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#9 Deutsch als Sprache sehr beliebt: Das Goethe-Institut Athen zieht Bilanz

Außerdem: Drachensteigen und Meeresfrüchte: Bräuche zum "Kathara Deutera"

03.03.2024 31 min

Zusammenfassung & Show Notes

In dieser Ausgabe spricht Host Marian Wendt mit Frau Angela Kaya, Leiterin des Goethe-Instituts in Athen, über die Bedeutung der deutschen Sprache in Griechenland und die Förderung der deutschen Kultur. Am Goethe-Institut besuchen jährlich etwa 1.000 Personen Sprachkurse, außerdem werden jedes Jahr rund 30.000 Prüfungen abgelegt. Frau Kaya spricht auch über die Auswirkungen der digitalen Transformation auf die Arbeit des Instituts, insbesondere in Bezug auf Online-Sprachkurse und die Präferenz der Griechen für Präsenzunterricht gegenüber Online-Lernen. 

In den Nachrichten wird u.a. über die Entwicklung Zyperns als Erdgaslieferant und den Aufstieg des Hafens Pireus als führendes Logistik-Drehkreuz im östlichen Mittelmeer und Südeuropa berichtet. 

In Greece2Go wird der bevorstehende Feiertag Kathara Deutera, der Beginn der Fastenzeit, thematisiert, bei dem traditionell Drachen steigen gelassen und spezielle Speisen wie Meeresfrüchte und Lahana gegessen werden.

Transkript

Herzlich willkommen zur 9 Folgen von Yassas Adenauer, dem Podcast für Griechenland und die Region hier direkt von uns aus dem Studio in der Morussi in Athen. Olga, wie war dein Wochenende?
SPEAKER 2
00:00:32
Schön, Marion. Ich war nämlich in Deutschland. Ich habe Urlaub gemacht und es hat sehr, sehr viel Spaß gemacht, weil ich ganz, ganz viele Verwandte und Freunde gesehen habe. Ah, wo bist du denn gewesen?
SPEAKER 1
00:00:44
In München natürlich. In München. Du bist ein Münchner Mädel. Selbstverständlich, ein Münchner Kind. Sehr schön. Das freut mich. Mit voller Kraft und gut gestärkt von Weißbier und Brezen bist du hier nach Athen zurückgekommen.
SPEAKER 2
00:00:56
Und Adler, bitte. Lecker.
SPEAKER 1
00:00:58
Super. Also die Olga stammt nämlich gebürtig aus München und hat dort ihre Wurzeln und die hat sie einmal besucht. Das soll aber heute nicht nur unser Thema sein bei Yassas Adenauer. Wir freuen uns im Schwerpunkt diesmal auch eine Institution aus München nämlich vorstellen zu können, das Goethe-Institut, welches dort seinen Sitz hat. Wir sprechen mit Frau Kaya. Sie leitet hier das Büro des Goethe-Instituts in Athen und ist auch für die Region verantwortlich. Über was sprechen wir denn im Greased to Go heute?
SPEAKER 2
00:01:30
Oh, Katharades Thera steht vor der Tür, Marion. Lass dich überraschen.
SPEAKER 1
00:01:34
Stimmt. Ich erinnere mich noch an meinen sauberen Montag im letzten Jahr. Was wir da gemacht haben und was wir diese machen, darüber sprechen wir bei Greased to Go. Ansonsten wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Hören. Und jetzt kommen erst mal die Nachrichten aus Griechenland mit der Olga.
