#39 „Philhellenen im Bundestag: Netzwerk mit Wirkung“
12.10.2025 31 min
Zusammenfassung & Show Notes
Wie erleben Menschen mit griechischen Wurzeln ihre Rolle im politischen Leben Deutschlands? Welche Chancen gibt es für eine noch engere deutsch-griechische Zusammenarbeit, und wie gehen junge Menschen mit doppelter Identität damit um, zwischen zwei Ländern zu leben?
In dieser Folge spricht Marian Wendt mit Dimitris Papoulias, Publishing Manager des Security Tables bei Table Briefings und kommissarischer Vorsitzender der Philhellenen im Deutschen Bundestag. Dimitris gibt sehr persönliche Einblicke in seine Geschichte – zwischen Stuttgart und Agios Petros, zwischen deutscher Politik und griechischer Kultur. Er erzählt, wie er seine Identität gefunden hat, warum Vergebung und Begegnung für ihn der Schlüssel zur Versöhnung sind und was die deutsch-griechischen Beziehungen heute brauchen, um stärker zu werden.
Im Gespräch geht es um Identität und Zugehörigkeit, um Familie und Erinnerung, um Populismus und Integration, aber auch um Zukunftsthemen wie Energie, Verteidigung und kulturelle Zusammenarbeit. Und natürlich verrät Dimitris auch seine persönliche Lieblingsinsel in Griechenland.
Wie immer gibt es außerdem den aktuellen Nachrichtenüberblick aus Griechenland – unter anderem mit den politischen Entwicklungen rund um Alexis Tsipras und weiteren Themen aus der Region.
Am Ende wird es ganz persönlich: Dimitris erzählt, was ihn antreibt, warum er die Arbeit der Philhellenen im Bundestag so wichtig findet und weshalb er trotz aller Herausforderungen optimistisch in die Zukunft blickt.
Jetzt reinhören in „Yiasas Adenauer“, den Podcast für Griechenland und die Region.
Für Fragen, Anregungen oder Themenvorschläge schreibt gern an yiasasadenauer@kas.de.
Für Fragen, Anregungen oder Themenvorschläge schreibt gern an yiasasadenauer@kas.de.
Transkript
Wie erleben Menschen mit griechischen Wurzeln ihre Rolle im politischen
Leben Deutschlands? Wo liegen aktuell die größten Chancen für eine
Vertiefung der deutsch -griechischen Zusammenarbeit?
Und wie bewegen sich Menschen mit Migrationshintergrund auch in der
Politik? Und welchen Einfluss können sie nehmen?
Um diese Fragen soll es heute gehen bei Yisasas Adenauer,
dem Podcast für Griechenland und der Region.
Wir wollen tiefer in die aufgeworfenen Fragen gehen mit Dimitris
Papoulias, erst kommissarischer Vorsitzender der Gruppe der Philhellenen im Deutschen
Bundestag. Mit ihm habe ich gesprochen über Identität, Engagement und
die Zukunft der deutsch -griechischen Beziehung.
Er gibt dabei einen sehr persönlichen Einblick und entwickelt auch
neue. und spannende Perspektiven.
Seid gespannt auf unser etwas längeres Gespräch.
Zunächst aber, wie immer, bei Yiasas Adenau unser Nachrichtenüberblick mit
der Olga und Alexis Tsipras spielt dabei auch wieder eine
Rolle. Viel Spaß beim Hören und herzlich willkommen hier aus
Athen. Alexis Tsipras zieht sich endgültig aus Syriza zurück und
kündigt politischen Neuanfang an.
Der frühere griechische Premierminister Alexis Tsipras hat am letzten Dienstag
überraschend seinen Rücktritt aus dem Parlament und der Syriza -Fraktion
erklärt. Damit bereitet er offenbar die Gründung einer neuen politischen
Bewegung vor. In einer Videobotschaft betonte Tsipras, er ziehe sich
nicht aus der Politik zurück, sondern wolle das Mitte -Links
-Lager in Griechenland neu beleben.
Beobachter werten den Schritt als Reaktion auf die anhaltende Krise
seiner Partei nach den schweren Wahlniederlagen.
Aus seinem Umfeld heißt es, Zipras wolle in den kommenden
Wochen zunächst die öffentliche Resonanz abwarten, bevor er weitere Schritte
bekannt gibt. Emotionales Ende.
Vater eines Tembi -Opfers stoppt Hungerstreik in Athen.
In Athen hat Panos Rotsi, der Vater eines Opfers der
Zug -Tragödie von Tembi, am Montag seinen Hungerstreik nach 23
Tagen beendet. Er erklärte am Dienstagabend auf dem Sintagmar -Platz,
dass alle seine Forderungen erfüllt worden seien.
