#40 "13-Stunden-Arbeitstag: Was das neue Arbeitszeitgesetz tatsächlich erlaubt"
26.10.2025 25 min
Zusammenfassung & Show Notes
Was steckt hinter Griechenlands neuem Arbeitszeitgesetz? In dieser Folge von Yiasas Adenauer spricht Marian Wendt mit Michaela Balis, Direktorin von Germany Trade & Invest in Athen, über ein Thema, das das Land seit Wochen bewegt: Darf wirklich bis zu 13 Stunden pro Tag gearbeitet werden – und was bedeutet das für Beschäftigte, Unternehmen und die Gesellschaft?
Nachrichten der Woche
- Heftige Debatte im Parlament über neue Zuständigkeiten am Denkmal des unbekannten Soldaten
- Regierung verteidigt die Reformen als Modernisierungsschritt
- Opposition warnt vor Einschränkungen von Demonstrationsrechten
- Einführung der 13-Stunden-Regelung als Teil eines größeren Arbeitsmarktpakets
Das neue Arbeitszeitgesetz im Überblick
- Bis zu 13 Stunden Arbeit pro Tag sind künftig erlaubt
- Gilt vor allem für Tourismus, Gastronomie und Dienstleistungssektor
- Die 8-Stunden-Regel bleibt grundsätzlich bestehen
- Überstunden werden mit 40 Prozent Zuschlag vergütet
- Maximal 37 Tage im Jahr darf das Modell angewendet werden
- Arbeitnehmer müssen freiwillig zustimmen
- Mindestens 11 Stunden Ruhezeit pro Tag sind vorgeschrieben
Im Gespräch: Michaela Balis (Germany Trade & Invest, Athen)
Direktorin Michaela Balis ordnet die wirtschaftlichen Hintergründe ein:
- Ziel des Gesetzes ist eine Flexibilisierung des Arbeitsmarkts
- Die digitale Arbeitskarte soll Missbrauch verhindern
- Strengere Kontrollen sollen Schwarzarbeit eindämmen
- Kleine und mittlere Unternehmen stehen vor neuen Herausforderungen
Reaktionen und Kritik
- Gewerkschaften warnen vor wachsender Unsicherheit
- Arbeitgeberverbände begrüßen mehr Spielraum in saisonstarken Branchen
- Gesellschaftliche Proteste richten sich gegen niedrige Löhne und hohe Lebenshaltungskosten
- Viele Beschäftigte sehen den 13-Stunden-Tag als Symptom wirtschaftlicher Schwäche
Löhne, Kaufkraft und Perspektiven
- Griechenlands Kaufkraft liegt auf dem zweittiefsten Niveau in der EU
- Mindestlohn: aktuell 830 Euro, soll auf 950 Euro steigen
- Hohe Lebenshaltungskosten und Wohnungspreise bleiben ein Problem
- Die Wirtschaft wächst, doch Produktivität und Löhne halten nicht Schritt
Zukunft des Arbeitsmarkts
- Arbeitslosigkeit ist auf acht Prozent gesunken (Jugendarbeitslosigkeit 21 Prozent)
- Wachstumsbranchen: IT, Logistik, Tourismus und Start-ups
- Ziel: mehr Investitionen und faire Beschäftigungschancen
- Hoffnung auf bessere Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern
Zweiter Nachrichtenteil
- Türkei zeigt Gesprächsbereitschaft im Ägäis-Konflikt
- Griechenland nimmt erstmals an der europäischen nuklearen Allianz teil
- Diskussion über mögliche Nutzung nuklearer Technologien in der Schifffahrt
Kontakt
Habt ihr Fragen, Themenvorschläge oder Feedback?
Schreibt an yiasasadenauer@kas.de (Yiasas mit einem s).
Schreibt an yiasasadenauer@kas.de (Yiasas mit einem s).