SPEAKER 2
00:01:51
Yassas Adenauer. Das Wichtigste aus Griechenland und der Region. Gründung nichtstaatlicher Universitäten in Griechenland rückt näher. Die ersten Beratungen über den Gesetzentwurf zur Einführung nichtstaatlicher Universitäten finden seit letzter Woche im Parlament statt. Darüber soll endgültig am 7. März debattiert und auch gleich abgestimmt werden. Berichten zufolge wird voraussichtlich der Premierminister Mitsotakis für Zustimmung zum Vorhaben des Bildungsministers Pierakakis im Plenum persönlich sprechen. Nach einer zehntägigen öffentlichen Beratung und Anhörung wurden über 1500 Stellungnahmen und Änderungsvorschläge eingereicht und entgegengenommen. Die öffentliche Anhörung im Parlament und die damit verbundene Beteiligung einer breiten Mehrheit der Gesellschaft kann damit als Erfolg gewertet werden. Das Bildungsministerium möchte ab September 2025 die Gründung nichtstaatlicher Bildungseinrichtungen ermöglichen. Die Abschlüsse sollen dann auch staatlicherseits anerkannt werden. Syriza-Vorsitzender Kasselakis erhält weiterhin das Vertrauen. Über das vergangene Wochenende fand der viertägige öffentliche Parteitag der größten Oppositionspartei Syriza statt. Nach intensiven Diskussionen und Auseinandersetzungen entschieden die Delegierten mehrheitlich, keine Neuwahl des Parteivorstandes durchzuführen und stattdessen dem Vorsitzenden Kasselakis weiterhin das Vertrauen auszusprechen. Die Debatten während des Parteitages haben allerdings die starke Spaltung und Polarisierung innerhalb der Partei unterstrichen und öffentlich zutage treten lassen. So kam es während der Rede der ehemaligen Ministerin Gerovasili, die als stärkste Widersacherin des Parteivorsitzenden gilt, zu orchestrierten Missbilligungen und Buhrufen. Weiterhin fanden hinter den Kulissen zahlreiche bilaterale und vertrauliche Treffen statt. Zu weiterem Unmut bei den Teilnehmern des Parteitages trug die Ignorierung der in der Parteisatzung vorgeschriebenen Regeln für Abstimmungen bei. Kasselakis warf seiner innenparteilichen Gegnerin Gerovasili vor, dass sie subversiv, spaltend sowie polarisierend arbeite. Gerovasili gilt als die engste Verbündete des ehemaligen Premierministers Tsipras. Die Stimmung auf dem Parteitag gab Analysten zufolge einen ersten Vorgeschmack auf die künftige Arbeit der größten Oppositionspartei im Parlament.
SPEAKER 1
00:04:48
Wir sind umgezogen mit unserem Studio in die Omiro-Straße und sind hier bei Frau Kaya, der Leiterin des Goethe-Instituts in Athen zu Gast.
SPEAKER 2
00:04:59
Guten Morgen. Guten Morgen.
SPEAKER 1
00:05:00
Herzlich willkommen bei uns. Schön, dass wir hier sein können, dass wir Sie und Ihr Institut hier kennenlernen können. Frau Kaya leitet nicht nur den Standort des Goethe-Instituts in Athen, sondern alle Standorte des Goethe-Instituts in der Region Südosteuropa.
SPEAKER 2
00:05:16
Ist das korrekt?
SPEAKER 1
00:05:16
Das ist richtig.
SPEAKER 3
00:05:17
Das ist richtig.
SPEAKER 1
00:05:18
Wir sind ja hier an einem auch historischen Ort, vielleicht zu Beginn gleich in der Omiro-Straße, das Goethe-Institut Athen. Wenn ich mich recht erinnere, ist es der erste Standort des Goethe-Instituts im Ausland.
SPEAKER 3
00:05:30
Ja, wir sind sehr stolz, dass wir das älteste Goethe-Institut weltweit sind, im Ausland. Wir sind hier jetzt seit fast 72 Jahren, also gegründet wurden wir hier oder das Goethe-Institut Athen als erster, als erster Standort im Ausland 1952. In einer Zeit, in der die schlimmsten, das schlimmste Kapitel der deutschen Geschichte ja noch nicht weit zurück lag und in einer Zeit, in der Griechenland aus einem sich anschließenden sehr, sehr blutigen und schwierigen Bürgerkrieg
SPEAKER 2
00:06:04
befreit hat.
SPEAKER 3
00:06:05
Und deshalb sind wir sehr stolz, dass wir hier schon seit 70 Jahren oder bald 72 Jahren unsere Arbeit verrichten können.
SPEAKER 1
00:06:14
Das fand ich auch spannend zu lesen, dass gerade in Griechenland, nachdem ja die Wehrmacht, Nazi-Deutschland hier sehr schlimm gewütet hat, schlimmste Kriegsverbrechen auch geschehen sind, dass dann in Griechenland das erste deutsche Goethe-Institut entsteht. Auch das Deutsch-Archäologische-Institut, was ja hier um die Ecke ist, auch sich schnell gegründet hat. Was meinen Sie, ist die Begründung dafür? Gab es eine hohe Affinität der Griechen zur deutschen Sprache? War es ein Schritt der Aussöhnung oder war das einfach auch manchmal dem Zufall geschuldet, weil da gerade auch ein Grundstück war? Es gab eine Lehrkraft vielleicht, die besonders Interesse hatte oder einen Direktor des Instituts, der das ja aufgebaut hat.
