Since 10/2023 36 Episoden

#35 "Vom Fax zur App: Was das neue Digitalministerium von Athen lernen kann

06.07.2025 29 min

Zusammenfassung & Show Notes

Griechenland zehn Jahre nach der Staatsschuldenkrise: wirtschaftlich stabil, digital überraschend modern – und ein attraktiver Partner für deutsche Unternehmen? Marian Wendt spricht mit Dr. Ilja Notnagel, Geschäftsführer der Deutsch-Griechischen Handelskammer, über Digitalisierung, Investitionen, Ausbildung und das neue Selbstbewusstsein der griechischen Wirtschaft. Außerdem: aktuelle politische Entwicklungen und Europas Migrationspolitik im Fokus.

Yiasas Adenauer – Der Podcast für Griechenland und die Region

Wirtschaft, Wandel und digitale Chancen – Griechenland zehn Jahre nach der Krise
 
Host: Marian Wendt
Gesprächspartner: Dr. Ilja Notnagel, Geschäftsführer der Deutsch-Griechischen Industrie- und Handelskammer


In dieser Folge von Yiasas Adenauer spricht Marian Wendt mit Dr. Ilja Notnagel über die wirtschaftliche Erholung Griechenlands, die Rolle deutscher Unternehmen vor Ort und den überraschenden Digitalisierungsvorsprung der griechischen Verwaltung. Zehn Jahre nach der Schuldenkrise hat sich vieles verändert – wirtschaftlich, digital und politisch.


Nachrichtenblock Teil 1 – Aktuelles aus Politik und Gesellschaft

Subventionsskandal erschüttert die Regierung
Ein massiver Betrugsfall mit EU-Agrarbeihilfen erschüttert die griechische Innenpolitik. Mehrere Minister und Vizeminister treten zurück. Premierminister Mitsotakis übernimmt politische Verantwortung und kündigt Reformen an.


Merkel in Athen – Rückblick auf die Eurokrise
Angela Merkel spricht in einem seltenen Live-Interview über ihre Erinnerungen an den Krisensommer 2015. Ihre Aussage „Ich war sprachlos“ zum Tsipras-Anruf sorgt für große Resonanz. Griechische Medien loben ihre Klarheit und Selbstkritik.


Schwerpunkt-Interview – Dr. Ilja Notnagel im Gespräch

Griechenland heute: Vom Sorgenkind zum Reformmotor
Griechenland hat sich neu aufgestellt – mit starken Sektoren wie Tourismus, Industrie, Logistik und einem überraschenden Fokus auf digitale Lösungen. Dr. Notnagel schildert, wie das Land gezielt aus der Krise gelernt hat.
Digitale Verwaltung – effizienter als in Deutschland?
Ob Steuernummer per App oder Rückerstattung in Rekordzeit: Griechenlands Verwaltung ist digitaler als ihr Ruf. Dr. Notnagel fordert, Deutschland solle genau hinschauen – und vom Süden lernen, statt nur zu belehren.

Neue Wirtschaftsbeziehungen statt alter Denkmuster
Deutsche Unternehmen suchen zunehmend nach Kooperationsmodellen in Griechenland – nicht nur wegen günstiger Bedingungen, sondern wegen verlässlicher Partner. Der Fokus liegt auf Zusammenarbeit, nicht nur Expansion.

Ausbildung, Fachkräfte, Weiterbildung
Fachkräftemangel betrifft auch Griechenland. Die duale Ausbildung steht noch am Anfang, doch der Wille zur Zusammenarbeit mit Unternehmen wächst. Die AHK unterstützt diesen Wandel mit konkreten Initiativen.
Politische Stabilität und wirtschaftliches Selbstbewusstsein

Trotz innenpolitischer Spannungen zeigt sich die griechische Wirtschaft robust und zuversichtlich. Unternehmen vor Ort glauben an den eingeschlagenen Kurs – und erwarten keine Rückkehr zu den Unsicherheiten vergangener Jahre.

Nachrichtenblock Teil 2 – Außenpolitik und Migration

Griechenland baut Einfluss in Libyen aus
Mit einer diplomatischen Offensive in Tripolis und Benghazi stärkt Griechenland seine strategische Rolle im östlichen Mittelmeer. Ziel: Stabilität, Kontrolle irregulärer Migration und Sicherung maritimer Interessen.

EU–Türkei-Dialog zur Migration
In Istanbul tagt der dritte hochrangige Dialog zwischen EU und Türkei. Im Zentrum stehen Rückführungen, Grenzsicherung und Fragen innerer Sicherheit. Die EU betont ihre Absicht, bestehende Abkommen mit der Türkei vollständig umzusetzen.