Redaktion: Vasilis Karydas-Yfantis
Nachrichten: Olga Tzouzoku
Produktion: Studio Schumann Leipzig
Transkript
Was steckt hinter den neuen Arbeitsgesetze in Griechenland? Sollen Beschäftigte wirklich bis zu 13 Stunden am Tag arbeiten? Wie reagiert darauf die griechische Gesellschaft? Und welche Chancen ergeben sich trotz Kritik, Beschäftigung, Fachkräfte und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes? Und damit erstmal herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Yiasas Adenauer, dem Podcast für Griechenland und die Region. Ich bin Marian Wendt und leite das Büro der Adenauer Stiftung für Griechenland und Zypern. Ja, in Athen ist es in diesen Tagen fast wieder Sommer geworden. Am Wochenende werden es 25 Grad. Das heißt, die Feierlichkeiten zum sogenannten Ochi-Tag, zum Tag des Neins gegen den italienischen Einmarsch vom Zweiten Weltkrieg, der nächste Woche stattfindet, können unter guten Bedingungen stattfinden.
Heute in dieser Folge von Yiasas Adenauer sprechen wir aber über ein Thema, das in Griechenland seit Wochen für Diskussionen sorgt, das neue Arbeitszeitgesetz. Es heißt, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer könnten künftig bis zu 13 Stunden am Tag arbeiten. Stimmt das oder stimmt es nicht? Darüber sprach ich in dieser Woche mit Michaela Balis, der Direktorin von Germany Trade & Invest in Athen. Sie beobachtet seit Jahren sehr genau die wirtschaftlichen Strukturen im Land und kann einordnen, wie die Reformen sich tatsächlich hier im Land auswirken werden. Doch bevor wir einsteigen in das Interview, schauen wir zunächst auf die wichtigsten politischen Entwicklungen der Woche und damit zu den Nachrichten mit Olga.
Im griechischen Parlament kam es in dieser Woche zu heftigen Debatten über eine Gesetzesänderung, die die Zuständigkeit für das Denkmal des unbekannten Soldaten vor dem Parlament dem Verteidigungsministerium überträgt. Damit wäre die Nutzung des Platzes vor dem Parlament eingeschränkt. Die Regierung betont, die Massnahme diene dem Schutz und dem Respekt des Monuments, während die Opposition darin einen Versuch sieht, Demonstrationen vor dem Parlamentsgebäude einzuschränken. Die Debatte nahm eine starke politischen Charakter an, mit gegenseitigen Vorwürfen über Spaltung und Autoritarismus. Das Thema steht auch in Zusammenhang mit den jüngsten Protesten der Angehörigen der Opfer des Zugunglücks von Tembi, die an demselben Ort stattfanden. 13 -Stunden -Takt beschlossen. Neues Arbeitszeitmodell in Griechenland.
Das griechische Parlament hat Mitte Oktober eine neue Regelung verabschiedet, die eine Arbeitszeit von bis zu 13 Stunden pro Tag erlaubt, vor allem in Branchen wie Tourismus, Gastronomie und Dienstleistungen, wo saisonale Spitzen bestehen. Das Arbeitsministerium betont, dass der 8 -Stunden -Tag nicht abgeschafft wird. Die Wochenarbeitszeit bleibt auf 48 Stunden und 150 Überstunden pro Jahr begrenzt. Zusätzliche Arbeit muss mit einem Zuschlag von 40 Prozent vergütet werden. Das 13 -Stunden -Modell darf höchstens an 37 Tagen im Jahr und nur mit Zustimmung des Arbeitnehmers angewendet werden, wobei eine tägliche Ruhezeit von 11 Stunden vorgeschrieben ist.
Gewerkschaften und Opposition kritisieren das Gesetz scharf und warnen vor wachsender Unsicherheit und der Aushöhlung kollektiver Tarifverträge. Und das war im Nachrichten, erster Teil hier aus Griechenland. Ihr habt es gehört im Nachrichtenblock, Griechenland hat einen 13 -Stunden -Tag beschlossen. Auch in Deutschland wurde dazu sehr viel berichtet, vieles richtiges, auch einiges, was ein bisschen falsch übernommen wurde. Und deswegen möchte ich jetzt mit euch hier die Gelegenheit nutzen, einmal tiefer in die Thematik einzusteigen. Und ich habe mir dazu eine sehr kompetente Dame eingeladen hier ins Büro, nämlich die Michaela Balis.