SPEAKER 3
00:06:54
Es ist ein bisschen eine Mischung aus allem. Zum Ersten möchte ich, und das will ich wirklich vorausschicken, sagen, dass uns die Bereitschaft Griechenlands zu diesem Zeitpunkt, also 1952, ein Goethe-Institut einzurichten, bis heute mit Demut erfüllt, bis heute. Das ist eine ganz, ganz große Geste gewesen. Denn wie Sie sagen, das Wüten der Wehrmacht war sehr, sehr schlimm und die Aufarbeitung hatte mitnichten angefangen. Tatsächlich hat die Gründung des ersten Goethe-Instituts weltweit, also die hier in Athen, zu tun mit einer Persönlichkeit. Das war ein Mann namens Günther, der seinerzeit Vertreter war der Deutschen Akademie. Die Deutsche Akademie, das sollte ich vielleicht nochmal erläutern, war die Vorstufe des Goethe-Instituts. Also das Goethe-Institut als Goethe-Institut weltweit wurde 1952 gegründet. Als eine Vorgängerorganisation gab es die Deutsche Akademie und die hatte einen Standort hier in Athen. Und dieser Standort wurde geleitet von Herrn Günther, der auch relativ schnell nach dem Zweiten Weltkrieg zurückkam nach Athen und hier sehr gut vernetzt war.
SPEAKER 1
00:08:08
Ich verstehe, das ergibt dann meistens auch Sinn und dann gibt es auch ein wunderbares Ergebnis. Das Goethe-Institut jetzt seit 1952 hier in Athen und vielleicht können Sie noch ein bisschen skizzieren, wie Ihre Arbeit ist und wie in den letzten Jahren dieser Standort ja auch zur Förderung der deutschen Sprache und natürlich auch der deutschen Kultur auch beigetragen hat. Denn es ist ja nicht nur das Ziel, dass Menschen Deutsch lernen und Prüfungen ablegen, sondern auch, dass deutsche Kultur ein Stück weit verbreitet wird und sie auch ein mittlerer Organisation sind, wie es im Amtsdeutsche heißt.
SPEAKER 3
00:08:40
So ist es. Ich darf vielleicht doch nochmal kurz zurückgehen in unsere Anfangszeit. Als wir 1952 angefangen haben zu arbeiten, war es die deutsche Sprache, die im Fokus stand. Die deutsche Sprache, und Sie haben es ja eingangs auch gefragt, spielt eine wichtige Rolle hier in Griechenland. Das spielte schon vor dem Krieg eine wichtige Rolle und das hat nahtlos angeschlossen eigentlich an die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Wir haben begonnen mit Sprachkursen, tatsächlich nur Sprachkursen und die Zahl nenne ich immer wieder ganz gerne, die ist nämlich beeindruckend. Wir haben mit unter 100 Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern gestartet und innerhalb von zwei Jahren waren wir bei 3.000. Das heißt, die Bereitschaft der Griechen und Griechen, sich mit der deutschen Sprache zu befassen, war unglaublich hoch.
SPEAKER 1
00:09:30
Und das in den 50er Jahren?
SPEAKER 3
00:09:32
In den 50er Jahren. Das begann 1952 und 1954 hatten wir bereits über 3.000 Kursteilnehmende. Das heißt, es entstand ein veritabler Sprachkurs und dann später auch Prüfungsbetrieb und erst dann haben wir mit der Kultur begonnen. Und unsere Kulturarbeit, wie sie heute bekannt ist, gestartet und vielleicht auch das als Eingangsstatement ein Stück weit. Das Prinzip unserer Arbeit ist Dialog. Das ist auch der Auftrag für unsere Arbeit, vor allem eben nach dem, was während des Zweiten Weltkriegs weltweit passiert ist. Das heißt, wir haben immer, wir sind verpflichtet bis heute dem dialogischen Prinzip und haben Dialoge geführt. Und haben niemals Programme nach Griechenland, von Deutschland nach Griechenland exportiert oder uns überlegt, was könnte denn hier passen, sondern wir haben nachgefragt, wir haben zugehört und gemeinsam etwas entwickelt. Und so ist die Kulturarbeit entstanden.
SPEAKER 1
00:10:26
Und das ist wahrscheinlich auch in den Zahlen belegbar, wie Sie eben sagten, von 2.000 auf 3.000 Teilnehmer in den Kursen. Wie viele Teilnehmer gibt es heutzutage? Wie viele Personen durchlaufen Projekte, durchlaufen Angebote des Goethe-Instituts, wenn man das so circa sagen kann, um so eine Orientierung zu haben? Das kann ich natürlich sagen.