Fragen, Anregungen oder Themenvorschläge?
Dann schreibt uns gerne an yiasasadenauer@kas.de – wir freuen uns auf euer Feedback!
Abonnieren & Weiterempfehlen
Yiasas Adenauer – der Podcast für Griechenland und die Region – erscheint regelmäßig mit aktuellen Themen, spannenden Gesprächspartnern und fundierten Einblicken aus Athen.
Jetzt abonnieren, bewerten und teilen – überall, wo es Podcasts gibt.

Transkript

Was könnte das neue Digitalministerium in Berlin von seinem griechischen Pendant lernen? Welche Rolle spielen deutsche Unternehmen derzeit in Griechenland? Und wo steht das Land zehn Jahre nach dem Ende der Staatsschuldkrise? Das sind heute die Fragen und Themen, um die es bei Yiasas Adenauer, dem Podcast für Griechenland und die Region geht. Und damit ein herzliches Willkommen hier aus Athen. Mein Name ist Marian Wendt und ich leite das Büro der Konrad Adenau Stiftung in Athen für Griechenland und Zypern. Eine wirklich heiße Woche liegt hinter uns und damit meine ich nicht nur die Temperaturen, sondern vor allem auch innenpolitisch. Es gab mehrere Ministerrücktritte und auch dann neue Ernennungen. Und Angela Merkel hat Athen besucht. Dazu aber mehr in den Nachrichten. Im Interview geht es im Schwerpunkt diesmal um die deutsch -griechischen Wirtschaftsbeziehungen, die wirklich vor einem sehr spannenden Wendepunkt stehen. Zehn Jahre nach dem Ende der Staatsschuldenkrise stehen neue Chancen im Vordergrund. Digitalisierung, verstärkte Investitionen von Unternehmen und gemeinsame europäische Ziele eröffnen neue Perspektiven der Zusammenarbeit. Darüber habe ich mit dem auch neuen Geschäftsführer der deutsch -griechischen Außenhandelskammer Dr. Ilja Nothnagel gesprochen, den ich in seinem Büro an der Vassilis Sofias besucht habe. Nun aber zunächst die Nachrichten. Krankheitsbedingt laden nicht von der Olga gute Besserung von hier aus, sondern von unserem Produktionsteam aus Leipzig vorgetragen. Ein Subventionsskandal erschüttert die griechische Politik. Im Zentrum steht ein groß angelegter Betrug mit EU -Agrarbeihilfen über das OPEKEPE -System. Es geht um fingierte Weideflächen von bis zu 25 .000 Hektar und um Millionenzahlungen aus Brüssel. Im Fokus der Ermittlungen stehen mehr als zehn Abgeordnete verschiedener Parteien, darunter acht der regierenden Nea -Demokratia. Auch das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung, die EPO, hat in den letzten Wochen bereits Ermittlungen aufgenommen. Am 27. Juni traten Agrarminister Makis Voridis, mehrere Vizeminister und hohe Parteifunktionäre zurück. Premierminister Mitsotakis übernahm die politische Verantwortung und kündigte umfassende Reformen an. Unter anderem eine stärkere Kontrolle durch die unabhängige Steuerbehörde ADE. Angela Merkel in Athen Nach Jahren des politischen Rückzugs kehrte Angela Merkel für ein seltenes Live -Interview am vergangenen Mittwoch nach Athen zurück. Im vollbesetzten Saal des Stavros-Niarchos-Kulturzentrums sprach sie mit dem Chefredakteur von "Kathimerini" Alexis Papachelas offen über die Euro -Krise und ihre Erinnerungen an den Sommer 2015. So gab sie beispielsweise zu "Der Anruf von Tsipras mit der Referendumsidee war der überraschendste Anruf meiner politischen Laufbahn. Ich war sprachlos." Griechische Medien loben die Klarheit dieses Geständnisses. Die Kathimerini hob hervor, wie Merkel ihre Position verteidigte. Sie habe den Grexit stets verhindert und das Land im Euro halten wollen. Insbesondere ihre Aussage, ich verlor meine Stimme, als er nein sagte, traf auf große Resonanz. Und das waren die Nachrichten Teil 1. Ich war die Woche bei der Deutsch -Griechen Handelskammer und habe dort zum Gespräch den Geschäftsführer Dr. Ilja Notnagel getroffen. Und das Interview und unser Gespräch über den Stand der deutsch -griechischen Wirtschaftsbeziehung, das hört er jetzt. Herr Dr. Notnagel, herzlichen Dank für Ihre Zeit, dass ich hier zu Ihnen in die Handelskammer kommen kann. Sie sind jetzt ein gutes halbes Jahr mittlerweile hier. Und deswegen ist es schön, dass wir