wirtschaftlichkeitszonen, um Seegrenzfragen miteinander in einem Lösungsprozess diskutiert werden könnte. Das kann man glaube ich grundsätzlich auch gut heißen. Aber Samaras sagt, das führt zu Verrat an der griechischen Sache und das ist kein richtiger Kurs und damit ist auch eine große Kritik verbunden an Mitsotakis. Glaubst du, was passiert, oder fragen wir anders, was passiert jetzt mit der Nea Demokratia, weil es ja auch ein grundsätzlicher Ausrichtungsstreit ist, den ja viele christdemokratische konservative Parteien haben. Geht man mehr in die Mitte, in das liberale Teil, in das offene oder will man eher das konservative, das nationale, auch gerade in Griechenland stärken. Ist dieser Richtungsstreit jetzt für die Nea Demokratia beendet? Reizt sich die Partei jetzt in der geschlossenen hinter Mitsotakis ein oder trauen doch viele dem Samaras nach? Also es sind gerade gestern ist eine neue Umfrage erschienen,
SPEAKER 3
00:18:01
die durchgeführt worden ist, nachdem Samaras ausgeschlossen wurde. Also man merkt da eigentlich überhaupt nicht, dass da irgendwie die Umfragewerte nach unten gehen, sondern es ist gleich bleiben, die Nea Demokratia ist weiterhin mit etwa 24 Prozent immer noch die stärkste Kraft, also deutlich vor der PASOK mit die etwa 17 Prozent, 16,5 Prozent. Wo wir dazu sagen müssen,
SPEAKER 1
00:18:24
dass 20 Prozent, das sind der Unterschied zu Deutschland, der Wähler werden quasi, die sagen ich bin unentschlossen, die werden auch als Unentschlossene gezählt, aber bei den Wahlen stimmen die natürlich doch ab, also dann erhöht sich auch entsprechend der Prozent. Genau,
SPEAKER 3
00:18:36
ist richtig. Jedenfalls liegt die Nea Demokratia, Umfragen zufolge, immer noch deutlich vorn und man konnte jetzt überhaupt nicht spüren, dass also eventuell Wähler abwandern würden, weil Samaras nicht mehr da ist und insofern, ich glaube Mitsotakis wird sich weiterhin um die politische Mitte bemühen und auch natürlich rechts der politischen Mitte und er wird aber auch, es gibt in Griechenland mehrere, eigentlich drei im Parlament vertretene Parteien, die dem rechten politischen Spektrum zuzuzählen sind und er wird sich natürlich auch, er wird glaube ich gut beraten sein, sich auch um diese Wähler, die halt rechts von der Nea Demokratia stehen, also auch um sich an diese Wähler mitzuwenden, also die kann er nicht einfach ignorieren, sondern da muss man sehen, was er dann politisch macht, aber letzten Endes ist Mitsotakis ein Reformer und ein liberaler Politiker im wahrsten Sinne des Wortes und hat das bisher auch ganz gut gemacht, also seine politischen Positionen so zu vertreten, dass er auch noch ein zweites Mal
SPEAKER 1
00:19:46
gewählt worden ist. Was glaubst du passiert jetzt mit Adonis Samaras? Wird er jetzt sagen, gut ich habe jetzt diesen inneren Kampf innerhalb der Ausrichtung der Partei verloren, der Mitsotakis hat mich jetzt rausgeschmissen, ich ziehe mich jetzt auf meiner Insel zurück in mein Häuschen oder wird er versuchen weiterhin, er bleibt ja Abgeordneter im Parlament bis zu Ende der Wahlperiode, voraussichtlich 2027, wird er jetzt weiterhin sich äußern, macht eine neue Partei wie schon in den 90er Jahren, schließt sich vielleicht einer rechtspopulistischen Bewegung an. Es ist natürlich ein bisschen Kaffeesatz lesen, aber was sind vielleicht Dinge, was aus deiner Sicht jetzt
