#31 "Migration, Energie, Sicherheit – Europas Zukunft beginnt in Athen“
13.04.2025 22 min
Zusammenfassung & Show Notes
In dieser Folge von Yiasas Adenauer spricht Marian Wendt mit NRW-Europaminister Nathanael Liminski über das Delphi Economic Forum, die Bedeutung Griechenlands für Europa, Migration, Sicherheit und die Rolle der Türkei.
„Griechenland ist ein Schlüsselpartner für Europas Zukunft.“
🎙️ Ein spannender Austausch über Energie, strategische Nachbarschaften und das, was Europa leisten muss, wenn die USA sich zurückziehen.
📬 Kontakt: yiasasadenauer@kas.de
In dieser Folge berichten wir direkt vom Delphi Economic Forum, wo sich politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entscheidungsträger aus aller Welt treffen. Gastgeber Marian Wendt spricht mit Nathanael Liminski, dem Minister für Europa und Bundesangelegenheiten des Landes Nordrhein-Westfalen, über die strategische Bedeutung Griechenlands, die deutsch-griechischen Beziehungen und die Herausforderungen in der Migrations- und Sicherheitspolitik.
📍 Themen der Folge:
- Warum Griechenland als Energie-Hub und Sicherheitsanker für Europa wichtiger wird
- Wie NRW und Griechenland wirtschaftlich und gesellschaftlich zusammenwachsen können
- Die Rolle der Türkei – zwischen strategischer Partnerschaft und geopolitischer Spannung
- Was die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz in der Migrationsfrage anders machen will
- Warum Europa im Mittelmeerraum stärker selbst Verantwortung übernehmen muss
„Griechenland sieht sich nicht nur als Urlaubsziel, sondern als moderne Brücke in den Nahen Osten.“„Wir brauchen in Deutschland ein realistischeres Bild vom östlichen Mittelmeer – das geht nur durch Austausch.“
Abschließend werfen wir mit Liminski einen differenzierten Blick auf die Rolle der USA, die geopolitische Lage im Mittelmeer und die Notwendigkeit einer aktiveren europäischen Außenpolitik.
📬 Fragen, Feedback oder Themenvorschläge?
Schreib uns an: yiasasadenauer@kas.de
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Transkript
Wieso muss sich Deutschland mehr auf die Lage im östlichen Mittelmeer konzentrieren?
Warum profitiert Griechenland von der neuen deutschen Bundesregierung?
Und warum wurde das Thema der illegalen Migration in den letzten zehn Jahren nicht systematisch gelöst?
Um all diese Fragen geht es heute bei Yiasas Adenauer, den Podcast für Griechenland und der Region.
Und damit herzlich willkommen.
Mein Name ist Marian Wendt und ich leite das Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Athen.
Wenn Sie zum ersten Mal unseren Podcast anhören, dann ein besonderer Gruß und ein herzliches Willkommen.
In den nächsten 30 Minuten wollen wir über alle Themen des östlichen Mittelmeeres, Griechenlands und Zypern mit Ihnen sprechen.
In dieser Woche stand das Delphi Economic Forum im Mittelpunkt der griechischen und internationalen Politik.
Wir als Konrad-Adenauer-Stiftung waren natürlich auch vor Ort und haben mit unserem Partner der Konstantinos Karamanlis Foundation
ein gemeinsames Panel.
Als Ehrengast konnten wir Nathanael Liminski begrüßen.
Er ist Minister für Bundes-, Europa- und internationale Angelegenheiten des Landes Nordrhein-Westfalen.
Und mit ihm waren wir nicht nur in Delphi, sondern haben auch viele bilaterale Termine in Athen gemacht.
Gemeinsam mit ihm werden wir über die europäische Zusammenarbeit in Zeiten des Wandels,
über die Rolle Deutschlands, das griechisch-türkische Verhältnis und natürlich Migration reden.
Wir haben dazu am Rande des Delphi Forums.
gesprochen und das Interview hört ihr später.
Wie immer bei Yiasas Adenauer, aber zunächst der Nachrichten-Block Teil 1 mit der Olga.
Verfassungsreform. Kritik an Umsetzung statt am Text.
Beim 10. Delphi Wirtschaftsforum in dieser Woche stand eine mögliche Verfassungsreform in Griechenland im Mittelpunkt.
Ex-Staatspräsidentin Sakellaropoulou kritisierte auf einem Panel dabei weniger den Reformbedarf,
als die mangelhafte Umsetzung der bestehenden Verfassung.