uns mal im Podcast von Jassas Adenauer treffen. Ja, vielen Dank, dass Sie hergekommen sind. Ich freue mich auf das Gespräch. Sie sind promovierter Volkswirt. Sie haben verschiedene Führungsfunktionen, auch in der IHK -Zentrale, in der DIHK -Zentrale in Berlin gehabt. Wieso für Sie persönlich ist die Entscheidung, nach Griechenland zu kommen? Es hätte ja auch auf andere Standorte sein können. Oder wie sozusagen, ich gehe mal raus, ich gehe mal auch nach Griechenland, nach Athen. Ich glaube, es ist für auch eine persönliche Entwicklung wichtig, dahin zu gehen, wo das Herz auch ist und schlägt. Es gibt eine Menge von Außernhandelskammern weltweit. In 95 Ländern gibt es da fast Büros. Griechenland hat immer verlockt und ich war froh und glücklich, dass ich die Chance habe, jetzt hier zu sein. Und ein neues Kapitel aufzuschlagen, ein spannendes Kapitel aufzuschlagen. In Berlin habe ich so viele Kapitel schon gesehen und geschrieben, dass jetzt Zeit wird, auch in Athen mal anzufangen. Man könnte ja ein bisschen sagen, Sie kommen genau zum richtigen Zeitpunkt nach Griechenland. Die deutsche Wirtschaft seit einiger Zeit im Singflug, die Zahlen negativ. Griechenland, ich sag mal, der Muster Schülereuropa, wenn es um die Frage der Wirtschaft geht, würden Sie diese Einschätzung teilen? Ich glaube, das ist eine zweiseitige Einschätzung. Einmal zur deutschen Wirtschaft und einmal zur griechischen Wirtschaft. Fangen wir ganz kurz, wo wir in Athen sind, mit Deutschland an. Das sind schon schwierige Jahre. Vieles, wofür die deutsche Wirtschaft steht, Industrie, Automobilindustrie, haben große Herausforderungen. Vieles ist auch sehr kompliziert in Deutschland, wenn man wirtschaften möchte als Unternehmen. Es gibt die Bürokratie, die sprichwörtlich über alles. Und dann ist es schon sehr spannend, hier in Griechenland zu sein und zu sehen, dass man seine persönliche Steuernummer online auf Englisch beantragen kann und innerhalb von fünf Minuten eine Videoverifizierung bekommt von der Behörde und die E -Mail mit dem entsprechenden Dokumenten dann nach weiteren 30 Minuten bekommt. Das ist schon was anderes. Und das spricht so ein bisschen dafür, dass man aus großen Krisen auch große Chancen ergreifen kann. Und was ich in den ersten Monaten hier in Griechenland gelernt habe, ist doch wie präsent auch noch die vielen, vielen Aufgaben. Herausforderungen und auch Einschnitte sind der damaligen Euro -Staatsschuldenkrise und wie viel auch dann auch investiert wurde persönlich, aber auch wirtschaftlich, um daraus seine Lehren zu ziehen und einen neuen Weg zu gehen. Ich kann mal ein bisschen einsteigen, weil das natürlich ein wichtiges Thema ist. Wir feiern ja in diesen Tagen vielleicht das falsche Wort. Es wird einen Jahrestag begangen, 10 Jahre Referendum. Das war natürlich auch im Land sehr stark erwähnt und hat auch Beachtung gefunden. Und Sie sagten ja, welche Chancen man genutzt hat, die diese Krise erwachsen hat. Wo würden Sie sagen, sind zwei, drei Punkte, die aus der Wirtschaftssicht, auch der deutsch -griechischen Wirtschaftssicht, weil Deutschland besonders auch noch eingebunden war in dieser Euro -Staatsschuldenkrise, wo würden Sie sagen, da sind die zwei, drei konkreten Chancen, die Griechenland genutzt hat und wo Sie einfach, ich sage mal, das besser gemacht haben als vielleicht auch Deutschland? Ich glaube, Griechenland hat eins gemacht, was sehr, sehr wichtig ist. Sie haben sich im Unternehmen, würde man sagen, auf ihren Markenkern fokussiert. Also es ist so, und da beißt die Maus auch keinen Faden ab, wenn ein Viertel der Wirtschaftsleistung bleibt und ist der Tourismus ein wichtiges Standbein. Und wenn Sie dann sehen, dass eine der wichtigsten Maßnahmen der damaligen Krise war durch Privatisierung, durch die Einbindung von Wissen von Unternehmen weltweit, aber zum Beispiel dem Sektor Flughafen aus Deutschland. die Schritte zu Modernisierung gemacht wurden, dass überhaupt die Touristen herkommen können, dass die Preise für den Transport auch wettbewerbsfähig