Die Ankündigung wurde von großer Rührung und Applaus begleitet.
Rotsi hatte toxikologische und biochemische Untersuchungen an der Leiche seines
Sohnes verlangt, um die genaue Todesursache zu klären.
Seine Anwältin Zoe Constadopoulou, die zugleich Oppositionsabgeordnete ist, teilte mit,
dass die Familie der Opfer künftig bei der Auswahl von
Gutachtern und technischen Beratern mitentscheiden dürfen.
Ein Schritt, den viele als wichtigen Erfolg für die Angehörigen
sehen. Und das waren die Nachrichten im ersten Nachrichtenblock mit
Herr Olga. Diese Woche habe ich schon ein Gespräch getroffen
mit Dimitris Papoulias.
Er ist Manager der Security Table oder Vice -Security Table
und das ist seine wichtige Rolle, warum ich ihn getroffen
habe. Er ist Kommissarischer Vorsitzender der Philippine im Deutschen Bundestag.
Lieber Dimitris, herzlichen Dank für deine Zeit.
Herzlich die Grüße auch nach Berlin.
Wie geht es dir?
Ja, vielen Dank.
Schön, dass ich hier sein darf.
Mir geht's gut.
Hier in Berlin ist es ein bisschen grau, aber die
Stimmung ist trotzdem in Ordnung.
Das hört sich gut an.
Du bist kommissarischer Vorsitzender der Fälerlehnen im Deutschen Bundestag.
Natürlich zwei Fragen.
Kommissarisch und wozu gibt es Fälerlehnen im Deutschen Bundestag?
Okay, also die erste Frage ist eigentlich ganz einfach.
Wir haben uns gegründet.
Und wenn man sich gründet in einer Gründungssitzung, ist man
zunächst kommissarischer Vorsitzender, bis es eine ordentliche Sitzung mit allen
Mitgliedern gibt und das dann auch noch mal zur Wahl
steht und deswegen kommissarischer Vorsitzender.
Und wieso gibt es Fälerlehnen im Deutschen Bundestag?
Also zunächst einmal, Fälerlehnen sind Freunde Griechenlands, sind Deutschgriechen, aber
auch nicht Deutschgriechen.
Und das ist entstanden, weil ich als Mitarbeiter von einem
Abgeordneten saß da mal in einem Ausschuss und saß da,
ich sag mal, viele Jahre.
Und da saß mir in der Nähe eine junge Frau
immer, die hab ich natürlich immer gesehen, weil die in
der Nähe saß.
Und dann irgendwann, nach über einem Jahr, hat die auf
einmal griechisch am Telefon gesprochen und dann sagte ich, da
sind Leute hier, die sind Griechen, ich merke das gar
nicht. Kurze Zeit später habe ich noch einen anderen getroffen
auf einer Veranstaltung, der dort gearbeitet hat.
Und dann dachte ich mir, okay, es sind vielleicht mehr
als wir dachten.
Ich schreibe mal eine Mail rum und schaue, ob man
sich vernetzen möchte.
Und der Rücklauf war enorm groß.
Und seitdem bauen wir das aus.
Ich kann das nur aus meiner Arbeitsperspektive auch bestätigen, es
gibt glaube ich ein großes Interesse an Griechenland.
nicht nur, weil natürlich vor zehn Jahren Griechenland den Deutschen
Bundestag sehr beschäftigt hat, aber auch wegen der Kultur, wegen
den Fragen und vor allen Dingen auch wegen der bemerkenswerten
Entwicklung, die Griechenland gemacht hat.
Vielleicht so ein bisschen die Frage, wie gestaltet sich eure
Arbeit? Was sind eure Ziele als Philelen im Bundestag?
Wollt ihr eher Urlaubsreisen organisieren oder mal eine Kulturveranstaltung machen
im Bundestag oder auch so ein bisschen Lobbying für Griechenland
betreiben? Ja, also wir als junger NEV, muss ich dazu
sagen, vielleicht ein zweites N, noch nicht eingetragener Verein, da
sind wir auch gerade dabei und ja, wir machen eigentlich
verschiedene Dinge. Wir wollen die Kultur erlebbar machen, wir wollen
sie selber erleben, wir wollen quasi diese Interesse und diese
Liebe für das Land teilen.
und gemeinsam genießen.
Aber natürlich wollen wir auch Netzwerken und auch eine politische
Stimme sein, wenn das sinnvoll ist, an bestimmten Stellen Veranstaltungen
machen, Informationen fördern.
Ich glaube, da ist noch einiges zu tun und Nachholbedarf.
Ich hoffe, wir werden da in den nächsten Monaten und
Jahren immer besser darin und der deutsch -griechischen Beziehung da
auch über dich und deine Person.