Außenminister Gerapetritis sprach sich in der Diskussion für eine Entdramatisierung und gezielte Anpassungen aus,
etwa bei Rechenschaftspflicht und der Balance der Macht zwischen Parlament, Präsident, Regierung und Justiz.
Der frühere Vizepremier Venizelos zeigte sich skeptisch gegenüber einer tiefgreifenden Reform,
während Verfassungsrechtler wählten.
Belis betonte, es brauche keinen neuen Text, sondern den Respekt vor den bestehenden Regeln.
Konsens aller, die aktuelle Verfassung bietet gute Lösungen, wenn man sie anwendet.
Rekordjahr für Auslandsinvestitionen in griechische Immobilien
2024 war ein Rekordjahr für ausländische Investitionen im griechischen Immobilienmarkt.
Laut der griechischen Zentralbank flossen 2,75 Milliarden Euro,
ein Plus von 30 Prozent im Vergleich zu 2023.
Damit entfiel fast die Hälfte aller ausländischen Direktinvestitionen auf Immobilien.
Mitverantwortlich der Einstieg des Masta-Konzerns bei Ternener Jeki
und die Reform des Golden Visa-Programms, das ab September neue Anreize setzte.
Insgesamt wurden im Rahmen dieses Programmes 17.888 Anträge auf Aufenthaltsgenehmigung gestellt,
verbunden.
Mit Investitionen in Immobilien von über 4,4 Milliarden Euro.
Griechisch-Deutsche Beziehungen im Fokus. NRW-Minister zu Besuch in Athen.
In Athen traf am letzten Mittwoch der nordrhein-westfälische Europaminister Leminski
mit dem stellvertretenden griechischen Außenminister Hadzi Vassilio zusammen.
Im Mittelpunkt des Gesprächs stand die Vertiefung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit
zwischen Griechenland und der EU.
Und Nordrhein-Westfalen, dem wirtschaftsstärksten Bundesland Deutschlands.
Beide Politiker forderten unter anderem eine gemeinsame europäische Linie in der Zollpolitik
und eine bessere Zusammenarbeit im Bereich Wasserstoff.
Besonders betonten sie die Rolle der großen griechischen Gemeinschaft in Nordrhein-Westfalen,
die als Brücke zwischen beiden Ländern dient.
Ein Gegenbesuch in Düsseldorf.
Ist bereits geplant.
Und das waren die Nachrichten aus der Region mit der Olga.
Ich war in dieser Woche in Delphi, am Nabel der Welt, wie man so schön sagt,
hier beim Delphi-Forum mit Nathanael Liminski, dem Minister für Europa und Bundesangelegenheiten des Landes Nordrhein-Westfalen.
Lieber Nathanael schön, dass du hier bist.
Sehr gerne, lieber Marian.
Wir sitzen hier am Rand des Delphi-Forums, ein Ort, wo die Welt zusammenkommt,
die politische und die wirtschaftliche Welt.
Und ja, wie ist vielleicht dein erster Eindruck?
Hier von diesem Ort, von diesem historischen, auch antiken Nabel der Welt, wie es hier heißt.
Es ist schon ein ganz besonderes Venue, wenn hier an einem Ort, wo Geschichte nahbar und fassbar wird
mit dem Orakel von Delphi, gleichzeitig über die Fragen der Zukunft debattiert wird.
Und das nicht nur im eigenen Saft, sondern eben mit Menschen tatsächlich aus der ganzen Welt.
Das ist bereichernd schon für sich genommen.
Es ist aber auch umso notwendiger, weil in einer Zeit,
wo wir mitunter selbst Partner nicht mehr richtig verstehen, müssen wir umso mehr miteinander reden.
Du bist ja das zweite Mal hier in der Region.
Im letzten Jahr warst du auf Zypern, jetzt in Griechenland.
Wieso hast du so einen gewissen Schwerpunkt oder einen Blick auf diese Region hier im östlichen Mittelmeer am Rande Europas?
Es hat nicht zuletzt mit der Arbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung hier unten zu tun,
dass mir einfach immer stärker aufgeht, dass wir die Situation, die Umstände,
in denen sich unsere europäischen Mitgliedsstaaten hier in dieser Region befinden,
noch stärker tatsächlich in den Blick nehmen müssen, noch stärker selbst kennenlernen müssen,
um sie auch noch stärker als bisher zu Hause vermitteln zu können.