SPEAKER 3
00:10:47
Also wir haben hier ungefähr 1.000 Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer, die unsere Kurse besuchen, jährlich. Wir nehmen aber 30.000 Prüfungen ab. Das heißt, es gibt eine sehr starke Nachfrage nach den Prüfungen des Goethe-Instituts und eine gute Nachfrage nach den Sprachkursen des Goethe-Instituts.
SPEAKER 1
00:11:05
Das heißt nochmal, 30.000 Personen legen hier jedes Jahr eine Prüfung ab. Das bedeutet, diese Personen setzen sich mit der deutschen Sprache auseinander, demzufolge lernen Deutsch im privaten Umfeld, in der Schule, in verschiedenen Bereichen. Vielleicht weil es auch eine deutsch-griechische Mutter gibt, die da ein bisschen hinterher ist oder ein Vater auch. Und die legen dann hier ihre Prüfungen ab und bekommen dann ein Zertifikat.
SPEAKER 3
00:11:27
Prüfungen spielen in Griechenland eine absolut wichtige Rolle. Vor allem in Familien, und das sind fast alle griechischen Familien, die ihren Kindern eine möglichst gute Zukunft bieten wollen, gibt das den Wunsch nach Lernangeboten für Kinder. Und diese Lernangebote, die umfassen viel mehr nur als die deutsche Sprache. Aber die deutsche Sprache ist ein ganz wichtiger Bestandteil oder Fremdsprachenkenntnisse sind ein wichtiger Bestandteil. Und so wird Deutsch gelernt. Und für griechische Familien ist es ganz wichtig, dass am Ende da ein ordentliches Zertifikat auch erhalten wird oder dass man sich das erwirbt. Und deshalb ist es so wichtig, dass die Prüfungen regelmäßig angeboten werden, an vielen Orten angeboten werden. Wir nehmen sie nicht nur hier bei uns im Gebäude ab, sondern wir sind auf den Inseln, wir sind in Patras, wir sind auf dem Peloponnes zum Beispiel. Und wir teilen uns Griechenland auf mit dem anderen Standort hier, den wir ja auch noch in Griechenland haben, mit dem anderen Goethe-Institut, nämlich mit Thessaloniki. Thessaloniki deckt eher den Norden ab bis zum Mittelgriechenlands und wir sind eher auf den Inseln unterwegs und Peloponnes.
SPEAKER 1
00:12:39
Die Corona-Pandemie ist ja allen noch sehr, sehr bewusst. Und in diesem Jamang hat natürlich auch das Thema digitale Transformation einen großen Push bekommen. Lernen an sich hat sich verändert, gerade auch in Deutschland, von der reinen Wissensvermittlung über eine Vermittlung von Techniken, von Lerntechnik, wie ich mir Wissen erschließe, aber natürlich auch das Thema Sprachkurse. Es gibt viele Online-Sprachkurse, es gibt ja auch bei Ihnen, habe ich gesehen, auf der Homepage natürlich viele entsprechende Angebote. Wie würden Sie sagen, hat sich dort die Arbeit für Sie verändert als Goethe-Institut? Aber auch die Frage, ist es dadurch einfacher, mehr Menschen zu erreichen für die Sprache? Wenn 1950, 1952, als sie gegründet wurde, man musste herkommen, um Deutsch zu lernen. Wenn man auf einer Insel lebte oder entfernt in den Bergen, hat man diesen Zugang nicht gehabt, weil man nicht das Geld hatte, nicht die Verwandten oder eine Wohnung oder einen Platz, um nach Athen zu reisen, um einen Sprachkurs zu belegen. Heutzutage kann man von jedem Punkt der Erde aus einen Sprachkurs belegen. Wie würden Sie sagen, hat sich diese Arbeit verändert? Was sind auch gewisse Aspekte, die Sie zum Positiven sehen? Auch negative Aspekte gibt es sicherlich dabei. Das würde unsere Hörerinnen und Hörer sicherlich interessieren.