Sie ist Direktorin von Germany Trade & Invest für Griechenland und Zypern. Nicht das erste Mal bei uns im Podcast, sie war schon ab und zu mal hier, denn sie ist unsere Expertin für die griechische Wirtschaft und für den Arbeitsmarkt. Und da einen herzlichen Dank für deine Zeit, für dein Kommen, liebe Michaela. Vielen Dank für die Einladung, ich freue mich immer hier bei euch zusammen. Das Arbeitszeitgesetz und die Reformen dazu, es sind ja nicht nur der 13 -Stunden -Tag, sondern auch sehr umfassende Maßnahmen insgesamt beschlossen. Was die Neuregulierung der Arbeitszeit betrifft, hat ja in Griechenland für große Reaktionen gesorgt. Es gab sogar Streiks, es gab heftige Debatten im Parlament zwischen Regierung und Opposition. Und deswegen natürlich zunächst die Frage, was bedeutet überhaupt dieses 13 -Stunden -Gesetz? Müssen wir jetzt alle 13 Stunden am Tag arbeiten?
Vielen Dank für deine Frage. Also, zunächst mal. Es gab dieses Jahr tatsächlich ein neues Arbeitsgesetz. Letztes Jahr gab es auch schon ein neues Arbeitsgesetz. Dieses Arbeitsgesetz, das 5, 2, 3, 9. Oktober 25, hat zum Ziel eben, den Arbeitsmarkt etwas besser zu regulieren. Alle sprechen von einer 13 -Stunden -Tag. Tatsächlich werden wir jetzt alle 13 Stunden arbeiten. Das ist eine gute Frage. Wollen wir es mal klarstellen? Bereits im Arbeitsgesetz von 2024 gab es die Möglichkeit, dass ein Arbeitnehmer 13 Stunden pro Tag arbeitet bei zwei Arbeitgebern. Dieses Jahr kommt das neue Gesetz und sagt, der Arbeitnehmer kann 13 Stunden pro Tag bei einem Arbeitgeber arbeiten.
Was bedeutet das jetzt im Einzelnen? Also, in Griechenland gilt bei einer 5 -Tage -Woche, dass die Höchstarbeitszeit eines Arbeitnehmers bei 45 Stunden liegen kann. Es sind 8 Stunden pro Tag, mal 5 Tage, das wären 40 Stunden. Und dann gibt es immer noch eine Stunde mehr Arbeit, die der Arbeitnehmer eigentlich verpflichtet ist, zu leisten. Für diese eine Stunde extra gibt es einen Aufschlag von 20 Prozent. Dann wären wir bei 9 Arbeitsstunden pro Tag. Jetzt kommt das neue Gesetz und sagt, ja, aber es dürfen noch extra 4 Stunden über Stunden geleistet werden. Bis jetzt waren es pro Tag 3 Stunden.
als Arbeitsstunden geleistet werden durften. Jetzt dürfen vier Stunden pro Tag als Arbeitsstunden, Überstunden geleistet werden. Die erhalten einen Aufschlag von 40 Prozent, aber es ändert sich nicht, dass pro Jahr nur 150 Überstunden geleistet werden dürfen. Das war bis jetzt so, das bleibt auch so. Also auch mit dieser 1 Stunde extra, die dieses Jahr noch eingeführt wurde als Arbeitsstunden, bleibt die Höchstarbeitszeit, also die höchste Anzahl der Überstunden, die pro Jahr geleistet werden dürfen, bei 150 Stunden. Das heißt, die Gesamtzeit der Überstunden und der Möglichkeit für Mehrarbeit bleibt gleich. Genau. Nur die Möglichkeit der Verteilung und der Ableistung wird flexibilisiert. Genau. Man kann jeden Tag bis zu 13 Stunden arbeiten.