Du warst ein Urgroßvater, der wurde von den Nazis, von
den Wehrmachtssoldaten ermordet im Zweiten Weltkrieg in einem Märtyrodorf, Aios
Petros. Als du dich damit beschäftigt hast, wann hast du
diese Frage gestellt, ich lebe in Deutschland, ich habe griechische
Wurzeln, es gibt diese schwere Last auch der deutsch -griechischen
Beziehungen mit den vielen Verbrechen, die deutsche Soldaten in Griechenland
begangen haben im Zweiten Weltkrieg, wann war das für dich
so ein Thema, oder hast du dir die Frage gestellt,
ja, bin ich Grieche, bin ich Deutscher, bin ich in
Vergebung, kann ich vergeben, kann ich vergessen, und wie ist
man zwischen diesen beiden Polen, hast du dir auch eine
Identität und eine Rolle gefunden?
Ja, also zunächst einmal sind das, sage ich mal, sehr
viele Dinge, die man aufbröseln kann.
Die Identität, ob man Deutscher oder Grieche ist oder wie
man sich fühlt, wird nicht davon entschieden, quasi wie man
in dieser Vergebensfrage sich fühlt, zumindest nicht in meinem Fall.
Das ist eine Sache, die jedes Kind von Migranten, Eltern
mit sich ausmachen muss.
Und das ist ein kleiner, interner Kampf und eine Entwicklung,
an der man arbeiten muss.
Da gibt es auch nicht diese Unterstützung, wie man sie
sich vorstellt, sondern man ist als Kind mit zwei Wurzeln
oder mit zwei Herzen in der Brust, wie viele sagen,
ist man da schon ein Stück weit auf sich allein
gestellt, wenn man gleichaltrige Geschwister hat, ist das vielleicht nochmal
was anderes. Aber man kann nicht erwarten, weder von der
Gesellschaft noch von den Eltern, dass sie einem da wirklich
effektiv helfen können, weil das sind Dinge, die schwer zu
verstehen sind. Auch diese, sage ich mal, internen Konflikte.
Und das muss man nach und nach muss man das,
sage ich mal, im Leben.
Gibt es da Phasen und da gibt es Phasen, wo
man unbedingt dazugehören will.
Und dann ist das eine mehr im Hintergrund und dann
gibt es Phasen, wo man mehr sich mit der Geschichte
beschäftigt und mit der Familie oder auch den Bezug stärker
hat und dann.
gibt es da wieder eine andere Entwicklung.
Und dann geht das quasi so.
Es ist ein Prozess, der nie zu Ende ist, sage
ich mal. Und da gibt es viel Verklärung drüber.
Ich finde auch die Debatten, sage ich mal, die jetzt
von hier, von Politikern oft geführt wird, dann immer auch
ein bisschen kurz mit der doppelten Staatsbürgerschaft.
Wir sind einfach beides und wir beschäftigen uns einfach nicht
so richtig damit.
Das hilft nicht, sage ich mal, den jungen Leuten, die
sich da sehr intensiv und auch mit viel Anstrengung und
Kraft damit beschäftigen müssen.
Und jetzt, wenn ein Thema kommt, wo quasi die Konflikte
der beiden Länder auch klar werden, das war jetzt zunächst
für mich gar nicht...
Also ich kann gerne auch natürlich über die Geschichte meines
Großvaters und O -Großvaters sprechen.
Aber zunächst einmal, um diese Frage zu beleuchten.
Wenn ich dann groß werde, komme ich an die Schule
und wir hatten damals viele Migrantenkinder an der Schule.
Wir waren bestimmt, ich würde mal sagen, 60 Prozent Migrantenkinder
in Stuttgart, bin ich groß geworden.
Und es gab damals schon eine ganz andere Ethik, als
man sich das vorstellt.
Unter den Migrantenkindern, da waren auch viele dabei, die waren
Jougos, also die haben sich selber so genannt.
Es waren Portugiesen dabei, Türken, ein paar Griechen und natürlich
Deutsche. Und dann war eine Sache zwischen uns Migranten eigentlich
ganz klar, das finde ich heute im Nachhinein auch sehr
interessant. Das war damals selbstverständlich.
Wir sind hier alle, wir sind hier alle als Migrantenkinder.
Das haben wir von unseren Eltern auch so gelernt, weil
hier in Deutschland bestimmte Dinge gut funktionieren, die es bei
uns in unserem Land nicht so gibt oder die nicht
gut funktionieren. Und daraus nähert sich auch eine Art Respekt
und auch eine Art, ich sage mal, Aufforderung, diese Dinge
auch zu lernen und diese Dinge auch selber zu verinnerlichen.
Und ich glaube, das haben wir damals auch ganz gut
gemacht in Stuttgart.