Wenn wir die großen Themen dieser Zeit lösen wollen, sei es die Migrationsfrage,
sei es die Frage, wie wir zu mehr Wettbewerbsfähigkeit in Europa kommen wollen,
sei es die Frage, wie wir Sicherheit und Verteidigung künftig mehr gemeinsam organisieren wollen,
dann ist Griechenland ein sehr, sehr wichtiger und richtiger Ansprechpartner.
Und deshalb ist es gut, hier zu sein, um sozusagen aus eigener Anschauung im direkten Austausch
mit Vertretern der Regierung, der Wirtschaft, aber auch der Zivilgesellschaft zu lernen,
was hier gelungen ist, was hier Probleme bereitet und wie wir das in Europa gemeinsam anpacken können.
Was glaubst du, woran liegt es, dass Griechenland, Zypern, das östliche Mittelmeer und die Probleme Migration,
Sicherheitslage, Nahe Osten nicht so präsent sind?
Gibt es kein Gefühl in Deutschland dafür oder in Zentraleuropa?
Ist das Gefühl weit weg oder woran liegt es an der Vermittlung?
Wie können wir erreichen, dass eine höhere Aufmerksamkeit für diese Themen,
die ja unsere Sicherheit im Endeffekt ja bedrohen, geschaffen werden kann?
Mir geht es darum, dass wir erstmal zu einem Abgleich kommen zwischen dem,
wie wir diese Region sehen und dem, wie die Region sich selber sieht.
Und das ist mir schon letztes Jahr in Zypern aufgegangen, wenn man sieht, wie Zypern,
wenn man im östlichen Mittelmeer für Ordnung, für Sicherheit sorgt,
dann passt das doch nicht zu unserem Bild von Zypern,
was im Wesentlichen dem eines Urlaubsorts an der südlichen Grenze Europas entspricht.
Und das Gleiche bei Griechenland.
Während wir Griechenland als einen Staat an der südlichen Grenze Europas
vielfach mit dem Thema Migration in Verbindung bringen,
sieht Griechenland sich selber als ein Hub für moderne Energieversorgung,
als eine Brücke in den mittleren und nahen Osten.
Und ich glaube, es ist gut, dieses Selbstbild aufzunehmen
und darin auch die Chance für uns in Deutschland und Europa selbst zu sehen.
Denn ich glaube, dass wir hier Partner innerhalb der EU haben,
die uns helfen können, zu einer tatsächlich strategischen Nachbarschaftspolitik zu kommen,
mit Regionen wie den nordafrikanischen Ländern, wie mittleren und nahen Osten,
aber bis hinein in den Kaukasus, natürlich auch in die Türkei.
Hier ist sozusagen viel Erfahrung und Expertise.
Diese, die wir auch für uns nutzbar machen können.
Für dich ist es ja wichtig, als Minister von NRW natürlich auch Dinge mitzunehmen,
die für NRW, für Nordrhein-Westfalen wichtig sind.
Es gibt ja die größte griechische Community außerhalb Griechenlands lebt ja in NRW.
NRW ist ein sehr, sehr wirtschaftsstarkes Land, auch einwohnermäßig natürlich in Deutschland.
Was würdest du sagen, könntest du mitnehmen für dich von den Themen, die du besprochen hast,
um die Sensibilität, Sicherheit, Energie, Migration anzugreifen?
Aber auch natürlich einen Mehrwert für NRW zu schaffen?
Du hast es angesprochen, wir haben in Nordrhein-Westfalen eine große griechische Community,
die dafür sorgt, dass das Bild von Griechenland in Nordrhein-Westfalen, in Deutschland sehr positiv ist.
Wir verbinden mit Griechenland Urlaub, wir verbinden mit Griechenland eine gute Kulinarik, auch Humor, all diese Dinge.
Und ich glaube, dass da noch sehr viel mehr Potenzial drinsteckt, das auch wirtschaftlich zu heben.
Dass in der Kooperation zwischen Nordrhein-Westfalen, Deutschland und Griechenland noch sehr viel mehr Potenzial steckt.
Und das gilt da auch für die Themen, die ich gerade eben genannt habe, etwa den Bereich Verteidigung.
Wir sind in Nordrhein-Westfalen Heimat großer Rüstungsunternehmen, Rheinmetall ist nur eines.
Hier in Griechenland gibt es einen Bedarf.
Und es wäre doch gut, wenn wir diesen Bedarf mit europäischen Produkten am besten aus Nordrhein-Westfalen decken können.