Voraussetzung eigentlich, wo darf der Arbeitnehmer darum bitten, länger zu arbeiten unter der Voraussetzung, dass er auch was zu tun hat, damit er eben auch diese 40 Prozent Überstunden ausgezahlt bekommt. Es ist nicht, dass der Arbeitgeber das verlangen darf. Der Arbeitnehmer darf sich weigern bei der Mehrarbeit, bei der einen Stunde extra, von der ich vorher gesprochen habe, ist das nicht so einfach. Bei der Mehrarbeit, diesen bis zu vier Stunden Überstunden pro Tag, darf der Arbeitnehmer sich weigern, das zu leisten, und der Arbeitgeber darf ihn auch nicht entlassen. Also die neue Regelung sagt, ich habe acht Stunden reguläre Arbeit, zu der verpflichte ich mich im Vertrag. Dann habe ich eine extra Stunde, die neunte, wo ich Überstunden leisten muss, wenn mich mein Arbeitgeber fragt. Und das neue Gesetz schafft die Möglichkeit, vier weitere Überstunden pro Tag zu machen. Also die zehnte, die elfte, die zwölfte und die dreizehnte Stunde pro Tag.
zu der ich mich aber bereit erklären muss, als Arbeitnehmer, dass also eine freiwillige Maßnahme ist. Und dazu gibt es ja auch noch die Pausen, die dann entsprechend die Ruhezeiten eingehalten werden müssen. 11 Stunden pro Tag müssen als Ruhe -Pausen eingeplant sein. Ich weiß, nicht alle Arbeitgeber sind Engel. Es passiert viel auf dem Markt. Es passierte auch schon vorher. Und dieses Gesetz sollte auch eigentlich dem abhelfen. Eben, es sollte regulieren, dass sie zumindest gezwungen sind, vom Gesetz her diese Überstunden zu zahlen. Und die digitale Arbeitskarte, die eingeführt wurde letztes Jahr, also schon vor letztes Jahr, aber sie wird in immer mehr Sektoren eingeführt, darf auch nicht mehr als 13 Stunden pro Tag berechnen.
Also dort, wo alles richtig und gut funktioniert, sollten eben die Arbeitnehmer dann ihre 40 % Aufschlag auf die Überstunden erhalten. Wie gesagt, ich weiß, es gibt in Griechenland viele kleine und mittelständische Unternehmen, es gibt auch die Provinz, es wird nicht überall eingehalten, aber man muss hinzufügen, dass in den letzten Jahren sich die Kontrollen sehr vermehrt haben und dadurch eben sowohl die Schwarzarbeit, als auch die, sagen wir mal, die Ausnutzung der Arbeitnehmer, sich doch mehr in Grenzen hält als in den vergangenen Jahren und vor allen Dingen auch in den vergangenen Jahrzehnten. Eine Frage noch, bevor wir zu den Reaktionen kommen und warum das auch sehr politisiert wurde. Was sind die Branchen, du hast sie angesprochen, es gab ja schon diesen schwarzen Bereich, wo das getan wurde, also es gab schon Bereiche, wo es
in Spitzen die Notwendigkeit gab, dass man so lange gearbeitet hat oder so lange arbeiten lassen hat. Welche Branchen sind davon besonders betroffen und wie sind sozusagen auch, ich sag mal, die Reaktionen darauf? Ja, hier muss man sagen, ich werde die Sektoren anführen, die besonders betroffen sind, aber quer durch die Wirtschaft kann das und konnte das und wird das auch immer noch ausgenutzt und nicht nur jetzt die 13 Stunden, sondern es gibt ja auch selbst Probleme bei der Auszahlung des 13. und 14. Gehalts. Also es ist, wie gesagt, nicht alles schönster Sonnenschein, aber welche Branchen sind besonders betroffen? Natürlich der Tourismus und die Gastronomie und auch der Bereich der Delivery, der ist auch inzwischen davon betroffen. Also das sind eigentlich die Branchen, die eine große Nachfrage haben.Schwarzarbeit ist auch in der Agrarwirtschaft und in der Bauwirtschaft.
leider sehr häufig der Fall. Auch im Tourismus, besonders in der Landwirtschaft und Bauwirtschaft. Aber gerade im Tourismus und in der Gastronomie besteht eben die Notwendigkeit zu bestimmten Jahreszeiten oder an bestimmten Tagen eben, dass diese Überstunden geleistet werden. Das ist ein Problem. Auch da ist, also auch die Arbeitgeber sehen da einige Probleme, vor allen Dingen kleine Unternehmen, die dann verpflichtet sind, ganz zurecht, diese Überstunden zu zahlen, aber die Einnahmen dem nicht ganz so entsprechen und sie letzten Endes, vor allen Dingen nach zwölf Uhr nachts, wo wir ja wissen, in St. Griechenland noch eigentlich alles offen hat im Sommer, nach zwölf Uhr nachts, da gibt es eben Probleme, wie man da wirklich gesetzkonform sein kann, die Arbeitnehmer auch entsprechend zahlen kann und trotzdem noch in der Lage zu sein, den Betrieb weiterzuführen.