Und da gab es eigentlich auch kaum Unterschiede zwischen den
verschiedenen, sag ich mal, Migrantengruppen.
Und das ist so, wie es anfängt.
Und dann kommt man auch als Grieche in den Kontakt,
sag ich mal, mit der deutschen Wahrnehmung der Griechen.
Das hat zu tun mit Strand, das hat zu tun
mit Urlaub, aber auch Grundschullehrerin, immer wieder mal kleine Referenzen
zu der Antike und zu den griechischen Göttern.
Und das ist natürlich schön, darauf kann man auch stolz
sein. Und so war das, sag ich mal, im Kindes
- und Jugendalter auch geprägt, bis dann aber die griechische
Finanzkrise kam. Und das war schon eine Zäsur, die ich
war, ich glaube, ich war schon 15 oder 16 damals.
Das heißt, ich war so in meinen Gedanken ein bisschen
gefestigter. Aber für noch jüngere Kinder, glaube ich, war das
schon auch noch schlimmer, weil natürlich dann sehr viele Witze
kamen, Pleitegrieche, faule Griechen.
Verschiedene Medien haben das angefeuert, es gab viel Streit, auch
erwachsene Menschen waren dann sehr wütend.
Das haben meine Eltern auch im Restaurant sogar gemerkt immer
wieder, dass dieses Thema dann kam.
Und das führt einen in einen Konflikt, von dem man
natürlich hofft, dass er eigentlich nie kommt, weil auch alle
immer wieder gesagt haben, dass es da natürlich auch keine
Unterschiede gibt, ob man quasi Grieche oder Deutscher ist, das
muss man gar nicht unbedingt klären.
Aber dann kommt man doch in diese Situation, wo man,
sag ich mal, so gesehen wird von der einen Seite,
dass man damit nicht so leicht zurechtkommt.
Und dann muss man sich solche Fragen stellen und das
macht sicherlich auch was.
Ich habe mir diese Fragen gestellt, Deutschgrieche ist ja quasi
das Label, was ich habe.
Ich habe auch, also da wird man auch mit der
Zeit extrem, sage ich mal, ja, artikuliert in diesem Thema,
weil ich mir dann auch überlegt habe, Deutschgrieche, warum ist
das eigentlich so?
Mir ist irgendwann aufgefallen, ich glaube, ich war damals 17,
dass ein Deutschgrieche, so allein vom Wort her ist ein
Deutschgrieche ja ein Grieche zunächst einmal, wie ein, wie ein
Holztisch ein Tisch ist und Holz ist eben die Beschreibung,
ja, also wenn das vorangestellt ist.
Und ich habe das immer wieder gemerkt, ein klassisches Einwanderungsland
wie zum Beispiel die USA ist, da ist es umgekehrt.
Da ist man nicht American Greek, sondern Greek American.
Das ist ein Land, wo quasi über Jahrhunderte diese andere
Art zu sprechen auch gewachsen ist.
Und ganz deutlich war es dann auch, als ich dann
gehört habe vom Konzept der Russlanddeutschen, die ja Deutsche sind,
tatsächlich ethnisch, die aber aus dem russischen Staatsgebiet dann quasi
kommen. So, und das sind ganz viele Gedanken.
Warum nennen wir uns nicht Greko -Deutsche zum Beispiel?
Ich will da nicht immer an Begrifflichkeiten mich festhangeln, aber
sie sind halt Ausdruck einer größeren Sache.
Wo gehört man eigentlich dazu?
Und wenn man in Griechenland ist, das ist ja ganz
klassisch, dann ist man das Jeremanaki, also das kleine deutsche
Kind, sage ich mal.
Und wenn man in Deutschland ist, dann ist man der
Grieche oder der Deutschgrieche.
Und da muss jeder selbst irgendwie seine Identität finden.
Für mich ist es so, in bestimmten Situationen, wenn ich
zum Beispiel, es ist kompliziert, wenn ich an die NS
-Zeit gedenke hier, an die jüdischen Opfer, dann tritt meine
griechische Identität in den Hintergrund.
Dann empfinde ich das mit und dann bin ich Deutscher.
Und in anderen Situationen kann das umgekehrt sein.
Und es gibt da keine starre Antwort drauf.
Ich bin aber auch dafür, dass man das weiß, auch
als Mensch, und dass man das nicht so sehr an
den Pass koppelt.
Also ich finde, ein deutscher Pass kann durchaus eine andere
Identität beinhalten, das müsste das Verständnis sein.
Und da ist links und rechts dann gleichzeitig wütend auf
mich, wenn ich sowas sage.
Auf jeden Fall ist das so, wenn es jetzt um
Versöhnung und Vergebung geht und wie ich das erlebt habe.