sind, dass die Flughäfen so modern sind, dass die Airlines die auch gerne anfliegen. Dann ist das ein Beispiel, wie man die Chance genutzt hat, zu sagen, wir wollen durch Privatisierung erstens unser Schuldenproblem lösen, aber zweitens wettbewerbsfähiger werden und drittens einen Standbein von uns stärken. Dasselbe können Sie hier nehmen für den Hafen in Pireus. Es ist genau dasselbe Bild, nur dass da nicht deutsche Unternehmen beteiligt sind. Und ich glaube auch, dass erkennbar ist, immer mehr, wie wichtig das Thema Digitalisierung ist. der Staatsverwaltung ist, also der staatlichen Aufgaben. Das ist nicht ein direktes Ergebnis der Staatsschuldenkrise. Da wurden viele Erleichterungen geschaffen. Und jetzt hat man die Chance, während Corona genutzt, gleich noch mal einen draufzusetzen. Jeder hat hier eine App, eine staatliche App, wo man Dokumente verifizieren kann. Das funktioniert schon sehr, sehr gut. Und das zeigt auch den Willen, mit Althergebrachten vielleicht auch zu brechen. Und für die Zuhörer in Deutschland oder für Diskussionen über Griechenland, da kommt halt das Thema. Tourismus, Logistik, also vor allen Dingen Schiffsverkehr und das Thema Lebensmittel. Aber hier gibt es auch eine sehr, sehr starke Industrie. Gerade Metallverarbeitend, chemische und pharmazeutische Industrie. Und ich glaube, dass man da auch durch leichtere Erlaubnisse, eine bessere Wettbewerbsfähigkeit hervorgebracht hat. Es gibt viele griechische Unternehmen, die sich doch auch anschicken, europäische Märkte auch den Deutschen stärker unter die Nucke zu nehmen. Das Stiefwort Digitalisierung ist natürlich in Deutschland immer so, wird so ein bisschen belächelt oder das wird dann nur zu lachern, das ist wie mit der deutschen Bahn und der Pünktlichkeit. Wo man glaube ich sagen kann, im Verhältnis zur griechischen Bahn ist das deutsche Bahnsystem doch sehr stabil und funktionabel, wenn man das bei allem Objektiv feststellen kann glaube ich. Die Bundesregierung hat nun ein Digitalministerium geschaffen, auch erstmalig mit konkreten Zuständigkeiten, mit Verantwortlichkeiten und mit eigenen Kompetenzen. Ist das eine Lehre, eine Folge? Kann Griechenland dort unterstützen oder könnte es da vielleicht auch eine bessere Zusammenarbeit geben? Es ist ja das Thema, was alle betrifft, ja heutzutage nicht nur die Verwaltung muss digitalisiert werden, wir hatten das mit der Steuernummer, auch die Steuererklärung wird hier von einem Tag bearbeitet und die Rückerstattung bewiesen, also es ist immer phänomenal, muss man sagen. Es gibt die Frage von KI, es gibt die Frage von Medizintechnik, die sich digitalisiert, all diese Thematiken finden auch hier eine Rolle. Wie weit würden Sie aus Ihrer Sicht, aus Handelskammer -Sicht sagen, gibt es hier schon Partnerschaften, Möglichkeiten oder ist das noch ein Punkt, da müssen wir noch mehr reingehen, um von diesem Know -how, was es im Land gibt, auf staatlicher und wirtschaftlicher Seite zu profitieren? Ich glaube, das sind zwei Messages. Die erste Message nach Berlin und Deutschland wäre sicherlich Kommen Sie her und gucken Sie es sich an. Gerade was staatliche Verwaltung betrifft. Wir haben in Deutschland viel immer über das Beispiel Estland diskutiert. Die hatten einen großen Vorteil, die konnten auf einem weißen Blatt Papier anfangen. Hier in Griechenland ist es ein bisschen komplizierter. Hier muss man auch mit verschiedenen Ebenen agieren. Ich glaube, dass das ein gutes Beispiel ist, sich das anzuschauen. Auf der anderen Seite gibt es natürlich den privaten Sektor. Diese ganzen Lösungen sind vor allen Dingen möglich, weil es viele kreative Unternehmen gibt. Viele Unternehmen, die auch Chancen ergreifbar machen. Es gibt hier eine vitale Szene in Griechenland. Und die ist nicht immer nur in Athen, sondern auch in Thessaloniki. Es gibt sehr viele IT -orientierte Unternehmen, die sich in Nordgriechenland... und da auch sehr erfolgreich unterwegs sind, auch zum Beispiel für deutsche Kunden. Großes Potenzial, glaube ich, und ich glaube, da