SPEAKER 3
00:13:57
Die digitale Transformation betrifft nicht nur unsere Spracharbeit. Sie hat durchaus auch Auswirkungen auf unsere Kulturarbeit, aber da kommen wir vielleicht noch später dazu. Zu den Sprachangeboten. Ja, wir bieten unsere Sprachkurse für alle Zielgruppen und für alle Niveaustufen, wie wir das nennen, sowohl präsentisch als auch digital an. Das gehört zum Standard und das ist bestimmt eine Folge der Covid-Pandemie, der zurückliegenden. In der Zeit haben wir alle, ich glaube weltweit, alle Institutionen, alle Menschen eine sehr steile Lernkurve hingelegt und gelernt, digital zu kommunizieren, zu interagieren und zu lernen. Und nun sind wir seit einiger Zeit aus dieser Pandemie heraus und wir beobachten, wie sich das Lernen jetzt wieder verändert. Und da ist vielleicht auch meine regionale Sicht auf diesen Aspekt sehr interessant. Das ist hier in Griechenland so, dass das digitale Lernen nicht den Stellenwert hat, den wir vielleicht dachten, dass es den Ihnen haben würde. Also noch immer lernen die, seien es Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, lieber präsentisch in einem Klassenraum, in einer normalen dynamischen Interaktion als online. Das ist nicht überall so, aber hier in Griechenland ist das der Fall, sodass die Online-Kurse, die Nachfrage nach Online-Kursen zwar nach wie vor da ist, aber zurückgegangen ist nach der Pandemie und die Menschen gerne wieder zu uns kommen, in die Räume des Goethe-Instituts.
SPEAKER 1
00:15:28
Ja, ich glaube ja, Griechenland ein wenig kennt die Menschen und die Kultur, kann das auch gut verstehen. Man trifft sich gerne, man trifft sich auf der Platia, man redet miteinander, tauscht sich aus bei einem Kaffee und da kann ich mir das schon gut vorstellen, dass dann auch der Wunsch, eher in Präsenz zu lernen, gemeinsam zu lernen, in einer Gruppe da auch vielleicht höher ist als in anderen Kulturkreisen, die mit dem Online- und mit dem digitalen Lernen schon sehr vertraut sind oder auch andere kulturelle Kommunikationsformen haben. Das ist bestimmt der Fall, ja. Wie würden Sie denn sagen, ist denn Ihre Kulturarbeit, wir haben das Thema Sprachkurse, wir haben das Thema Prüfung, aber auch Kultur ist ein sehr zentrales Thema, was natürlich oft mit Sprache, Literatur, verschiedenen Künsten ja auch zusammenhängt. Ja, wenn ich eine Sprache beherrsche, kann ich darin singen, kann ich darin schreiben, kann ich rezitieren. Wie ist da, was sind da Ihre Projekte in diesem Kulturbereich und wie gestaltet sich vielleicht auch die Zusammenarbeit mit griechischen Künstlern und Institutionen hier vor Ort?
SPEAKER 3
00:16:21
Was ich eingangs gesagt habe, nämlich unser Prinzip, den wir uns verschrieben haben, dialogisch zu arbeiten, gilt mehr denn je. Wir sind in einer Zeit globaler Umbrüche und mehr denn je gilt es für uns als Goethe-Institute und hier natürlich gilt das auch für Athen, zuzuhören und zu beobachten und eher einen Schritt zurückzutreten, als mit Angeboten zu kommen. Das tun wir und was wir auch nach wie vor und auch in der Zukunft beibehalten werden, ist, wir entwickeln gemeinsam Projekte. Themen sind heutzutage oft global besetzt. Also das Thema Nachhaltigkeit, das Thema Medienkompetenz, das Thema Europa, jetzt hier eher im europäischen Kontext, das sind Themen, die liegen auf der Hand. Nur wie wir sie bespielen, wie wir sie wahrnehmen, was wir daraus machen, das kann nur aus einem gemeinsamen kooperativen Prozess entstehen und so ist unser Prinzip und so bleibt auch unser Prinzip der Arbeit. Natürlich setzen wir Schwerpunkte, die sich ergeben aus diesem dialogischen Miteinander. Ein wichtiger Aspekt ist das Thema der Erinnerungskultur, den wir hier für und mit und bilateral in Griechenland bespielen, aber genauso über die Region hinaus ausspielen können. Denn die Länder, für die ich zuständig bin, teilen eine Geschichte und nehmen die Geschichte aber retrospektiv sehr unterschiedlich wahr, sehr zum Teil gegenläufig wahr. Und da ist das Goethe-Institut mit seinen künstlerischen, dialogischen Mitteln in der Lage, Brücken zu bauen, die Menschen zusammenzubringen. Und wenn man auf die politische Landkarte schaut oder auf die Friktionen und Verhärtungen etc., Fragmentierungen, dann wundert es einen vielleicht, aber wir sind in der Lage, tatsächlich die Menschen zu diesen Themen zusammenzuholen, sie miteinander ins Gespräch zu bringen, sie miteinander arbeiten zu lassen und das ist das, was wir tun. Am Beispiel der Erinnerungsarbeit gelingt das gerade in einem großen Projekt. Es hat den Namen Present Past, kann man auch auf unserer Homepage sehen. Sehr, sehr gut.