Die Reaktion der Gesellschaft. Gab es nicht nur Juhu und Jubel über die Reaktion über das Gesetz, sondern es gab auch Streiks, es gab Proteste. Wessen die bedenken, vielleicht auch die Pro und Contras, also wer hat gejubelt für das neue Gesetz, wer war dagegen? Bejubelt wurde das neue Gesetz nicht unbedingt wegen dieser Regelung für die 13 Arbeitsstunden, sondern bejubelt wurde das Gesetz, weil es die Möglichkeit zum Beispiel jetzt bietet, dass Arbeitnehmer 4 Tage pro Woche arbeiten und das nicht nur für ein halbes Jahr, sondern über das ganze Jahr hindurch. Das ist eine positive Regelung. Dann gab es noch einen Mut. Wie viele Tage die Woche arbeiten können? Vier Tage. Anstelle von 5 Tage für eine 5 -Tage -Woche, dass man eine 4 -Tage -Woche einführt und 10 Stunden pro Tag arbeitet. Diese Möglichkeit gab es nach dem letzten Gesetz für ein halbes Jahr, jetzt gibt es diese Möglichkeit für das gesamte Jahr.
Was ja auch eine interessante Forderung war in Deutschland, dass viele sagen, ich würde gerne vier Tage voll arbeiten und hab dann drei Tage frei. Genau. Dann gab es eine neue Regelung für den Mutterschutz, der jetzt auch für Leihmütter gilt, was auch etwas sehr Wichtiges ist. Und auch noch eine neue Regelung von Urlaub, dass also der Urlaub nicht, normalerweise musste man zwei Wochen im Schnitt Urlaub nehmen. Am Stück. Genau, Entschuldigung, am Stück. Jetzt darf man auch nur fünf Tage, also eine Woche nehmen und das über das ganze Jahr über verteilen. Hier muss ich allerdings sagen, dass meine Weisheiten, die ich jetzt gerade berichte, nicht nur auf meinem eigenen
Deine eigenen Auswertungen. Genau. Sondern ich muss mich herzlich bedanken bei der Anwaltskanzlei, wie die VDI Law Firm und insbesondere bei Herrn Vassilis Oikonomidis und Frau Georgia Patili, die die Güte hatten, mit mir nochmal über dieses neue Gesetz zu sprechen und mir auch die Einzelheiten zu erklären, damit ich sie auch dir und auch unseren Zuhörern entsprechend erklären kann. Vielen Dank. Danke für die Unterstützung. Ja, genau. Also diese drei Regelungen, die ich dir angeführt habe, sind positive Regelungen. Das ist ganz einfach, sehr, sehr gut, dass das jetzt eingeführt wird. Und es gab auch noch andere Regelungen zur Vereinfachung der ganzen Bürokratie, was das Arbeitsrecht betrifft. Warum gab es Demonstrationen? Das ist verständlich. 13 Stunden pro Tag zu arbeiten, hast du das schon mal gemacht, so wie ich dich kenne schon oft? Ja. Insofern, das ist wirklich anstrengend. Und wenn es auch ein anspruchsvoller Beruf ist und vielleicht noch ein Beruf ist, wo man auch wirklich auch körperlich tätig sein muss, kann man selbst an seine Grenze kommen.