geht die Diskussion richtigerweise auch hin, ist bei der Frage der digitalen Nomaden und den vielen schlauen Menschen, die sich aussuchen können, wo sie ihre Zeit verbringen. Wo sie den Laptop aufschlagen und dann geht es los. Und ihre tollen Projekte wirklich auch voranbringen. Und da, glaube ich, hat Griechenland noch extrem viel Potenzial. Da könnte man mal nach Portugal gucken, wie das dort gemacht wurde. Aber es wird langsam erschlossen. Es gibt hier die ersten großen Start -up -Messen. die sich so ihre Positionen im europäischen Reigen auch erkämpfen. Und es gibt eine junge Generation, die das auch möchte, weil sie die Freiheit davon erleben. Man muss aber auch noch eins sagen, wir sind im Südosten Europas, wir haben auch viele Menschen von außerhalb Europas, die hierher kommen. Zum Beispiel aus Israel, eine sehr vitale Community, die hier in Griechenland, insbesondere in Athen, aktiv ist und auch so einen Impuls gibt in diese Richtungen. Also hier ist was los bei dem Thema, sowohl mit Blick auf Verwaltung, wie auch mit dem Blick auf viele spannende Unternehmen, die hier unterwegs sind und die vielleicht in einem nächsten Schritt nicht nur in Griechenland Positives bewirken werden, sondern sich auch anbieten für uns in Deutschland. um mal die eine oder andere gute Lösung zu finden, wie man Herausforderungen, die analog bestehen, digital lösen kann. Ich hatte gelesen, dass ja die deutschen Firmen hier mit den größten Investitionsgeber sind. Sie finden ja meisten Investitionen durch. Auch wir sind bei den Wirtschaftsbeziehungen Platz eins, Platz zwei. Wir teilen uns nur mit den Italienern in Griechenland. Und es gibt ja auch entsprechend starke Firmen hier. Merken Sie aber, dass aufgrund der Schwäche des Heimatmarktes, der Firmen der deutschen Firmen, die in Deutschland tätig sind, da Jobs abbauen, da sich konsolidieren müssen, merken Sie das schon hier in den Investitionen, dass die zurückgehen? Oder setzt man bewusst aufgrund der Schwäche des deutschen Marktes dann Investitionen hier in Griechenland zum Beispiel, um weil es Fachkräfte gibt, weil die Investitionsbedingungen besser sind, weil die Digitalisierung besser läuft? Die Regeln sind eigentlich auch die ähnlichen. Wir sind ja im europäischen Verbund. Nur ist die Auslegung mitunter natürlich immer unterschiedlich. Wie ist da der Trend? Also spürt man das? Ist das eine Verlagerung oder merkt man schon die Auswirkungen nach dem Motto, wenn Deutschland hustet, bekommen andere Länder in Europa schon eine Lungenentzündung? Ich glaube, das ist ein bisschen dazwischen. Viele große deutsche Unternehmen, gerade im industriellen Bereich, erleben eine schwierige Zeit in ihrem Geschäftsmodell. Das bedeutet auch, dass man sehr genau hinguckt bei den Operationen in Europa und dass man sich auch im Konzern neue Ziele setzt und die Hürden beim Umsatz höher werden und der Kostendruck weitergegeben wird. Das erleben auch die Tochterunternehmen hier. Das ist erstmal eine ganz normale Entwicklung, weil man sich angesichts der vielen Herausforderungen, die bestehen von Handelspolitik über Energiepreise über Fachkräftemangel in Deutschland, als Unternehmen an diese Herausforderungen anpasst. Auf der anderen Seite. Gibt es eine Reihe von Anfragen von Unternehmen, die sich auch umschauen, ist hier der richtige Platz für mich, ist das ein interessanter Markt? Soweit gehört aber auch, dass viele deutsche Unternehmen ja schon in Europa sehr internationalisiert sind. Also wenn Sie ein Werk in Rumänien haben, dann probieren Sie erst mal das zu stärken, bevor Sie eine ganz neue Investition tätigen. Ein Thema kommt hier in Griechenland dazu. Was wir aus Deutschland schon gut kennen, das ist das Thema Fachkräftemangel. Die demografische Entwicklung ist vergleichbar. Und der Arbeitsmarkt hier hat sich massiv erholt. Ich glaube, wir sind jetzt beim 17 -Jahres -Tief. Das heißt, auch hier werden gute Leute knapp und da müssen wir als Unternehmen was einfallen lassen. Was wir erleben, ist eine sehr stärkere Kooperationswilligkeit. Also