Also wenn es diese Themen, ich finde das gut, dass
du das ansprichst, Geschäftsleute und Politiker, denen ist das oft
ein bisschen unangenehm, weil in der kurzen Mittelfrist ist das
ja nicht unbedingt förderlicher.
Aber ich bin seit 33 Jahren Deutscher und ich bin
seit 33 Jahren Griecher.
Ich bin in Deutschland geboren.
Sechs Monate später wurde ich in Agios Petros da in
diesem schönen Bergdorf getauft.
Ich bin seit 33 Jahren beides und mir ist klar,
Versöhnung ist da der einzige Weg, der zur Verbrüderung auch
führt. Das kann natürlich auch anstrengend sein.
Ich habe das nie mitbekommen, als ich klein war.
Als ich klein war in Ayos Petros, ich war dort
auch jeden Sommer, haben wir immer wieder Häuser besucht von
Tanten, von älteren Verwandten, wo dann schwarz -weiße Bilder waren
von Menschen, die nicht mehr da waren.
Die sind leider gestorben.
Das wurde mir natürlich damals nicht erklärt, warum.
Oder die Gedenktafel im Nachbardorf, wo dann einige zivile Namen
aufgelistet sind, die bei diesen Erschießungen dann dort waren.
Als ich das dann mitbekommen habe, als ich das gelernt
habe, das wurde eher beiläufig irgendwann erwähnt, dass mein Großvater
gegen die Italiener gekämpft hat und dann auch nur knapp
entkommen ist, mein Urgroßvater...
war ja sein Schwager, also das ist quasi der Urgroßvater,
der da ermordet wurde, ist der Vater meiner Großmutter und
mein Großvater, also sein Schwiegersohn, die waren da zusammen und
der eine ist dann halt geflohen und der andere nicht
und von dem, was ich weiß und was weitergegeben wurde
auch von einer Großtante von mir, ist es so, dass
das eine Art Raubmord war.
Also das war keine Hinrichtung in der Art, sondern das
war ein Raubmord, dass man sich da bedienen konnte.
Wenn ich das richtige Nennerung habe, war das so.
Und genau, wenn man sich damit beschäftigt, dann wird das
natürlich bitter. Ich habe aber das Glück, dass ich immer
einen Großvater hatte, der das alles für mich schon eingeordnet
hat, und dieser Großvater, der wie gesagt an dem Tag
überlebt hat, der hat gesagt, dass wir nicht diesen Kroll
haben sollen. Also er war ein sehr, sehr lebensfroher Mensch
und darauf war ich auch immer sehr stolz.
Er hat immer sehr viele Scherze gemacht, er hat uns
alle zusammengeholt und war trotz all dem, was er erlebt
hat, immer eine unglaublich inspirierende Persönlichkeit, die immer positiv war.
Und sein Sohn ist nach Deutschland gegangen, also mein Vater,
und er hat da nie etwas durchblicken lassen, dass er
einen Kroll hegt und hat uns auch das nicht mitgegeben.
Sehr beeindruckende Geschichte und auch, wie ihr das in der
Familie für euch verarbeitet habt und nicht diesen Kroll zu
hegen, sondern auch positiv nach vorne zu schauen in das
Leben. Du hast es selber angesprochen, Deutsch -Griechen -Griechisch -Deutsch,
Griechisch -Griechisch -Deutsch, die Verbindungen in Europa werden ja immer
enger und es wird ja immer mehr Menschen geben, die
über nationale Grenzen hinweg eine Geschichte haben, weil sie sich
verraten, weil Menschen umziehen, weil man eine Zeit lang in
dem einen Land lebt, eine andere Zeit im anderen.
Was würdest du vielleicht den Deutschen sagen, wie die, wenn
man sagt, den Deutschen das sagen, dann ist das auch
eine schwierige Frage, wer ist denn der Deutsche in diesem
Punkt? Wie sollte die Gesellschaft in Deutschland vielleicht damit noch
lernen, um besser umzugehen mit Menschen aus allen europäischen Ländern,
die leben, die sich im Namen des Grundgesetzes auch treffen,
die sich hier dieses Dieter zu bekennen?
Und wie kann man auch diesen Populismus, der immer wieder
auch auftritt, Remigration, wenn wir alle Migranten wegschicken, dann ist
alles gelöst, alle Probleme in Deutschland?
Wie würdest du, der ja auch im politischen Leben sehr
aktiv ist in Deutschland, auch in der CDU engagiert ist,
wie würdest du eigentlich diese Rolle definieren und was wäre
eine richtige Antwort darauf?
Es gibt sicherlich keine bessere Methode gegen Populismus und Fremdenhass
als die Begegnung.
Und ich kann nicht beurteilen, ich sag mal, welche Schlussfolgerungen
der deutschen Gesellschaft in dem Sinne falsch sind oder richtig.