Nach meiner persönlichen Meinung wurde es auch etwas ausgenutzt, denn wie gesagt, es gab es schon seitdem im vergangenen Jahr, dass man also bei zwei Arbeitgebern arbeiten kann. Was eigentlich das Traurige daran ist, ist, dass der Arbeitnehmer 13 Stunden pro Tag arbeiten möchte, damit er eben sein Einkommen erhöht. Denn da kommen wir eigentlich zum eigentlichen Problem bei dieser ganzen Sache, dass die Gehälter in Griechenland doch immer noch relativ niedrig sind. Die Kaufkraft der Griechen relativ niedrig ist. Die Kaufkraft der Griechen, gemessen am pro Kopf brutto Inlandsprodukt, ist die zweitniedrigste in Europa, in der EU. Da sind wir nur über Bulgarien. Also die Gehälter sind relativ niedrig und die Preise, wie du auch selbst und wir alle feststellen können, die hier im Supermarkt sind oder im Einkaufen gehen generell, sind relativ hoch. Und auch insbesondere die Wohnungspreise.
Und ich nehme an, auch diese Demonstration, also man hat die Gelegenheit ergriffen, bei diesem Arbeitsgesetz, mit den 13 Stunden, eben sich auch darüber zu beklagen, über die Teuerungsrate, die ja immer noch da ist. Und selbst wenn wir sagen, dass die Inflation nicht mehr so hoch ist und bei zwei bis drei Prozent liegt, dürfen wir nicht vergessen, dass die Preiserhöhungen der vergangenen Jahre nicht zurückgenommen wurden. Und ja, der Grieche in diesem Moment hat Probleme mit seinem Einkommen. Seine Ausgaben zu tätigen. Ich persönlich sehe das so und natürlich wie immer, obwohl es in Griechenland keine Opposition in diesem Sinne gibt, haben natürlich die Parteien der Opposition das auch ausgenutzt, um dagegen zu demonstrieren. Und ich muss weiterhin bestätigen, also 13 Stunden pro Tag, wer es möchte, gut, wer es mag. Ja, wie gesagt, ich sehe hier zwei am Tisch, die gerne so lange arbeiten. Aber es muss auch wirklich freiwillig sein.
Um das Thema auch ein bisschen zu weitern, die Gesamtentwicklung der wirtschaftlichen Lage, das hat man schon oft im Podcast, die ist sehr gut, sehr stabile Haushaltszahlen. Aber was viele Menschen, glaube ich, umtreibt, ist der Faktor, dass auch die Arbeitslosigkeit natürlich sehr gering ist, acht Prozent. Ja. Es ist gefallen. Aber die Lohnentwicklung, dem noch nicht Schritt hält, beinahe steigende Inflation. Wie, glaubst du, wird sich dieses Gesetz, aber auch die Lage insgesamt sich entwickeln, dass die Leute eine höhere Kaufkraft haben und dann auch sozusagen vielleicht gar nicht gezwungen sind, diese 13 Stunden zu arbeiten. Also ist das realistisch oder ist das, ob der Struktur der griechischen Wirtschaft, vor allen Dingen Dienstleistungs - und Service -orientiertem Tourismus, eher noch in mittelfristiger Ferne?
Schwierigkeiten sind, ich weiß, Prognosen sind immer schwierig, wenn sie die Zukunft vor allem betreffen. Fangen wir mal bei der Arbeitslosigkeit an. Wie du schon sagtest, bei rund 8 Prozent. Wir dürfen nicht vergessen, im Jahr 2015 lag die allgemeine Arbeitslosigkeit bei 25 Prozent und die Jugendarbeitslosigkeit bei fast 50 Prozent. Fast die Hälfte der Jugendlichen waren arbeitslos. Das hat natürlich auch dazu geführt, dass so rund 500 .000 Griechen ausgewandert sind, um im Ausland ihr Glück zu machen. 2020 war die Arbeitslosigkeit schon gefallen. Dann war es bei so rund 17 Prozent, Jugendarbeitslosigkeit ein Drittel. Rund 33, 34 Prozent. 2024 waren wir schon bei 10 Prozent angekommen. Und bei der Jugendarbeitslosigkeit immer noch relativ hoch, 21 Prozent. Wir mussten hier natürlich sagen, das ist also nicht nur die 500 .000 Jugendlichen.