es ist weniger so, wie man sich das vorstellt, dass das Unternehmen aus Deutschland kommt her, sucht einen Grundstück und setzt eine Fabrik drauf, sondern das ist mehr, wo können wir zusammenarbeiten, kann mir ein griechisches Unternehmen was zuliefern. Da erleben wir auch von der griechischen Seite ein großes Interesse. Unsere Handelskammer unterstützt viele griechische Unternehmen dabei, auf deutschen Messen sich zu präsentieren, damit unsere deutsche Wirtschaft gute Zulieferanten bekommt, angesichts auch gerade der Herausforderung, die es jetzt gibt. Zum Thema Fachkräfte, es gab ja immer die, Deutschland hat ja das klassische... Thematik, duale Ausbildung, das ist so unser Steckenpferd, das ist unsere Basis auch. Das gibt es natürlich im südeuropäischen Kontext nicht. Hat man in der Universität oder in der Job Learning, im Familienbetrieb. Gibt es da schon Entwicklungen, weil das ja immer ein großes Thema war auch nach der Euro -Schuldenkrise, Staatsschuldenkrise, dass man gesagt hat, da kann man konkret zusammenarbeiten, da gab es Initiativen. Ich erinnere mich an Staatssekretär Rachel, der das versucht hat nach vorne zu treiben. Hat das diese Initiativen an, die sich stabilisiert, ist das besser geworden oder ist das einfach eine Mentalitätsfrage, wo man schwierig ankommt und die Firmen doch jetzt umgestiegen sind auf ein eigenes sozusagen hausinternes Fortbildungs - und Ausbildungsprogramm? Da gibt es drei Aspekte zu. Also der Aspekt vielleicht, um ganz hinten zu starten. Viele Unternehmen, gerade wenn sie ein bisschen größer sind, müssen investieren in Training on the job. Die Technologie verändert sich relativ schnell, egal ob sie Ausbildung gemacht haben oder Universität verlassen haben. Nach 5, 6 Jahren ist die Frage, wie entwickelt man sich weiter, welche Tools werden im Unternehmen genutzt. Und gerade durch das Thema weniger Fachkräfte erleben wir hier bei unseren Gesprächen mit den Mitgliedsunternehmen schon verstärktes Interesse, sich Weiterbildung in -house Trainings entweder zu machen oder die von Deutschland zu bekommen, dass die Teams sich weiterentwickeln. Der zweite Aspekt ist das Thema Universität. Da steht mir jetzt nicht zu, nach einem halben Jahr hier dann ein abschließendes Urteil zu treffen. Wahrscheinlich steht es mir nie zu, ein abschließendes Urteil zu treffen. Aber die Beobachtung ist schon, dass ein sehr harter Wettbewerb hier auch bei den Studenten stattfindet. Wer kann auf die besten Universitäten gehen? Wer kommt dann auch aus den besten Universitäten raus? Und da gibt es häufig auch die Diskussion, die gibt es aber bei uns im Deutschland auch, da sind die Leute, die die Universität verlassen, eigentlich diejenigen, die dann darauf vorbereitet sind, was sie im betrieblichen Alltag erwartet. Die Diskussion wird sicherlich zunehmen. Mit dem Druck der von den Unternehmen kommt die richtigen Leute zu finden. Dazwischen ist das Thema duale Ausbildung oder berufliche Bildung. Es gibt hier ein System der beruflichen Bildung. Es gibt sowohl von der, bei uns wäre das sowas wie die Arbeitsagentur, wie auch vom Bildungsministerium, Berufsschulen. Da gibt es für die jungen Menschen, die es vielleicht nicht zur Universität gehen wollen, die aber auch nicht den Anspruch haben, einfach irgendwie in den Job hinein zu purzeln, durchaus die Möglichkeit, sich eine Ausbildung zu holen. Aber da gibt es auch den ganzen Kanon der Herausforderungen, wo man sich auf den Weg gemacht hat, es gab viele Reformen, man hat eine größere Offenheit, dass sich auch Unternehmen einbringen können, aber es ist halt eher schulisch. Und der Kern des Systems, dieses... Der junge Mensch ist vom Tag 1 auch im Büro, der hat also die Praxis. Das ist etwas, wo sehr hart derzeit weiterhin gerungen wird und auch diskutiert wird. Und vielleicht noch ein Aspekt hinterher, den erleben wir aber auch in Deutschland. Es geht natürlich auch darum, den Respekt für diese Berufe zu haben. Also, dass die Eltern das gut finden, dass das Umfeld das gut