Und ich finde das auch immer ein bisschen anmaßend, wenn
man sagt, alles, was da irgendwie diskutiert wird, ist auf
jeden Fall schon mal menschenverachtend oder sowas.
Aber ich finde da, wo die Begegnungen funktionieren, also da,
wo man viel Austausch hat und sich in die Augen
schauen kann und auch ehrlich zueinander sind.
Nettigkeiten auszutauschen ist immer leicht, aber wenn man ein bisschen
mehr Zeit miteinander verbringt.
Das ist aber nicht so leicht und ich verstehe dann
auch, ich sage mal, ich habe als Mensch mit so
verschiedenen Kontakten zu verschiedenen Kulturen, habe ich schon gelernt, dass
man Zeit braucht.
Also ich kann nicht jemanden verstehen oder eine Kultur verstehen,
weil ich dort eine Woche Urlaub gemacht habe oder weil
jemand jetzt hergezogen ist und dann muss man und dann
jetzt seit ein paar Monaten da ist.
Und da muss man auch der deutschen Gesellschaft zugestehen, dass
sie diese Zeit auch braucht und dass es auch Kapazitäten
gibt, die, wenn man sie überschreitet, dieses Kennenlernen gar nicht
möglich ist. Also ich kann nicht so sehr die Menschen
kennenlernen, wenn ich nur mit meinen Leuten unterwegs bin und
die nur unter sich unterwegs sind.
Und das Beispiel mit der Schulklasse in Stuttgart, wo ich
war, war eben damals noch ein ganz anderes.
Da hat man zusammen gelebt und nicht nebeneinander gelebt.
Und wenn so ein nebeneinander gelebt oder Leben entsteht, dann
wird es, glaube ich, eigentlich nicht möglich sein, Verständnis zu
haben für, ich sag mal, kulturelle Durchmischungen.
Und ich glaube auch nicht, dass das Gewinn bringt.
Du hast ja vom Begegner auch gesprochen.
und Verständnis füreinander.
Und da wäre meine Frage so, wie siehst du aus
deiner Sicht, aus der Berliner Sicht vielleicht, aus der politischen
Sicht, die aktuelle Lage um die deutsch -griechischen Beziehungen?
Politisch, das kann man glaube ich sagen, ein gutes Persönlichverhältnis
der beiden Regierungen, von Mittwoch zu Tag ist und auch
Friedrich Merz. Aber in deinem Alltag, auch aus der Arbeit
der Philadelphia Bundestag, wo sind da zurzeit vielleicht noch Probleme,
wo sind bestehende Lücken und wo läuft es vielleicht aber
auch überraschend gut?
Ich meine nur von einer Woche Urlaub auf Naxos oder
Hortos, wenn die deutsch -griechischen Beziehungen nicht einfach verbessert.
Ja, es gibt vielleicht ein besseres Bild bei Menschen, aber
das ist ja nicht substanziell und nachhaltig mitunter.
Ja, also zunächst einmal, es gibt natürlich Themen, wo die
Regierungen schon auch Vorhaben zusammenzuarbeiten und es auch tun werden.
Ich glaube, nachhaltige Energie, da ist jetzt Griechenland, was ja
flächenmäßig riesig ist, größer als viele denken, enorm viel Sonne,
mit einem Nordwind, dem El Dämi in der Gez, der
wahrscheinlich, jetzt blöd gesagt, genug Kraft hat, um die ganze
deutsche Industrie am Laufen zu halten, also da die Zusammenarbeit
zu stärken, vielleicht langjährige Stromabnahmeverträge zu schließen, 10, 15 Jahre,
ich glaube, das wäre nicht verkehrt.
Daran arbeiten die Politiker sicher schon.
Hafen, Pireus und Hamburg sind, ich glaube, zwei der vier
größten in Europa.
Und die können sicher auch zusammenarbeiten.
Pilotprojekte. Wie macht man die Seefahrt besser?
Griechenland hat ja auch die größte Handelsflotte der Welt, weiß
hier in Deutschland, glaube ich, auch nicht jeder.
Also da gibt es sicherlich Formate, wo man die Expertise
austauschen kann. Ein ganz großer Bereich ist natürlich auch die
Verteidigung. Da gibt es, sage ich mal, klare Interessensunterschiede, es
gibt aber auch Zusammenarbeit.
Ich habe jetzt ein Thema gesehen, was mir aufgefallen ist,
wie du richtig gesagt hast, ich bin hier beim Security
-Briefing, da kommt mir sowas auch immer wieder auf den
Tisch und ich sehe, die Drohnenabwehr in Griechenland baut jetzt
eine eigene Akademie irgendwie im Militär.
Das finde ich schon mal eine sehr gute Idee.