SPEAKER 3
00:20:25
passieren könnte? Naja, kann man wirklich schwer voraussagen, aber Samaras ist jetzt inzwischen 73 Jahre alt, also ist nicht mehr der Allerjüngste. Ich glaube, er hat möglicherweise nicht damit gerechnet, dass er ausgeschlossen wird und ist aber nun ausgeschlossen worden, aber dass er noch mal eine eigene Partei gründen wird, nur er kann das genau wissen, aber ich glaube eher nicht, also dass man mit 73 dann noch mal eine eigene Partei gründet und die dann möglicherweise nach drei, vier Jahren dann auch wieder aufgibt, weil sie erfolglos ist. Also ich denke, es ist an der Zeit, an seiner Stelle würde ich mich jetzt politisch ein bisschen zurückziehen und die Politik jetzt vielleicht eher von außen betrachten, als mich da noch aktiv einzumischen. Also das würde ich an seiner Stelle tun, aber er wird das ja selber wissen, was er macht. Es sind zumindest,
SPEAKER 1
00:21:25
glaube ich, interessante Zeiten für dich als Redakteur, als Journalist auch und für euch als Griechenland Zeitung, auch wenn man einen Blick vielleicht über die andere Partei wirft noch zum Schluss. Auch da ist ja viel Bewegung drin in der Syriza, hat sich ja jetzt eine neue Bewegung abgespalten. Der ehemalige Vorsitzende Kasselakis hat jetzt Demokratiebewegung ausgerufen. Neben der Neuen Linken gibt es ja noch die Syriza, also aus einer Partei sind ja mal drei Parteien geworden. Wird das irgendwelchen Einfluss haben auf die große Lage oder wird es da eher zu einer weiteren Zersplitterung kommen, die dann auch letztlich und endlich dazu führt, dass viele Menschen vielleicht davon abwandern und zu anderen Parteien gehen? Naja, das was du angesprochen hast, dass eben
SPEAKER 3
00:22:07
diese Linksallianz Syriza sich aufgesplittert hat, hat zur Folge, dass die PASOK, die bisher die drittstärkste Partei im Parlament gewesen ist, jetzt die zweitstärkste, also die große Oppositionspartei geworden ist und auch in Umfragen wieder zugelegt hat. Während Syriza als Partei also jetzt deutlich unter der 10-Prozent-Marke ist, was die Wählergunst betrifft, auch diese neue Kasselakis-Partei hat im Moment erst mal nur 4 Prozent und diese andere Abspaltung, die sich die Neue Linke nennt, die würde im Moment so wie es aussieht gar nicht ins Parlament kommen. Es gibt ja eine 3-Prozent-Hürde, die hätte im Moment nur 2 Prozent, also würde an dieser 3-Prozent-Hürde scheitern. Und insofern wird sich Mitsotakis darauf einstellen müssen, dass er also eben als große Opposition künftig mit der PASOK zu tun haben wird. Er wird sich auch in der nächsten Woche mit Nikos Androulakis, dem Parteivorsitzenden der PASOK, treffen und ich glaube, das gibt ein bisschen neue Bewegung in die politische Szene Griechenlands, weil es ist, glaube ich, auch gar nicht schlecht, dass man eine starke Oppositionspartei hat, weil das schweißt natürlich auch den Kern der Neodemokratie wieder etwas enger, wo es ja auch gewisse Fluktuationstendenzen gab und so weiter. Also ich glaube, das kann dem Land eigentlich nur dienlich sein, dass es eine starke,
SPEAKER 1
00:23:38