SPEAKER 1
00:18:32
Ich habe das auch beobachtet in Nikosia. Da ist ja das Goethe-Institut direkt auf der grünen Linie, direkt zwischen dem griechisch-supirotischen Teil und dem durch die Türkei besetzten nördlichen Teil. Und da gibt es ja dieses Projekt der Zusammenarbeit, des Begegnens, ist auch technisch möglich, weil das Goethe-Institut genau auf der grünen Linie ist. Und dafür, glaube ich, ist das Goethe-Institut wirklich eine sinnvolle Organisation, worauf wir auch ein wenig stolz sein können als Deutschland, dass wir dieses Instrument, diesen Baustein haben in der Arbeit. Und ich glaube, ich tue der Institution nicht unrecht, wenn ich sage, das Goethe-Institut, das kennt jeder auf der Welt, die Botschaften und vielleicht andere Mittelorganisationen sind noch nicht so bekannt, aber das Goethe-Institut steht für sich als Wert, als Marke, auch unabhängig von der politischen Ausrichtung der Regierung oder von politischen Entscheidungen, glaube ich, ein Stück weit.
SPEAKER 2
00:19:22
Das ist so wahrscheinlich.
SPEAKER 3
00:19:25
Die Beobachtung teilen wir auch. Und ich erkläre es mir deshalb, weil wir die für Kontinuität stehen. Also ich kann es nicht oft genug wiederholen, da zu sein, zuzuhören, den Dialog zu führen, und das eben in unserem Fall über 72 Jahre, ist etwas, ein Pfund, mit dem man wuchern kann. Und wir sind noch heute wirklich beeindruckt über die positive Resonanz derer, die während der Runterzeit bei uns im Goethe-Institut zu uns kommen konnten, ihre Veranstaltung durchführen konnten, oft unter ganz schön gefährlichen Bedingungen. Und wir haben einfach nichts weiter getan, als da zu sein und die Türen aufzumachen und zu sagen, ja, ihr könnt hier sein. Also das Arbeiten in illiberalen Kontexten ist ein roter Faden, den wir verfolgen. Jetzt in Griechenland ist der momentan nicht notwendig, ihn zu verfolgen, aber an vielen anderen Stellen der Welt. Wenn ich jetzt zum Beispiel in die Türkei schaue, dann ist das ein ganz wichtiger Aspekt unserer Arbeit dort. Wir sind da, wir öffnen unsere Türen, wir hören zu. Und ich glaube, das ist etwas, was uns dann auf eine ganz unaufgeregte Art und Weise sichtbar werden lässt. Das ist nicht das eine supertolle Projekt, das wir jetzt aus dem Hut zaubern oder das wir einmal mit Partnern machen und das uns vielleicht einmal im Jahr irgendwie heraushebt unter den anderen oder von den anderen. Nein, es ist, glaube ich, die Kontinuität.
SPEAKER 1
00:20:52
Ja, ich glaube auch, und das ist ein schönes Beispiel gewesen, gerade hier auch in Griechenland während der Militärunterzeit, wo das Goethe-Institut offen war für Menschen, die sich Gedanken machen wollten über ein neues Griechenland. Und wir sind ja im Jubiläumsjahr, 50 Jahre modernes Griechenland. Und das erinnert mich natürlich ein wenig auch aus meiner Herkunft aus Ostdeutschland, wo ja die Kirche auch noch einen Raum für Dialog geboten hat und dann ja im Endeffekt auch die Friedliche Revolution sich daraus entwickelt hat. Und deswegen ist es gut, dass wir diese Goethe-Institute, glaube ich, weltweit haben, auch mit dieser Marke. Sie hatten es angesprochen, einen Raum zu schaffen für Dialog, weil er in der Öffentlichkeit schwierig stattfinden kann. Darüber sind wir in Griechenland lange hinweg, Gott sei Dank. Vielleicht daher als abschließende Frage, wie Sie die Zukunft hier des Goethe-Instituts sehen, welche Aufgaben wir weiterhin verfolgen sollten und wie Sie vielleicht auch künftig hier am Standort sich weiterentwickeln, weiter ausrichten wollen.