Es gibt da ja schon Gründe, warum sie das machen.
Und so Störaktionen, wenn es Spannungen gibt, können dann auch
sehr gefährlich sein.
Und genau das sehen wir gerade hier in Deutschland, wo
die Antwort so ein bisschen ausbleibt, weil man die Struktur
nicht hat, weil man sich nicht genau überlegt hat.
Was machen wir jetzt eigentlich, wenn sowas passiert?
So, und wenn man da jetzt zusammenarbeitet bei etwas, was
sich gerade aufbaut, das irgendwie zusammen auch zu denken oder
zumindest das mal zu besuchen, wenn es in Griechenland gut
funktioniert oder vielleicht dort sogar Soldaten auszubilden.
Also so eine Zusammenarbeit fände ich auf jeden Fall, fände
ich auf jeden Fall sehr gut.
Es gibt auch viele kleinere Sachen.
Du hattest ja hier den Präsidenten der deutschen Hellenischen Vereinigung
vor einiger Zeit.
Da sind viele, sage ich mal, Menschen aus der Wirtschaft,
die quasi genau diese Synergien abschöpfen wollen.
So ein Wertstoffexperte zum Beispiel, der genau weiß, dass der
Nachholbedarf beim Müllmanagement in Griechenland einfach da ist und groß
ist und der da auch ein Wert rausholen kann.
Und wenn da so ein Deutschgriecher ist, der das Abfallproblem
in Griechenland vielleicht verbessern kann und gleichzeitig auch was Gutes
machen kann, dann sollte man das von griechischer Seite sich
sehr genau anschauen und vielleicht jetzt plakativ gesagt den zum
Wertstoffbotschafter machen. Und welche Themen sehe ich jetzt, also ich
habe das glaube ich ein bisschen angerissen.
Wir müssen, wir haben, finde ich, die Aufgabe, diese Begegnungen
zu schaffen und doch auch eine bestimmte Tiefe herzustellen.
Es gibt auch einen Doktor Maynardos, den kennst du sicher,
der ja sehr gut forscht auf der Ebene, was denken
Deutsche über Griechen und was denken Griechen über Deutsche.
Und ich sehe da auf der einen Seite schon den...
den Auftrag, dass diese Beziehung ein bisschen mehr in die
Tiefe auch geht, ein bisschen unter diese Oberfläche.
Und ich glaube, das können wir nicht, sage ich mal,
von oben top -down machen, sondern das geht nur bottom
-up. Und das ist eine der Aufgaben, die wir als
Philelenen haben, mehr zusammenzukommen und mehr über alles zu reden.
Und da meine ich übrigens nicht nur den Zweiten Weltkrieg.
Da meine ich auch, wissen eigentlich die Deutschen, was für
eine große und gute Rolle sie bei der Befreiung und
beim Unabhängigkeitskrieg Griechenlands im 1821 gespielt haben.
Also die 3000 Menschen, die da mit König Otto danach
auch nach Griechenland kamen und dort gelebt haben, die dort
teilweise immer noch leben, wo immer noch Familien da sind.
Es sind, sag ich mal, Bürger aus Deutschland, die sich
diesem Freiheitskampf verschrieben haben, sind dann freiwillig nach Griechenland gegangen
und haben dort gekämpft.
Und das gehört auch zur Geschichte.
Aber ich glaube nicht, dass das vielen bewusst ist.
Und ich würde das gerne eben Formate schaffen, wo man
solche Dinge auch bespricht.
Das war ein schöner Appell auch zum Schluss und zur
Zeit ist ein bisschen zu Ende gekommen.
Es ist nur ein Antippen von verschiedenen Punkten, aber es
war eine schöne Zusammenfassung und ein schöner positiver Ausblick, auch
was noch alles passieren kann, welche Themen es gibt und
wo wir einfach weiterarbeiten sollten, glaube ich.
Dafür vielen Dank und viel Erfolg auch für euren Verein
in Gründung und auch die Fälelen im Bundestag.
Du bist ja erstmal bei Yassas Adenauer, der Podcast für
Griechenland und die Region und deswegen geht natürlich die allerletzte
Frage ganz konkret an dich, nämlich, was ist denn die
Lieblingsinsel von Dimitris Papoulias hier in Griechenland?
Ach, das ist ja schwer, also okay, die Lieblingsinsel, okay,
ich lege mich fest, ja, ich würde am liebsten wirklich
zehn sagen, aber ich lege mich jetzt mal einfach fest
und sage Siros.
Siros ist wunderschön, hat sehr, sehr schöne Strände und eine
sehr gemischte, sag ich mal, kulturellen Einfluss, auch von den
Venezianern, ist die Hauptstadt der Kikladen übrigens, Edmoboli, hat auch
eine schöne katholische Kirche, tolles Essen, tolle Strände, tolle Natur,
also sollte man sich mal anschauen.