handlungsfähige Oppositionspartei gibt. Das bleibt abzuweiten, wie sich die Dinge regeln. Wir wissen auf jeden Fall, im nächsten Februar wird ein neues Staatsoberhaupt gewählt. Wir sind gespannt, ab Januar soll wohl der Kandidatenvorschlag der Regierung kommen und ich glaube, dann wird auch Mitsotakis bemüht sein, nicht nur die Mehrheit seiner Partei im Parlament hinter diesem Kandidaten zu vereinen, sondern doch eine breitere Mehrheit, du sprachst an, vielleicht mit der PASOK zusammen, um auch die Spaltung der verschiedenen Lager, die es ja in Griechenland gibt, auch ein bisschen zu überwinden und auch seinen Reformkurs, auch der Mitte, weiter fortsetzen zu können mit diesem Argument. Ja, das ist vielleicht noch ergänzend. Samaras
SPEAKER 3
00:24:20
hat ja nicht nur am Kurs gegenüber der Türkei Kritik geübt, sondern hat eben auch vorgeprescht, was einen Kandidaten betrifft, für das Amt des Staatspräsidenten und auch das ist, glaube ich, Mitsotakis doch sehr stark aufgestoßen, also dass praktisch sich ein früherer Präsident, Parteivorsitzender halt einmischt in den Kandidatenvorschlag, also weil das ist natürlich sein Metier und seine Aufgabe und nicht Aufgabe eines früheren Vorsitzenden. Genau und das hat
SPEAKER 1
00:24:54
er auch dann zum Ausschuss geführt, der wie gesagt unangenehm, aber letztlich notwendig war. Wir bleiben dran. Danke für die Zeit, danke für das Gespräch, lieber Jan. Ja, ich danke auch und auf bald wieder. Schönen Tag noch. Yiasas. Und jetzt geht es weiter hier mit Nachrichten aus der Region mit der Olga. Yiasas Adenauer. Das Wichtigste aus Griechenland und der Region.
SPEAKER 2
00:25:23
Türkischer Verteidigungsminister sorgt für Verstimmung zwischen Griechenland und der Türkei. Die zuletzt demonstrative Harmonie in den griechisch-türkischen Beziehungen gerät ins Wanken. Auslöser ist eine Reihe von Äußerungen des türkischen Verteidigungsministers Güler, die das diplomatische Klima erheblich belasten. Güler bezeichnete den nordgriechischen Hafen Alexandropolis, der seit Beginn des russischen Angriffskriegs eine zentrale Rolle bei der Versorgung der Ukraine spielt, als Sicherheitsbedrohung für die Türkei. Zudem wiederholte er Ankaras Vorwürfe gegen die Militärisierung griechischer Inseln in der östlichen Ägäis, die laut türkischer Interpretation gegen internationale Verträge verstoße. Der Verteidigungsminister brachte zudem das sogenannte Protokoll von Bern von 1976 ins Gespräch. Dieses Abkommen sah vor, dass beide Seiten Aktivitäten auf dem Festlandsockel der Ägäis aussetzen, solange bilaterale Gespräche andauern. Griechenland setzte das Abkommen jedoch 1987 offiziell aus. Die erneute Bezugnahme darauf durch die Türkei sorgt nun für Spannungen. Zusätzliche Irritation in Griechenland löste Gülers Aussage aus, Ankara habe im Juli eine Genehmigung für Erkundungen eines italienischen Forschungsschiffs in Gewässern nahe der griechischen Insel Kasos erteilt. Athen widerspricht dieser Darstellung verhemmend, da es sich dabei um maritime Zonen handelt, die Griechenland zugehörig seien. Diese Spannungen kommen nur wenige Wochen nach dem Treffen der Außenminister beider Länder am 8. November in Athen. Bei den Gesprächen war es nicht gelungen, einen Mechanismus zu finden, um die Differenzen über den Festlandsockel und die ausschliessliche Wirtschaftszone in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer zu lösen. Das griechische Verteidigungsministerium betonte unterdessen, dass Griechenland weiterhin fest an das Völkerrecht und das Sehrechtsübereinkommen der Vereinten Nationen gebunden sei. Positionen, die internationalen Normen