Also hier sozusagen aus den Themen am Ende auch Felder der Kooperation zu machen,
das muss uns gelingen.
Dafür aber muss man die Situation stärker erst einmal auch zu Hause vermitteln.
Und eben schauen, dass das Bild Griechenlands jetzt nicht nur in romantischen Details aus Filmen besteht,
sondern dass man eben auch die Realität, ob wirtschaftlich, militärisch, politisch hier im Auge hat.
Es gibt bei aller positiven Blick nach vorne natürlich verstärkte Kooperationen, Sicherheit, Verteidigung, Energie.
Griechenland als Energiehub auch für Europa zu entwickeln,
ist natürlich das Thema der illegalen Migration etwas, was eine Belastung darstellt.
Das muss man, glaube ich, so offen und ehrlich sagen.
Und ich glaube, das haben auch die Gesprächspartner immer wieder auch verdeutlicht.
Was glaubst du, auch mit Hinblick auf die neue Bundesregierung, die sich jetzt formen wird?
Der Koalitionsvertrag wurde in diesen Tagen ja vorgestellt.
Was glaubst du, wird sich da jetzt verändern für die EU-Mitgliedstaaten und auch in Bezug auf das Thema illegale Migration?
Erst einmal wird sich verändern, dass wir mit Friedrich Merz,
er hat seinen Bundeskanzler bekommen, der europäische Abstimmungen nicht nur vornimmt, weil es sein muss,
sondern weil er sie für richtig hält und wichtig hält.
Das heißt, wir europäischen Partner werden wieder einen Bundeskanzler erleben,
der sich nicht nur dann bewegt, wenn sie ihn dazu zwingen,
sondern der selber europäische Bewegung auslösen will.
Und sie werden auch erleben, dass er das besonders beim Thema Migration tun will.
Wir haben die Situation, dass die EU-Mitgliedstaaten, die sich jetzt formen,
dass das Thema Migration seit über zehn Jahren nun nicht systematisch gelöst worden ist.
Friedrich Merz weiß, dass wir dieses Thema nur europäisch systematisch lösen können.
Und deswegen wird er damit auf die europäischen Partner zukommen.
Und ich glaube, das ist gerade für Länder wie Griechenland besonders wichtig, weil sie merken,
dass die Situation hier unten, dass die Interessen, aber auch die Probleme von einem deutschen Bundeskanzler ernst genommen werden.
Und das schafft eine gute Situation.
Und das ist eine ganz andere Grundlage, um auch über Themen zu sprechen, die vielleicht strittig sind,
die vielleicht problembehaftet sind, die vielleicht kompliziert sind,
weil einfach ein ganz anderes Level an Partnerschaft schon gegeben ist.
Und insofern sehe ich damit Zuversicht in die Zukunft.
Wenn man in Griechenland unterwegs ist, du warst dort im Außenministerium,
hast die beiden Vize-Außenminister getroffen, wir treffen den Verteidigungsminister
und auch viele andere Gesprächspartner.
Ist natürlich das Thema Migration spielt eine Rolle und dann kommt man auch immer wieder schnell zum Thema Türkei.
Der Türkei ist der Elefant im Raum, der sich um vieles dreht, der herausfordernder Partner ist.
Die griechische Seite verlangt natürlich mehr auch Bekenntnis Deutschlands, mehr der EU zu Griechenland als zur Türkei.
Was glaubst du, wie sollte sich gerade auch das Land NRW, und du bist ja ein Europaminister, der ein Bundesland vertritt,
was eine sehr große türkische Kommunikation betrifft.
Was glaubst du, wie sollte sich gerade auch das Land NRW, und du bist ja ein Europaminister, der ein Bundesland vertritt, was eine sehr große türkische Kommunikation
Was glaubst du, wie sollte sich gerade auch das Land NRW, und du bist ja ein Europaminister, der ein Bundesland vertritt, was eine sehr große türkische Kommunikation betrifft.
Wie kann man sich da positionieren im Balance EU-Mitgliedsstaat, NATO-Mitglied Griechenland, enge Freundschaft, auch kulturelle Verbindung und Türkei, auch ein NATO-Mitgliedsstaat,
eine große Gemeinschaft, die in Deutschland lebt, auch ein wichtiger Partner, aber trotzdem natürlich diese schwierigen Verhältnisse, die es da gibt,
ungeklärtes Seerecht, die Überflüge, die Angriffe der Türkei auf Griechenland und Zypern.