Syros ist auch mein persönlicher Geheimtipp.
Die anderen Gugladen sind mittlerweile ein bisschen schon sehr bekannt
geworden. Aber Syros mit der katholischen Kirche und der Orthodoxen
ist wirklich eine Perle, auch religiös in dieser Mischung sozusagen.
Ganz toll. Dann hoffe ich, dass du bald nach Syros
reisen kannst. Wir hatten dort als Hörerinnen und Hörer vom
Podcast Yassas Atenauer wissen das, unsere Religionskonferenz im Juli, wo
wir das Interview mit dem Abt Nicodemus Schnabel durchgeführt haben.
Lieber Dimitri, vielen Dank für deine Zeit.
Alles Gute nach Berlin.
Ja, vielen Dank.
Danke dir auch und weiter so.
Und danke für das Format, das du hier hast.
Sehr gerne. Und wir machen jetzt weiter mit dem zweiten
Nachrichtenblock, mit der Olga.
Neue Impulse für Investitionen zwischen Griechenland und Saudi Arabien.
Mit einem Arbeitsfrühstück in Athen hat der saudische Industrie -
und Rohstoffminister Bandar Ibrahim Al -Korayev in dieser Woche seinen
zweitägigen Besuch in Griechenland beendet.
Gemeinsam mit Vertretern großer griechischer Unternehmen und dem Entwicklungsminister Tarkis
Diodorikagos stand die Vertiefung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit im Mittelpunkt, vor
allem in den Bereichen Energie, Schiffbau, Agrar - und Ernährungswirtschaft,
Pharmaindustrie, Bauwesen und Rohstoffe.
Bereits am ersten Tag hatte Al -Korayev Gespräche mit dem
griechischen Umwelt - und Energiminister Papastavrou sowie mit Diodorikagos geführt.
Beide Seiten betonten, dass Investitionen und technologische Kooperationen künftig eine
zentrale Rolle in den griechisch -saudischen Wirtschaftsbeziehungen spielen sollen.
Griechische Teilnehmer der Global Sumat Flotilla kehren nach Athen zurück.
Nach ihrer Teilnahme an der viel diskutierten Global Sumat Flotilla,
der sogenannten Gaza Hilfsflotte, sind 27 griechische Staatsbürger am Dienstagabend
in Athen gelandet.
Ein Sonderflug wurde dafür vom griechischen Außenministerium in Zusammenarbeit mit
der Botschaft in Tel Aviv organisiert und fand in enger
Abstimmung mit den zuständigen Behörden statt.
Neben den griechischen Teilnehmern wurden über denselben Flug auch 134
Bürger aus 15 weiteren europäischen Ländern via Athen zurückgeführt.
Das Außenministerium sprach von einem koordinierten und erfolgreichen Rückführungseinsatz, der
die Sicherheit aller Beteiligten gewährleistet habe.
Über die Tragung der Kosten ist allerdings noch zu entscheiden.
Und das waren die Nachrichten der zweiten Teil.
Damit sind wir am Ende von Yiasas Adenauer, dem Podcast
für Griechenland und der Region angekommen.
Ja, mittlerweile schon die neununddreißigste Folge gewesen.
Ich möchte mich an dieser Stelle einfach auch nochmal bedanken
für den ganzen Zuspruch, für die Rückmeldung, die wir von
euch bekommen haben.
Auch für die treue Stammhörerschaft, die uns immer wieder auch
mit neuen Inputs und Feedbacks füttert.
Deswegen an dieser Stelle ein ganz besonderer Dank fürs Zuhören.
Ihr könnt uns gern unterstützen, wenn ihr unseren Podcast abonniert
und uns natürlich auch eine Wertung hinterlasst.
Wenn ihr weitere Hinweise, Anregungen oder Themenwünsche habt.
Einfach eine E -Mail an yiaasadenauer.kas.de.
Yiasas mit einem S.
Die E -Mail wie immer auch in den Show Notes.
Ein großes Dankeschön geht an die Redaktion von Vasilis Karydas-Yfantis
-, die Produktionsstudio Schumann Leipzig sowie unsere Nachrichtensprecherin Olga Tsotsokou.
Ich verabschiede mich hier aus Athen, entschuldige mich für die
kleine technischen Störungen bzw.
auch die ungewohnte Lautstärke vielleicht diesmal im Podcast, deswegen mit
einigen Herausforderungen zusammen, die wir bei der Produktion hatten, aber
in zwei Wochen wird es wie gewohnt eine neue Folge
geben und dann auch wieder in guter Qualität.
Bleibt gesund und auf bald, euer Marian Wendt.
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