widersprechen, tragen nicht zur Vertrauensbildung oder Verbesserung der bilateralen Beziehungen bei, hieß es aus Athen. Zypern drängt in die NATO. Präsident Christoph Volidis betont Verteidigungsstärkung mit US-Hilfe. Die Republik Zypern könnte künftig eine Mitgliedschaft in der NATO anstreben, sobald ihre Streitkräfte mit Unterstützung der USA die notwendige Ausbildung und Ausrüstung auf NATO-Standard bringen. Das erklärte der zyprische Präsident Christoph Volidis am Donnerstag in Nicosia. Die Stärkung unserer militärischen Abschreckungskraft hat für uns höchste Priorität, betonte Christoph Volidis. Zugleich räumte er ein, dass ein Beitritt zur NATO derzeit aufgrund des absehbaren Widerstands der Türkei nicht realisierbar sei. Dennoch sei es entscheidend, die Verteidigungsfähigkeit der zypriotischen Nationalgarde mit US-Unterstützung zu verbessern. Diese Aussagen markieren eine Abkehr von der traditionell blockfreien Außenpolitik Zyperns, die seit dem Kalten Krieg verfolgt wurde. Die Ankündigung folgt auf ein Treffen von Christoph Volidis mit US-Präsident Biden im vergangenen Monat in Washington. Die Türkei, die die Republik Zypern nicht anerkennt, reagierte scharf auf diese Äußerungen. Das türkische Verteidigungsministerium erklärte, selbst der Versuch eines NATO-Beitritts sei
SPEAKER 1
00:29:36
inakzeptabel. Und das waren die Nachrichten aus der Region mit der Olga. Ja, Olga, ein neuer Monat steht an, der Dezember, der letzte Monat des Jahres. Kalomina. Stimmt, Kalomina, das ist der Gruß in Griechenland immer zu Monatsanfang und ist ja doch wieder ein besonderer Monat. Es
SPEAKER 2
00:30:01
ist adventlich, es ist weihnachtlich in Athen. Und am Freitag wurde der Tannenbaum bereits hier und die Beleuchtung angemacht in der Innenstadt von Athen. Stimmt, es sieht sehr schön aus. Es
SPEAKER 1
00:30:13
ist zwar nicht so kalt und voller Schnee, aber die Lichter färben doch die Stadt in ein weihnachtliches Ambiente und es ist einfach eine schöne Stimmung, glaube ich, jetzt in der Stadt und wir hoffen natürlich auch in Deutschland. Es ist, glaube ich, auch sehr adventlich geworden mit den ganzen Weihnachtsmärkten. Also, ich habe schon meinen Adventskranz gekauft in der deutschen Schule auf dem Weihnachtsbasar. Schön. Ja, ich weiß, es ist nicht ganz Tradition in Griechenland, dass man so
SPEAKER 2
00:30:38
die Kerzen... Heute ist die erste Kerze, stimmt's? Heute ist die erste Kerze. Das machen wir natürlich jetzt nicht in Griechenland, aber dafür machen wir ganz viele andere Sachen. Das stimmt, viele
SPEAKER 1
00:30:47
leckere Reihen und auch Kekse hier zu kaufen. Also, wir starten jetzt hier in die Adventszeit in Athen und wir hoffen, Sie tun das auch und können langsam das Jahr ein bisschen abschließen und runterkommen. Und das waren wir bei Yiasas Adenauer, der Podcast für Griechenland und die Region. Wir würden uns freuen, wenn Sie eine Bewertung hinterlassen. Gerne unseren Podcast abonnieren und natürlich auch wieder reinhören, wenn wir das nächste Mal on air sind. Redaktion Vassilis Karydas Infantis. Produktion Studio Schumann Leipzig. Sprecher Olga Tsoutsouku und Marian Wendt. Und damit aus Athen ein herzliches Auf Wiederhören. Yiasas und bis bald. Yiasas Adenauer, der Podcast
SPEAKER 2
00:31:37
für Griechenland und die Region.

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