findet, dass die Gesellschaft akzeptiert, dass es vielleicht doch gut ist, einen ausgebildeten, was auch immer, Elektriker Koch, Einzelhandelskaufmann zu haben. Das ist hier, die Frage hat es beschrieben, das, was den Einstieg noch ein bisschen schwerer macht. Und das Thema, wir werden nicht aufhören, weil wir glauben, dass die Unternehmen das brauchen. Wir werden immer probieren, da ein Fürsprecher für zu sein, weil es genau diese Mischung gibt aus gut ausgebildeten Leuten, die direkt im Praxisbezug sind und das kann vielen Betrieben hier auch helfen. Also, das ist ein guter Ausblick erstmal, ich glaube die Situation hier insgesamt ist ja mit einem positiven Blick voraus, auch wenn wir uns die Märkte anschauen. Griechenland wird wieder was zugetraut, im Vergleich zu den letzten zehn Jahren. Man ist an die Finanzmärkte zurückgekehrt, man kann sie selber finanzieren. Auch die Schulden werden zurückgezahlt, die Verschuldung sinkt und das alles hängt natürlich auch, ich sag mal ein Stück weit, wird das auch verbunden mit der Politik von Kiriakos mit der Taggäste, Ministerpräsidenten. Vielleicht hat die letzte Frage... um so ein bisschen diese Aktualität auch zu haben, wir haben das an den Nachrichten gehört, macht Ihnen Sorge, wenn die Regierung jetzt ein bisschen unter Druck gerät? Besteht die Gefahr aus Sicht der Wirtschaft, dass Sie zu einem Neuwahlkontregierungen kommen? Ist das ein Thema bei Ihnen oder sehen Sie, dass insgesamt die politische Lage so stabil ist, dass Sie auch dadurch gute Rahmenbedingungen schafft? Man hört ja immer, wenn jetzt plötzlich ein Wechsel wäre, wird immer das Gespenst Zipras natürlich an die Wand gemalt, dass dann quasi wieder alle aufschrecken und dass doch dann die Wirtschaft sehr stark drunter leiden würde wieder. Also mir steht es nicht zu, der griechischen Politik zu bewerten. Was, glaube ich, allgemein hier bestimmt, ist ein sehr positiver und selbstbewusster Ausblick der Unternehmen, die hier aktiv sind. Wenn Sie hier Unternehmen besuchen, und das gehört zu meiner Aufgabe, ich mache das sehr gerne, so im Durchschnitt bin ich bei einem Unternehmen am Tag. Und die Unternehmen sind sehr selbstbewusst, weil sie eine sehr schwierige Zeit hinter sich haben und weil sie wissen, wie viele wichtige Weichen auch gestellt wurden, und dass der Zug jetzt erst mal dort drauf ist. Viel mehr Unsicherheit erlebe ich in der Diskussion über das Thema, was passiert sicherheitspolitisch. Also, wie stellt sich Europa dabei auf? Was bedeutet das für meinen Betrieb? Gibt es da neue Geschäftschancen? Oder gibt es Themen, die wir bearbeitet haben, die vielleicht nicht mehr Priorität haben, wenn man zum Beispiel den Sektor an neue Ware, Energien oder andere, guckt? Wir erleben auch eine Diskussion über das Thema Handelspolitik. Griechenland ist nicht so sehr betroffen von den... Ich nenne es jetzt mal... Entwicklungen mit Blick auf die USA von Zöllen, aber sie sind in der Lieferkette. Das macht sehr unsicher, weil man das nicht direkt spürt, sondern irgendwie im nächsten Punkt. Dieses Selbstbewusstsein zwischen Land und wirtschaftlich erlebt man bei Politikern auch aller Parteien des Zentrums, würde ich jetzt mal sagen, dass man sich dessen bewusst ist, dass das ein Schatz ist, den man hegen und pflegen muss. Und deswegen glaube ich, jetzt ist die Chance, hier ein gutes Geschäft zu machen, herzukommen, sich anzugucken, welche validen Partners es gibt, auch wegen der geostrategischen Position. Und es ist auch die Chance für uns in Deutschland mal den Blick zu weiten, was bringen eigentlich Reformen anderer Länder, wenn wir uns doch derzeit auf die Fahnen schreiben müssen, nach den schweren Jahren, die es jetzt wirtschaftlich zumindest gab, dazu gucken, welche Rezepte funktionieren. Das vielleicht als abschließende Einladung, wie Sie schon sagten, herkommen und angucken. Deswegen vielen herzlichen Dank für Ihre Zeit, für Ihren Input und Ihre ersten Einschätzungen nach einem halben Jahr. Sie sind erstmalig bei Jassas Adenauer, dem Podcast für