Und wie ist es da sozusagen mit der Balance, die du auch sicherlich finden musst, oder wie würde sich das Bundesland, auch NRW und du als Europaminister, der da auch gefragt wird sicherlich, positionieren?
Zum einen muss es uns ja gelingen, zu Hause auf unseren Straßen erstmal diese Balance herzustellen, dass Konflikte, die es hier zwischen der Türkei und Griechenland gibt, nicht auf unseren heimischen Straßen und Plätzen ausgetragen werden.
Deshalb will ich auch die Situation selber kennen.
Das ist auch der Grund, warum ich bald in die Türkei reisen werde, um auf diese Weise noch genauer zu verstehen, wo Vorbehalte sind, wo auch Vorurteile bestehen.
Und in den Gesprächen hier in Griechenland ist mir noch einmal deutlich geworden, wie aggressiv die Türkei wahrgenommen wird durch die Griechen,
weshalb sie tatsächlich allergisch reagieren, wenn man von der Türkei als Partner spricht.
Ich bin aber davon überzeugt, dass die Türkei ein strategischer Partner ist.
Dass sie ein strategischer Partner sein können, mit Blick auf die Ukraine, mit Blick auf Syrien, mit Blick auf den Mittleren und Nahen Osten, mit Blick auf das Thema Migration, mit Blick auf das Thema Sicherheit im Mittelmeerraum.
Alles das sind Dinge, die wir nur mit einer Türkei gemeinsam dauerhaft werden lösen können.
Allerdings muss die Türkei dafür auch ein Partner sein und kann nicht erwarten, dass sie diejenigen sind, die bestimmen.
Und das ist hier etwas,
wofür ich auch werbe,
bei aller Konfrontation mit der Türkei einen differenzierten Blick zu bewahren.
Die Türkei ist einfach ein großes Land.
Nicht nur flächenmäßig und bevölkerungsmäßig, sondern natürlich auch wirtschaftlich und militärisch.
Und deswegen müssen wir eine Konzeption finden, in der die Türkei auch ihren Platz hat.
Aber ich kann wiederum umgekehrt schon verstehen, dass angesichts der Vorgänge in der Türkei selbst,
hier auch eine gewisse Sorge vorherrscht, wenn die Tonlage, in der deutsche oder europäische Politiker über die Türkei sprechen, naiv wirkt.
Und deswegen ist es gut, sozusagen auch mit Blick auf die Türkei hier ein differenziertes Bild zu entwickeln.
Das Verhältnis Griechenland-Türkei ist eine Herausforderung.
Die USA, die ja stark präsent sind, Truppen auf Zypern, Truppen auf Kreta, bei Athen,
stellen ja einen gewissen Sicherheitsfaktor für Griechenland dar, weil sie ja eine gewisse Schutzmacht sind
und auch sozusagen die beiden Partner oder die beiden Länder, nicht Partner, sondern Nachbarländer natürlich auch ein Stück weit separieren und im Schach halten.
So kann man das, glaube ich, gut beschreiben.
Und die Angst besteht natürlich für die griechische Seite, wenn die neue Trump-Administration eher aus dem Nahen Osten,
aus diesem geopolitischen Raum, im Mittelmeer sich zurückzieht, dass da diese Schutzfunktion und dieses auch die Türkei-Einheit zu gebieten, wegfällt.
Können wir das?
Können wir da als Europa sagen, habt keine Angst, liebe Griechen, wir werden an eurer Seite stehen,
wir können dieses Vakuum füllen, auch in den Verteidigungsfragen?
Oder muss man sich da irgendwie arrangieren mit der Situation?
Die USA spielen hier im Mittelmeerraum eine viel größere Rolle, als das, glaube ich, vielen Menschen in Deutschland klar ist.
Durch die militärische Präsenz, durch die finanzielle Unterstützung, durch die wirtschaftliche Kooperation,
durch die politische Präsenz, wenn es etwa um den Nahen Osten geht.
Und deswegen, glaube ich, wäre es vermessen anzunehmen, dass wir als Europa kurzfristig diese Rolle übernehmen könnten.
Wir müssen aber stärker selbst präsent sein, damit wir einen möglichen Rückzug der USA in ihr Land selbst,
eine isolationistische Entwicklung selber auffangen können.
Und wir brauchen vor allen Dingen mit Blick auf unsere militärische Selbstertüchtigung Zeit.