oder jüngere Generationen ausgewandert sind, sondern es wurden auch seitdem die sogenannten Stage eingeführt. Also Personen hatten die Möglichkeit, Arbeitnehmer hatten die Möglichkeit, sich zumindest zeitweise zu beschäftigen und bei Unternehmen Stage zu machen. Und die werden dann eben auch nicht mehr zu den Arbeitslosen hinzugezählt. Dadurch, also ein kleiner geringer Anteil, sagen wir, hat sich auch die Verringerung der Arbeitslosigkeit dadurch so entwickelt. Nichtsdestotrotz, es gibt ein Aufschwung in Griechenland und der ist auch spürbar, was den Arbeitsmarkt betrifft. Es gab neue Branchen, die in den letzten Jahren aufgeblüht sind. Es gab große Unternehmen, die nach Griechenland gekommen sind. Ich spreche jetzt vom IT -Bereich, insbesondere IKT.
Der Sektor ist in Griechenland wirklich sehr aktiv und große Unternehmen wählen auch Griechenland, um hier Hubs zu bauen. Nicht zu vergessen, dass in Griechenland einer der sieben AI -Factories gebaut wird, die also künstliche Intelligenzanwendungen und digitale Anwendungen entwickeln wollen, die wiederum den kleinen und mittelständischen Unternehmen zugutekommen sollen. Also dieser Sektor ist ein Sektor, der sehr wächst, auch der Tourismussektor, auch die Gastronomie. Das sind auch Sektoren, die auch weiterhin sehr gute Chancen haben. Logistik kommt dann auch noch hinzu. Also es gibt Branchen, wo ich sagen würde, okay, in Griechenland gibt es Chancen, selbst für Investoren kommt der, das lohnt sich. Start -up -Ökosystem, ja. Aber was passiert mit den Gehältern? Ja, die Gehälter wurden angehoben, also das Mindestgehalt wurde angehoben, das müssen wir schon mal sagen. Das liegt ja inzwischen bei 830. Geht auf 950 in den nächsten Jahren hoch. Genau. Also es gab schon Fortschritte, wenn man das bedenkt, wie es mal früher aussah, wie es vor allem während der Krisenzeit aussah in den Jahren 2000.
2015 bis 2019. Also dagegen ist das jetzt alles sehr viel positiver. Ob sich das so entwickeln wird, dass die Gehälter wirklich so steigen werden, damit man Lebenskosten decken kann, da bin ich tatsächlich befragt. Wenn ich eine Lösung dafür hätte, würde ich sie vorschlagen. Das ist ja nicht nur im Griechenland der Fall. Das ist ja auch europaweit der Fall, dass also die Lebenskosten und die Lebenshaltungskosten und auch eben besonders die Wohnkosten so gestiegen sind. Wie kann man die Gehälter steigen, indem man produktiver ist, indem natürlich auch die Unternehmen aktiver werden oder sich vergrößern. Und da kommen wir eben zum eigentlichen Problem der griechischen Wirtschaft. Die absolute Mehrheit sind kleine und mittelständische Unternehmen in verschiedenen Branchen. Gehen wir mal in die Lebensmittelbranche, ins verarbeitende Gewerbe.
Der größte Bereich des verarbeitenden Gewerbes ist der Lebensmittelsektor. 98 Prozent der Unternehmen beschäftigen bis zu zehn Personen. Zwei Prozent haben über 250 Personen. Da sieht man, dass die Struktur der Wirtschaft so ist, dass die Unternehmen klein sind, kleine Umsätze schaffen und dadurch auch, sage ich mal so, ich habe kein eigenes Unternehmen, aber nicht in der Lage sind, auch eben bessere Gehälter zu zahlen. Zumindest nicht ihre Kundensicht. Auch dann natürlich hoch zu skalieren, entsprechend mehr Angebot zu schaffen, das ist noch die große Herausforderung. Ich glaube, das ist ein Thema für eine der nächsten Folgen von Yiasas Adenauer, dem Podcast für Griechenland und die Region. Wir haben uns heute über die 13 -Stunden -Regelung unterhalten. Das war eine hohe Nachfrage über die Arbeitslosigkeitentwicklung. Und wir hoffen, dass mit dieser Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes, auch mit den mehr Möglichkeiten zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, auch in dieser Wirtschaftspuls und Impuls noch mal einsetzt.