SPEAKER 3
00:21:49
Also wir begreifen uns hier in Athen als ein Ort, der offen ist für die Stadt Athen, für die Bürgerinnen und Bürger von Athen. Und das wollen wir noch weiter ausbauen. Das klingt ein bisschen trivial, aber wir haben das Privileg, in der Innenstadt verortet zu sein. Wir verfügen über eine sehr schöne, sehr sichere, erdbebengesicherte Immobilie. Und was wir gesehen haben in den letzten Jahren seit der Pandemie und seit wir wieder nach der Renovierung hierher zurückgezogen sind, ist, dass der Ort sich so entwickelt, ohne dass wir gar nicht viel machen müssen. Er ist ein Ort der Begegnung geworden. Wir haben hier unten unsere Bibliothek, die gleichzeitig Foyer ist, die gleichzeitig Begegnungsort ist, die gleichzeitig Café ist. Und wenn Sie dort um die Mittagszeit sind, dann werden Sie dort keinen freien Sitzplatz finden, weil sich dort junge Menschen treffen. Studierende, Künstler, Vertreter von Institutionen, ganz unabhängig, das spielt gar keine Rolle, die vorbeikommen, die sagen, das ist ein Ort, in dem kann ich mich treffen, in dem kann ich lernen, ich kann mich zurückziehen, ich kann Angebote wahrnehmen. Und diese Öffnung wollen wir weiter vorantreiben. Wir arbeiten auch in der letzten Zeit intensiver mit Stadtvierteln zusammen, sodass wir sagen, wir gehen mit unseren Bildungs-, mit unseren Kulturprojekten gezielt nach Gipseli oder nach Tavros, also in Stadtviertel, in denen Akteure sitzen, die zivilgesellschaftlich vor allem sehr aktiv sind. Wir versuchen, diese Initiativen dann auch ins Haus zu holen, um zu signalisieren oder auch zu realisieren, dass wir ein Ort für Athen sind. Und ich glaube, das ist die Zukunft hier für den Standort Athen, weil Raum so kostbar ist in den heutigen Zeiten und wir gerne diesen Schatz mit Athen teilen wollen, auch ein Stück weit.
SPEAKER 1
00:23:38
Ich glaube, das ist ein gutes Schlusswort. Ein Ort für Athen zu sein, ein Ort für Griechenland. Nicht zu sagen, wir bringen die deutsche Sprache nach Griechenland, sondern wir bringen als Brücke und Vehikel der deutschen Sprache hier einen Ort der Begegnung, das Raum ist die Diskussion, hier nach Griechenland. Eine schöne Botschaft, dafür vielen herzlichen Dank. Sehr gerne. Vielen Dank für Ihre Zeit. Und es gibt noch eine Schlussfrage, eine allerletzte Schlussfrage, die bekommt jeder Gast bei uns hier im Podcast. Yassas Adanauer, wo fährt denn Frau Kaya gerne hin hier in Griechenland? Was ist ihre Lieblingsinsel?
SPEAKER 2
00:24:09
Das ist jetzt eine schwierige Frage.
SPEAKER 3
00:24:11
Ich mag Levkada sehr gerne. Levkada im Ionischen Meer?
SPEAKER 1
00:24:16
Ja, so ist es.
SPEAKER 3
00:24:17
Ich bin aber nicht so sehr der Inseltyp. Ich werde immer wieder danach gefragt. Natürlich fahre ich am Wochenende nach Aegina Idra oder so, also in die Insel im Saronischen Golf und bin dann sehr happy, dass ich dort sein darf. Aber eigentlich bin ich ein Mensch für die Berge und meine Sehnsucht gilt dem Peloponnes. Ah, das hört sich gut an. Wenn ich das so sagen darf. Ist ja fast eine Insel.
SPEAKER 1
00:24:38
Genau, zumindest seitdem der Kanal von Corinne gestochen ist. Dann vielen herzlichen Dank für Ihre Zeit. Vielen Dank, dass wir hier bei Ihnen im Goethe-Institut sein durften. Alles Gute auch weiterhin, Yassas. Sehr gerne.