Und deshalb ist es gut, dass mit den griechischen Gesprächspartnern Einigkeit bestand,
dass in der Entgegnung auf die Entwicklung in den USA keine Hysterie ausbrechen soll,
wir aber gleichzeitig Selbstbewusstsein zum Ausdruck bringen, wo Grenzen sind.
Wenn es etwa um Handelstarife geht, wenn es um das grundsätzliche Verständnis von freier Rede in Europa geht,
wenn es um Sicherheitsinteressen geht, dann müssen wir die auch klar artikulieren.
Da haben die Griechen...
...einen besonderen Zugang.
Das kann auch helfen, wenn diese US-Administration sehr selektiv vorgeht,
ist es im Interesse aller Europäer, wenn wir besondere Zugänge einzelner Mitgliedstaaten für uns alle nutzbar machen.
In diesem Sinne können wir auch, glaube ich, diesen Zugang nutzen.
Da ist Griechenland offen.
Und wir hoffen, dass dein Besuch ja auch die Bündnisse und die Kontakte vertieft
und dass wir Griechenland und Zypern auch natürlich als stabilen Anker hier in der Region wahrnehmen.
Das wird, glaube ich, auch in unserem...
Interesse.
Lieber Nathanael, vielen Dank für deine Zeit.
Viel Freude noch, viel Spaß hier noch auf dem Delphi-Forum.
Gute Gespräche, gute Kontakte in Griechenland.
Und dann komm auch bald wieder in die Region, denn solche Austausche, solche Besuche sind wichtig,
um das Verständnis der Region in Deutschland zu vertiefen.
Sehr gerne, lieber Marian und danke für eure wichtige Arbeit.
Danke.
Und das war unser Interview mit Nathanael Leminski.
Und jetzt geht es weiter mit den Nachrichten aus der Region Teil 2 und der Olga.
Stromkabelprojekt sorgt für Spannungen.
Frankreich zeigt Flagge.
Griechenland und Zypern treiben das Stromkabelprojekt Great Sea Interconnector weiter voran.
In dieser Woche wurde bekannt, dass die Arbeiten östlich der Insel von Kasos
trotz Protesten aus Ankara kurz vor dem Neustart stehen.
Athen betont dabei, die Kabelverlegung sei durch das Völkerrecht gedeckt.
Außenminister Jera Petridis verwies auf vergleichbare Projekte im Mittelmeer.
Parallel dazu zeigt Frankreich Präsenz vor Ort.
Der Flugzeugträger Charles de Gaulle läuft in den nächsten Tagen Kreta und Piraeus an.
Mit einem gemeinsamen Manöver soll ein Zeichen der Solidarität und Stärke gezeigt werden.
Türkei wieder als sicheres Drittland für Asylbewerber eingestuft.
Griechenland stuft die Türkei erneut als sicheres Drittland für bestimmte Asylbewerber ein.
Eine entsprechende Ministerialentscheidung der Minister für Asyl und Migration Voredis
sowie Außenminister Jera Petridis wurde jetzt veröffentlicht.
Betroffen sind Antragsteller aus Syrien, Afghanistan, Pakistan, Bangladesch und Somalia.
Wer aus der Türkei unerlaubt nach Griechenland einreist, kann künftig schneller abgewiesen und zurückgeführt werden.
Die Maßnahme wurde nötig, nachdem eine frühere Entscheidung vom Staatsrat aufgehoben worden war.
Nun erfolgte die entsprechende Einstufung mit ausführlicher Begründung und in Einklang mit dem Urteil.
Athen sieht darin ein Signal für mehr Ordnung und Kontrolle an den EU-Außengrenzen.
Und das war der zweite Nachrichtenteil mit der Olga.
Wir sind damit am Ende von Yiasas Adenauer, dem Podcast für Griechenland und die Region.
Angekommen.
Ich bedanke mich fürs Zuhören, freue mich, wenn ihr unseren Podcast abonniert
und uns mit einer Bewertung und Kommentar gerne unterstützt.
Habt ihr Hinweise, Anregungen oder Themenwünsche, dann schreibt gerne an yiasasadenauer@kas.de
Jassas mit einem S.
Die E-Mail-Adresse findet ihr auch in den Shownotes.
Ein großes Dankeschön geht an die Redaktion Vassilis Karidas-Infatys,
die Produktion Studio Schumann Leipzig sowie unsere Nachrichtensprecherin Olga.
Bis zum nächsten Mal in zwei Wochen mit herzlichen Grüßen hier aus Athen.
Euer Marian Wendt.
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