Ja, wie ist dein Ausblick vielleicht final auf diese Frage? Ja, ich kann mir nur wünschen, dass es eine bessere Zusammenarbeit gibt zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Sowohl die Arbeitgeber letzten Endes, Inhaber oder Chefs oder was auch immer, müssen dafür sorgen, dass das Unternehmen weiterhin lebensfähig ist und Umsätze macht. Die Arbeitgeber müssen dafür sorgen, als ob es ihr eigenes Unternehmen ist, damit das auch alles so geschafft wird. Insofern kann ich nur sagen, eine gute Zusammenarbeit zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Wenn man seinen Beruf liebt, ist man gut in seinem Beruf, die Jugendlichen vor allem müssen die Berufe auch suchen, die sie lieben und dann, glaube ich, wird doch alles irgendwann besser. Diesen positiven Impuls senden wir euch hier aus Athen und ich bedanke mich ganz herzlich, liebe Michaela, für deine Zeit.
Wir machen jetzt weiter mit dem zweiten Nachrichtenteil und der Olga. Vielen Dank, lieber Marian. Türkei signalisiert Kursänderung im EGIS -Konflikt. Der türkische Außenminister Hakan Fidan deutete in einem Interview in dieser Woche eine vorsichtige Verschiebung der türkischen Position im Streit um die Hochheitsgewässer in der EGIS an. Während Ankara eine Ausweitung der griechischen Gewässer über 6 Seemeilen bisher als Kasus Bele betrachtete, erklärte Fidan nun, das Problem in der EGIS ist kein Problem, das nicht gelöst werden kann. Ich akzeptiere die 12 Meilen nicht, du akzeptierst die 6 Meilen nicht. Das kann man an bestimmten Punkten besprechen.
Mit dieser Aussage signalisiert die Türkei erstmals Gesprächsbereitschaft in einer der sensibelsten Fragen der bilateralen Beziehungen. Der griechische Außenminister Giorgos Gerapetritis reagierte mit dem Hinweis, dass Griechenland über nationale Souveränitätsrechte nicht verhandelt und konsequent an den Grundsätzen des Völkerrechts festhält. Griechenland nimmt erstmals an der nuklearen Allianz Europas teil. Griechenland hat in der letzten Woche erstmals als Beobachter an dem Treffen der nuklearen Allianz in Luxemburg teilgenommen, in der 15 EU -Staaten die Kernenergie als Ergänzung zu den erneuerbaren Energien fördern. Staatssekretär für Energie Nikos Tsafos betonte nach der Konferenz die Unterstützung Griechenlands für technologische Neutralität und schlug vor den möglichen Einsatz.
nuklearer Technologien in der Schifffahrt zu prüfen. Obwohl Griechenland keine eigene Kernenergieproduktion besitzt, beteiligt sie sich am europäischen Energiesystem und an der Diskussion über die Energiewende. Laut einer Umfrage von Mark steht etwa ein Drittel der Griechen der Nutzung von Kernenergie positiv gegenüber, während viele weiterhin Sorgen über Abfälle und Sicherheitsrisiken äußern. Und das war Yissas Adenauer, der Podcast für Griechenland und die Region für heute. Ich bedanke mich an dieser Stelle sehr herzlich bei unserer heutigen Gesprächspartnerin Michaela Balis für die Einordnung und den Blick auf Chancen und Herausforderungen im griechischen Arbeitsmarkt.
Wenn euch diese Folge gefallen hat, freue ich mich, wenn ihr unseren Podcast abonniert und mit einer Bewertung unterstützt. Habt ihr Themenwünsche oder Hinweise, schreibt uns gerne an yiasasadenauer@kas.de, Yiasas mit einem S. Die Adresse findet ihr auch in den Show Notes. Ein Dank geht wie immer an die Redaktion, Vasilis Karydas-Yfantis, die Produktion Studio Schumann Leipzig und unsere Nachrichtensprecherin Olga Tzouzoku. Wir hören uns in zwei Wochen wieder. Bis dahin, Yiasas und alles Gute hier aus Athen. Euer Marian Wendt.
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