Griechenland und die Region und deswegen gibt es noch eine allerletzte Frage an Sie. Vielleicht können Sie die auch schon beantworten, wir werden es sehen. Was ist denn die Lieblingsinsel von Dr. Iriya Notnagel in Griechenland mittlerweile? Da habe ich keinen Freiheitsgrad, das entscheidet meine Frau und das ist Corfu. Ok, das ist eine ganz klare Aussage, schön im Ionischen Meer gelegen, sehr venezianisch -italienisch geprägt. Dann geht es vielleicht im Sommer dort wieder mal hin. Ich gehe davon aus, auch da habe ich keinen Freiheitsgrad. Trotzdem viel Spaß, es lässt sich gut aushalten. Und das war damit unser Interview hier aus der deutsch -griechischen Handelskammer und wir machen weiter mit dem Nachrichtenblock Teil 2. Griechenland stärkt diplomatische Präsenz in Libyen Griechenland will seine diplomatische und strategische Präsenz in Libyen deutlich ausbauen. Außenminister Giorgos Gerapetritis reist dazu Anfang der Woche nach Tripolis und Benghazi. Ziel ist es, den Austausch mit beiden Landesteilen zu vertiefen in einem geopolitisch sensiblen Umfeld. Im Fokus stehen dabei die Kontrolle irregulärer Migration über die zentrale Mittelmeerroute sowie eine stärkere griechische Rolle bei der Stabilisierung der Region. Athen sieht in Libyen einen zentralen Partner für die Sicherheit im östlichen Mittelmeer. Die Reise ist auch Teil der griechischen Strategie, maritime Interessen selbstbewusst zu vertreten und die wirtschaftliche Ausschließungszone klar zu sichern. Parallel dazu treibt die Regierung die überfällige Raumordnung im Mittelmeer voran, unabhängig von umstrittenen Abkommen anderer Staaten. EU und Türkei beenden dritten hochrangigen Dialog zu Migration. In Istanbul hat in der letzten Woche der dritte hochrangige Dialog zwischen der Europäischen Union und der Türkei zur Migration und Sicherheit stattgefunden. Die EU wurde durch Migrationskommissar Magnus Brunner vertreten, die Türkei durch Innenminister Ali Yerlikaya. Im Zentrum der Gespräche standen unter anderem die Steuerung legaler Migration, die Bekämpfung irregulärer Einreisen, Rückführungsabkommen sowie eine engere Zusammenarbeit im Bereich Grenzschutz. Auch Fragen der inneren Sicherheit, Terrorismusbekämpfung, Drogenhandel, organisierter Kriminalität und die Lage in Syrien waren Thema. Auf Nachfragen zur möglichen neuer EU -Finanzhilfe und zur Umsetzung der EU -Türkei -Erklärung von 2016 betonte Brunner, die Europäische Union strebe weiterhin eine vollständige Umsetzung aller bestehenden Vereinbarungen mit der Türkei an. Und das waren die Nachrichten hier aus der Region. Wir sind damit am Ende unseren aktuellen Ausgabe von Yiasas Adenauer, dem Podcast für Griechenland und die Region, angekommen. Ich bedanke mich wie immer fürs Zuhören, freue mich, wenn ihr unseren Podcast abonniert und uns mit einer Bewertung unterstützt. Habt ihr Hinweise, Anregungen oder Themenwünsche? Schreibt wie immer gerne an yiasasadeanuer@kas.de, yassas mit einem S, die E -Mail -Adresse findet ihr auch in den Show Notes. Ein großes Dankeschön geht an die Redaktion, Vasilis Karydas-Yfantis,, die Produktion und diesmal auch Nachrichtensprecher, Studio Schumann Leipzig. Ich verabschiede mich in einer wahrscheinlich wieder heißen Woche hier aus Athen. Bis zum nächsten Mal, euer Marian Wendt.

Feedback geben

Dir gefällt der Podcast und Du möchtest das mal loswerden? Du hast Tipps für neue Themen oder magst über den Inhalt bestimmter Folgen diskutieren? Dann wähle im Formular die jeweilige Episode aus und schreib uns eine Nachricht. Vielen Dank für Dein Feedback!

Mit einem Klick auf "Nachricht absenden" erklärst Du Dich damit einverstanden, dass wir Deine Daten zum Zwecke der Beantwortung Deiner Anfrage verarbeiten dürfen. Die Verarbeitung und der Versand Deiner Anfrage an uns erfolgt über den Server unseres Podcast-Hosters LetsCast.fm. Eine Weitergabe an Dritte findet nicht statt. Hier kannst Du die Datenschutzerklärung & Widerrufshinweise einsehen.

★★★★★

Gefällt Dir die Show?
Bewerte sie jetzt auf Apple Podcasts