SPEAKER 2
00:24:59
Zypern wird zum Erdgaslieferant. Zypern könnte schon 2026 mit der Produktion von Erdgas beginnen und plant sich an einem Hochspannungs-Stromkabelprojekt zu beteiligen, das den östlichen Mittelmeerraum mit dem europäischen Festland verbindet, sagte gegenüber Reuters der zyprische Minister für Handel, Industrie und Energie Papa Nastasio. Die Gasförderung und der Anschluss an die Energiemärkte im Ausland erreichen damit einen entscheidenden Wendepunkt für Zypern und andere südeuropäische Länder, da somit die Abhängigkeit von russischen Energiequellen weiter verringert werden kann, so Minister Papa Nastasio im Interview. Zypern hatte bereits 2011 sein erstes unterseeisches Gasfeld im östlichen Mittelmeer entdeckt. Die jüngste Entdeckung wurde jedoch erst mit dem Jahr 2022 durch einen weiteren Gasfund des Gemeinschaftsprojektes der italienischen Eni und der französischen Total Energies entscheidend vorangetrieben. Der Seehafen von Pireus entwickelt sich weiter als einer der führenden Logistik-Drehkreuze im östlichen Mittelmeer und in Südeuropa. Der Hafen nimmt eine immer weiter steigende Rolle beim Umschlag von Waren zwischen Europa und Asien ein. Laut einem Bericht des Sinquan Baltic International Shipping Center Development Index rangiert der Hafen Pireus im Jahr 2023 an achter Stelle und ist damit einer der zehn wichtigsten Häfen weltweit. Der Hafen Pireus und die griechische Schifffahrtsindustrie gelten als zuverlässiger Garant für den Welthandel. Die griechische Handelsflotte ist die größte in der EU und hat damit eine bedeutende Rolle für In- und Exporte zwischen Asien und Europa.
SPEAKER 1
00:27:02
Olga, wir nähen uns dem Quartare Rifterra, der ja für das Ende der Apokalypse steht und der in diesem Jahr auf dem 18. März fällt.
SPEAKER 2
00:27:31
So ist es. Das ist der Tag der körperlichen und geistigen Reinigung. Den nennen wir Kaffaran für Reinheit. Das Terrat ist der Montag.
SPEAKER 1
00:27:42
Genau. Und obwohl es das Ende der Fastenzeit markiert, ist es an einem Montag, nicht an einem Mittwoch wie Aschermittwoch. Immer an einem Montag. Aber ich finde die Bedeutung und die Symbolik sehr spannend in beiden Kulturkreisen, im katholischen, evangelischen wie auch im orthodoxen, dass sich der Geist, der Körper und die Seele reinigen soll. Dass man sich vorbereitet auf die Fastenzeit, auf die Entschleunigung, auf die Entschlackung, um dann in Griechenland im Mai diesen Jahres in die Osterfeierlichkeiten zu starten. Und was machen wir denn da an diesem Tag? An dem Tag lassen wir den Drachen steigen.
SPEAKER 2
00:28:20
Kinder begeben sich nach draußen. Die nehmen ihren Drachen zusammen mit dem Vater und der Mutter oder dem Opa oder wem auch immer. Und dann wird der Drachen praktisch losgelassen. Und das bedeutet dann auch, Theorien zu folgen, dass die Seele sich in dem Fall reinigt. Man lässt sie in die Luft schweben.
SPEAKER 1
00:28:44
Genau. Ich fand das auch sehr schön im letzten Jahr. Man macht einen Spaziergang, man geht raus. Es ist ja oft auch sehr windig am Meer zu dieser Jahreszeit. Hoffentlich ist es windig. Das hilft nämlich immer beim Drachen steigen. Und danach, wenn man etwas durchgefroren ist, da wird doch sicherlich noch gegessen in Griechenland.
SPEAKER 2
00:28:59
Oh ja, wie immer wird in Griechenland gegessen, aber an dem Tag ein bisschen besonders. Das heißt, man geht auf Meeresfrüchte zu. Man isst traditionell eine Laghane. Das ist eine Brotsorte, die es nur an dem Tag praktisch gibt. Dann gibt es Halva, dieses Tahini, was dahinter noch ist. Dara Boussanada, Oliven, alles ganz leckere Speisen an dem Tag.
SPEAKER 1
00:29:27
Das hört sich gut an. Darauf freuen wir uns schon. Ich auf jeden Fall. Ich auch. Na dann, sagen wir mal Kaliorixi.
SPEAKER 2
00:29:33
Oh ja, Kaliorixi und viel Spaß für jeden von uns.
SPEAKER 1
00:29:36
Genau, zum Katara Deftera. Und damit sind wir am Ende unseres Podcastes Yassas Adonaue, der Podcast für Griechenland und die Region angekommen. Wir möchten uns ganz herzlich bei Frau Kaya, der Leiterin des Goethe-Instituts in Athen und für die Region Südeuropa bedanken. Wir würden uns freuen, wenn Sie unseren Podcast abonnieren, eine Bewertung abgeben und bei Spotify die Glocke aktivieren. In zwei Wochen sind wir wieder für Sie da. Redaktion Vassilis Caridas-Infantis, Produktion Studio Schumann Leipzig, Sprecher Olga Zuzuku und Marian Wendt. Wir bedanken uns fürs Zuhören und sagen Yassas aus Athen. Bis bald!

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